DMM Der Mobilitätsmanager

3 www.dmm.travel Bill Gates über das Corona-Virus: „Es gibt einige Dinge, wie Geschäftsreisen, die nie wiederkommen“. Nach dem Ebola- Ausbruch 2014 hatte Gates in einem heute berühmt gewordenen Ted-Talk noch vergeblich gewarnt, die Welt sei auf den nächsten Ausbruch einer Epidemie nicht vorbereitet. Recht hatte er. ••• Zur Corona-Pandemie prophezeite Gates, selbst wenn man mit voller Geschwindigkeit arbeite, ein paar Nebenwirkungen mehr als sonst in Kauf nehme und parallel die Produk- tion in allen führenden Firmen hochfahre, werde man nicht wesentlich schneller als in 18 Monaten am Ziel sein. Diese eineinhalb Jahre Semi-Normalität, so Gates, werden die Gesellschaft für immer verändern und der Digitalisierung einen massiven Schub geben. Nach seiner Meinung wird es einige Dinge geben, z.B. Geschäftsreisen, von denen er be- zweifle, dass sie jemals wiederkommen, je- denfalls nicht mehr in dem Umfang wie vor Corona. Und er bezweifelt, dass es noch viele Face-to-Face-Konferenzen geben wird. Der glo- balen Business Travel- und Mice-Branche spricht Gates damit sicher nicht aus der Seele. Die hofft auf eine Rückkehr zu „alten Zeiten“. Ein Weiter so? Das, meinen auch andere schlaue Köpfe, darf es nicht geben. Doch sehen das die Lobbyverbände von Tourismus, Luftfahrt, Autoindustrie, Hotellerie, Gastro- nomie usw. anders. Sie fordern nicht nur zig Milliarden Euro als Ausgleich für entgangene Einnahmen, sie wollen unter allen Umstän- den die Vor-Corona-Zeiten zurück haben. In- des hat die Corona-Krise mehr CO 2 gespart denn je zuvor. Länder im Lockdown ver- brauchten rund ein Viertel weniger Energie, so die International Ebergy Agency (IEA). All die Einschnitte und der Verzicht auf Lebens- qualität, den viele beklagt haben, reichen aber nicht aus, um uns vor der nächsten Kata- strophe, dem Klimawechsel und all seinen Folgen, ich nenne hier nur die zu erwartende Völkerwanderung von Süd nach Nord, zu bewahren. Nun hat sich aber die Wahrneh- mung der Prioritäten verändert. Die Pande- mie bedroht akut Menschenleben, dann die Wirtschaft, der Klimaschutz folgt später. Mehr Klimaschutz. Deutschland, USA, Japan, die EU u.a.m. haben die größten Hilfsprogramme der Geschichte auf den Weg gebracht. Airlines und Touristikunternehmen wurden gerettet, der Autokauf angekurbelt, die Bahn bekommt Milliarden, und über- haupt wurde Geld verteilt als gäbe es kein Morgen mehr. Aber wurde bei all den Staats- subventionen auch auf die Klimawirksamkeit geachtet? Wäre der Forschung auch nur ein Bruchteil der zig Miliarden Euro zuteil gewor- den, die sie für die Umstellung der Wirtschaft auf erneuerbare Energien braucht, wir hätten schon lange klima- und umweltfreundlichere Boden- und Luftfahrzeuge. Die Coronakrise wird irgendwann verschwinden, wenn es ei- nen Impfstoff gibt. Die Klimakrise aber wird nicht verschwinden. Was wir vergessen sollten. Vorleistungsin- vestitionen ohne sicheren Kapitalrückfluss, etwa für „schneller, höher, weiter“, das sollten wir uns aus dem Kopf schlagen. Ebenso Bil- ligstreisen: Für 19 Euro mal eben von Frank- furt nach Mailand, New York oder anderswo, das ist dekadent. Kommt es dann mal zu einer Krise, schon sind viele touristische, Luft- fahrt und sonstige Unternehmen platt. Hätten sie eine reelle Kostenkalukulation mit Berück- sichtigung auch von schwierigeren Situatio- nen durchgeführt, hätten sie jetzt das notwen- dige Finanzpolster, um auch Dürrezeiten zu überstehen. Werden wir wirklich lernen? Meine Be- fürchtung ist, dass der Lerneffekt bescheiden ausfallen wird. Eher wird die Party fünf Minu- ten nach Krisenschluss weitergehen wie ge- habt. Viele neue Erkenntnisse mit dieser neuen Ausgabe von DMM. Ihr Gernot und Julia Zielonka Herausgeber und Chefredakteur WENIGER GESCHÄFTSRE ISEN? Wir kennen William „Bill“ Henry Gates III als Gründer des Unternehmens Microsoft zusammen mit seinem Kollegen Paul Allen. Gates, Unternehmer, Programmierer und Mäzen gilt mit seinem geschätzten Vermögen von 110 Mrd. USD als einer der reichsten Menschen der Welt. Er ist aber auch einer der wenigen, die viele Milliarden in soziale Projekte stecken. Und man sagt ihm nach, er sei ein sehr umgänglicher und hoch intelligenter Mensch. Übrigens muss man dazu, siehe Gates, keinen Universitätsabschluss geschweige denn Doktortitel haben. Editorial • Unter uns

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