Anhaltende Grippe-Welle: Impfung auch jetzt noch sinnvoll

Die Zahl der Influenza-Erkrankungen in Deutschland steigt weiter an, v.a. in den letzten zwei Wochen haben die Infektionen stark zugenommen. Auch jetzt kann eine Impfung noch schützen. Auch Geschäftsreisenden, die viel unterwegs sind, sei sie empfohlen.

Der Impfstoff deckt zwar nicht alle Varianten des Influenza-Virus ab. Ein teilweiser Schutz ist jedoch besser als gar keiner, teilt das CRM Centrum für Reisemedizin mit. Der Immunschutz setzt nach etwa ein bis zwei Wochen ein und hält dann in der Regel die ganze Saison. Rund 18.300 labordiagnostisch bestätigte Fälle registrierte das Robert Koch-Institut seit Beginn der Saison im Oktober 2014 bis Mitte Februar 2015. Hinzu kommt eine hohe Dunkelziffer von Erkrankungen, die nicht im Labor bestätigt wurden. 

Der derzeit verwendete Impfstoff gegen Influenza besteht aus Bestandteilen der aktuell weltweit zirkulierenden Virustypen. Die Zusammensetzung wird jedes Jahr von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) festgelegt. Er ist in diesem Jahr jedoch nur eingeschränkt wirksam. Dies ist darauf zurückzuführen, dass sich ein Subtyp des Influenza A-Virus, H3N2, seit der Herstellung der Vakzine verändert hat und nicht mehr mit der im Impfstoff enthaltenen Variante übereinstimmt. Der H3N2-Stamm zirkuliert derzeit besonders stark in der Bevölkerung. 

„Trotz der eingeschränkten Wirksamkeit ist eine Impfung dennoch empfehlenswert – denn der Impfstoff schützt zwar nicht optimal gegen den H3N2-Stamm, jedoch gegen viele andere Varianten des Influenza-Virus, die ebenfalls in Umlauf sind“, sagt Professor Dr. med. Tomas Jelinek, Wissenschaftlicher Leiter des CRM Centrum für Reisemedizin. Insbesondere Risikogruppen wird dieser Schutz empfohlen: Menschen ab 60 Jahre, chronisch Kranken, Schwangeren und Personal von Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen.  

Neben dem von den Gesetzlichen Krankenkassen bezahlten Impfstoff stehen weitere Vakzinen gegen Influenza zu Verfügung. So ist diese Saison u.a. auch ein Impfstoff zugelassen, der Antigene von vier statt den sonst üblichen drei Saatviren beinhaltet und damit einen breiteren Schutz bietet. Für Senioren gibt es ein Serum mit Wirkverstärker, das die schwächere Immunabwehr älterer Menschen aktivieren soll. Für Kinder empfiehlt das Robert Koch-Institut ein als Nasenspray anzuwendenden Impfstoff. Menschen, die an einer Hühnereiweißallergie leiden, können einen Impfstoff erhalten, der nicht in Hühnerembryos, sondern in Zellkulturen produziert wurde. 

„Patienten können also individuell beraten und mit dem für sie am besten geeigneten Grippeimpfstoff versorgt werden“, erklärt Jelinek. „In der Praxis stehen diese Produkte jedoch leider nicht immer allen Versicherten zur Verfügung, da in vielen Regionen Impfstoffe über Ausschreibungsverträge ausgewählt und dann weitgehend exklusiv angeboten werden. Das derzeit starke Infektionsgeschehen zeigt, wie groß der Bedarf hochwertiger und effektiver Vakzinen ist“, so Jelinek. „Die verringerte Wirksamkeit des aktuellen Impfstoffs aufgrund von Virenmutationen ist ein nicht zu vermeidendes Problem, sollte jedoch nicht vom Impfen abhalten.“ 

Die saisonale Grippewelle führt in der Regel jedes Jahr zu Millionen Arztbesuchen und Tausenden Todesfällen. Im Unterschied zu grippalen Infekten, ist Influenza eine ernstzunehmende Virusinfektion, die insbesondere bei älteren Menschen und bei Menschen mit Grunderkrankungen einen schweren und lebensgefährlichen Verlauf nehmen kann. Häufigste Komplikation ist eine Lungenentzündung.

Quelle: CRM / DMM