DMM Der Mobilitätsmanager

3 www.dmm.travel Null Gramm Schadstoffausstoß ab 2035 bei Autos, die geplante Besteuerung von Kerosin - beides sorgt für Aufregung bei Auto- mobil- und Luftfahrtindustrie. Wird da nicht viel zu viel über Belas- tungen geklagt, die die EU-Klimaziele mit sich bringen? Die stehen indes in keinem Verhältnis zu den Belastungen, die der Klimawan- del bereits heute verursacht. Ahrweiler & Co. lassen grüßen. ••• Tatsächlich bedeuten die EU-Vorschläge einen Wendepunkt. Den sollte Deutschland als füh- rende Industrienation Europas als riesige Chance verstehen, die mehr neue Arbeitsplät- ze schaffen wird als verloren gehen. Kerosinsteuer. Alle Landverkehrsträger müssen sehr hohe Energiesteuern bezahlen, ob auf Treibstoffe oder Strom. Zusätzlich müs- sen die Züge der Bahnunternehmen hohe Trassengebühren entrichten, insgesamt ein x-Faches dessen, was z.B. die Lufthansa an Luftfahrtsteuern abführen muss. Das führt zu einer massiven Wettbewerbsverzerrung etwa im innerdeutschen Verkehr. Nun plant die Europäische Kommission einen EU-weiten Mindeststeuersatz für umweltschädliche Flug- kraftstoffe. Bis dato ist der Flugverkehr von jeglicher Kraftstoffsteuer befreit. Ab 2023 würde der Mindeststeuersatz für Flugkraft- stoff bei Null beginnen und über einen Zeit- raum von zehn Jahren schrittweise steigen, bis der volle Steuersatz eingeführt werde. Nachhaltige Kraftstoffe, einschließlich erneu- erbaren Wasserstoffs und fortschrittlicher Bio- kraftstoffe, würden während dieses Zehn-Jah- res-Zeitraums nicht mit EU-Mindeststeuern belegt. Ziel Brüssels: Die EU-Treibhausgase- missionen müssen bis 2030 um 55 % gegen- über 1990 gesenkt werden. Mehr Tempo. Die Luftfahrt wird ihre Klima- ziele bis zum Jahr 2050 nicht erreichen be-sagt eine aktuelle Studie (DEPA 2050) des Deut- schen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). Laut der Untersuchung muss die Luft- fahrt bei den Innovationen deutlich an Tempo zunehmen, andernfalls droht sogar ein Anstieg der zu verhindernden Emissionen. Hoffnungsträger sind laut den Forschenden vor allem Sustainable Aviation Fuels. Unverschämt. Zusatzeinkünfte (ancillary revenue) sind für Airlines eine immer wichti- gere Einnahmequelle. Ryanair etwa macht mit dem Verkauf von Essen, Getränken und Zollfreiartikeln rund 34 % des Umsatzes. Was aber, wenn weniger an Bord verkauft wird? Dann wird das Bordpersonal bedroht, so geschehen bei der Ryanair-Tochter Lauda. In einem grob formulierten Schreiben des Chefs der Wiener Basis der Tochter Lauda an die 264 Beschäftigten wird denen vorgeworfen, sie zeigten mangelndes Engagement, man- gelnde Führung in der Kabine und mangelnde Einhaltung der bestehenden Verkaufsverfah- ren an Bord. Darum verschärfe man ab sofort die Regeln für den Bordverkauf, um die Erträ- ge zu erhöhen. Das geschehe „angesichts Ihrer Unfähigkeit und mangelnden Eigenmotivati- on, Ergebnisse zu liefern“. Der Briefschreiber fordert, dass ihn der Senior nach Beendigung der Aufgaben an Bord und bei Anwesenheit der gesamten Crew direkt anruft und die Ergebnisse des Tagesbetriebs präsentiert und begründet. Abschließend wird den Mitarbei- tern noch einmal nachdrücklich klar gemacht, dass man keine Entschuldigungen akzeptie- ren werde, sollten die gewünschten Erträge nicht erzielt werden. Geschäftsreisen ziehen an. Zeichen der Erholung mehren sich, belegen Zahlen des Corporate-Payment-Spezialisten AirPlus Inter- national. So hat über 1/3 der europäischen AirPlus-Kunden imMai 2021 mehr Flugreisen unternommen als einen Monat zuvor. Im Ver- gleich zum April hat sich die Zahl gar fast ver- fünffacht. Überproportional stark legten dabei innereuropäische Flüge zu, + 50 % zum April. Geschäftsreisen mit Inlandsflügen stiegen um ein Drittel. In Deutschland flogen Geschäfts- reisende imMai 38,5 % mehr als im Vormo- nat. Auch hier waren vor allem Flüge ins euro- päische Ausland gefragt, das Plus: 52,3 %. Von Zahlen von vor der Pandemie ist Europa allerdings noch weit entfernt: ImMai lag die Gesamtzahl der Flüge von Geschäftsreisenden in Europa bei rund 1/10 verglichen mit 2019. Die Lufthansa rechnet damit, dass sich der Geschäftsreisemarkt erst 2024 auf etwa 80 % erholen wird. Vorsichtshalber hat der Carrier sein Produktangebot in der Langstreckenflotte an die aktuelle Prognose angepasst. Das Sitz- angebot in First und Business Class sinkt vor- erst um 30 %. Freuen Sie sich auf eine spannende Lektüre und schauen Sie mal auf dmm.travel. Gernot Zielonka Herausgeber und Chefredakteur KL IMAZ I ELE: E INE RI ESIGE CHANCE Die deutlich verschärften Klimaziele der EU-Kommission haben eine Debatte über die technischen und sozialen Folgen sowie den Wettbewerb ausgelöst. Dabei beschwört dorch auch die Geschäftsreisebranche die Nachhaltigkeit. Aber wenn‘s zum Schwur kommt, soll Geschäft vor Umwelt und Klimaschutz kommen. Editorial • Unter uns

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