DMM Der Mobilitätsmanager

3 www.dmm.travel Angeblich zeigt sich eine Mehrheit der Deutschen für den Kampf gegen den Klimawandel bereit Verzicht zu üben. Eine repräsentative Umfrage von YouGov besagt, für 74 % wäre es in Ordnung, auf Kurzstreckenflüge zu verzichten. Und 56 % würden das Auto in Innenstädten stehen lassen. Klingt alles wunderbar, doch daran zu glauben fällt schwer. ••• Die Diskussionen ins Laufen gebracht haben vor allem Greta und die Fridays for Future- Bewegung, ein Youtuber und natürlich der Ausgang der Europawahlen. Da wurde auch dem Letzten klar, dass vor allem die jüngeren Wähler zu den Grünen getrieben werden, weil sie in erster Linie mit der mangelnden klima- politischen Konsequenz der Volksparteien nicht mehr einverstanden sind. Dabei muss aber auch den Generationen Y und Z klar sein, dass Forderungen in Sachen CO 2 -Steuer, Verbot von Kurzstreckenflügen, Kerosinbe- steuerung, Einschränkung von Dieselfahrzeu- gen und Automobilen im urbanen Raum Fol- gen für Wirtschaft und Arbeitsplätze bedeuten können. Annegret Kramp-Karrenbauer stimmt die Bürger schon einmal auf einen neuen Kurs ein: Ohne Umstellung des Lebens- stils wird es nicht gehen. Von wegen nachhaltiges Reisen. Wenn man die Menschenmassen in den Flughafen- terminals betrachtet, gleich zu welcher Tages- und Nachtzeit, die wahnsinnigen Staus auf den Autobahnen und Innenstädten, dann erkennt man, dass sich am Umweltverhalten der Bundesbürger in den letzten Jahren insge- samt wenig geändert hat. Der Anteil der Inlandsflüge sinkt zwar, vornehmlich stati- stisch, weil die Gesamtzahl aller Flüge wächst. Und der Pkw-Verkehr hat laut Umweltbundes- amt zwischen 1995 und 2018 um rund 19 % zugenommen, vom irren Straßengüterverkehr ganz zu Schweigen. Dienstreise weiter wichtig, aber... Bei alle- dem reden wir jetzt noch nicht mal vom Geschäftsreise-Business. Aber auch das nimmt zu. Nicht etwa, weil es immer auch eine Abwechslung vom oftmals öden Arbeitsalltag bedeutet, sondern weil das per- sönliche Zusammentreffen mit dem Geschäftspartner und das bessere gegenseitige Kennenlernen, der Aufbau von Netzwerken auch 2019 weiter an Relevanz gewinnt. Eine Frage freilich müssen sich auch Mobilitätsma- nager stellen: Muss man wirklich inner- deutsch noch Kurzstrecken fliegen - das stellt ja sogar Lufthansa-Chef Carsten Spohr in Frage mit dem Verweis darauf, dass die LH- Kurzstreckenverbindungen nicht profitabel sind -, muss man wirklich nur mit hochmoto- risierten und „dicken“ Firmenfahrzeugen auf Dienstfahrt gehen? Ich will hier weder den Air- lines noch den Autobauern ans Schienbein treten. Aber es gibt nun mal Alternativen, angefangen bei der Bahn, die vor dem Hinter- grund der Klimadebatte sinnvoller sind. Zeit- faktor hin oder her. Aus und vorbei mit Glanz und Gloria. Und damit wären wir beim nächsten Sorgenkind, der IAA: Der weltgrößten Autoshow laufen die Aussteller in Scharen davon. So war es im Frühjahr auch beim Genfer Automobilsalon, der ein Absage-Waterloo erlebt hatte. 2020 wird die 90. Auflage in deutlich verkürzter Form stattfinden. So gut wie tot ist die Detroit Motorshow und vor sich hin dümpeln die Automessen von LA, New York, Shanghai usw.. Und Frankfurt? Viele Autobauer bleiben der IAA fern. BMW und Daimler haben ihr Messeengagement deutlich reduziert. Und auch im Volkswagen-Konzern geht längst der Messepoltergeist um. Die Gründe für die zahl- reichen Absagen sind vielfältig. So registrieren die Aussteller mit ihren oft millionenschweren Messe-Events kaum Rückfluss an Geld oder Image. Die IAA-Verweigerer setzen inzwi- schen auf eigene kleine aber exklusive Events. Freuen Sie sich auf eine interessante Lektüre und schauen Sie gerne auf dmm.travel vorbei. Wir freuen uns, Sie auf der IAA begrüßen zu dürfen. Gernot Zielonka Herausgeber und Chefredakteur VERZ ICHTEN FÜR DEN KL IMAWANDEL? Wer CO 2 verursacht, soll dafür bezahlen, sagt Christoph Schmidt, Chef der Wirtschaftsweisen und Wirt- schaftsprofessor an der Universität Bochum. Mit Blick auf jeden Einzelnen betont er „Klimaschutz gibt es nicht zum Nulltarif!“. Beim Geld freilich hört für viele der Spaß auf. Zwar würde die Hälfte der Befragten für Flug- tickets deutlich mehr bezahlen, an der Tankstelle aber würden nur noch 27 % höhere Literpreise akzeptieren. Editorial • Unter uns

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