Audi auf Elektrifizierungstripp

Audi will sich in den kommenden Jahren verstärkt der Elektrifizierung seiner Antriebe widmen. Künftig soll es in jeder Modellreihe mindestens ein Elektrofahrzeug bzw. einen Plug-in-Hybrid geben. Und auch wasserstoffbetriebene Fahrzeuge stehen auf der Agenda. Auf den „Future Performance Days“ nahe Madrid präsentierten die Ingolstädter ihre Ideen in Theorie und Praxis. U.a. durften wir den neuen Q7 e-tron 3.0 TDI fahren und den mit Waserstoff gespeisten A7 Sportback h-tron.

Den neuen Q7 hatten wir bereits mit herkömmlichen Antrieben vorgestellt, jetzt folgt die Plug-in-Hybrid-Variante, die für umweltbewusste Kunden, auch im gewerblichen Segment, eine durchaus interessante Alternative zum Dieselantrieb sein kann. Der Halbstromer beschleunigt in 6,0 Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h und verbraucht nach der ECE-Norm für Plug-in-Hybride 100 km mit 1,7 Liter Diesel. Das entspricht einer Emission von 46 Gramm CO2/km. Leider ist die Konsumangabe nur blanke Theorie. Auf unseren Fahrten im Umland der spanischen Metropole kamen wir im Schnitt auf etwas über 6 Liter/100 km. Aber auch das ist natürlich ein phänomenal guter Wert für ein solch’ schweres Fahrzeug. Das SUV ist ebenso sportlich wie komfortabel und, wie gesagt, besonders effizient. Rein elektrisch erreicht er eine Reichweite von bis zu 56 km, die lokal emissionsfrei zurück gelegt werden. Dieser Nobel-Geländewagen ist der weltweit erste Plug-in-Hybrid mit einem V6-TDI-Motor und quattro-Antrieb, bringt gewissermaßen das Beste aus zwei Welten auf die Straße.  

Der bärenstarke 3.0 TDI und die E-Maschine erzeugen zusammen 275 kW (373 PS) Systemleistung und 700 Nm Drehmoment. Der Sprint von 0 auf 100 km/h dauert gerade mal 6,0 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit ist 225 km/h. Aber wer braucht das schon auf den dauerverstopften Autobahnen Deutschlands? Dank des 75 Liter großen Tanks ist eine Gesamtreichweite von bis zu 1.400 km möglich. Ein Schelm wer Böses bei folgender Rechnung denkt: 75 l Tankinhalt und laut NEFZ nur 1,7 l Verbrauch auf 100 km? Danach müsste der Super-Q7 nicht nur 1.400 km weit kommen, sondern 4.411 km.  

Über die Vorteile des Plug-in-Hybrids haben wir schon viel berichtet: Während Autos mit klassischem Antrieb beim Bremsen Energie verlieren, rekuperiert der Q7 e-tron quattro, sprich, beim Verzögern wandelt er Bewegungsenergie in elektrische Energie um, die er beim Beschleunigen wieder einsetzen kann. Der Vorteil der aufladbaren Batterie im Q7 e-tron quattro ist, dass sie weite Bereiche der täglichen Mobilität abdeckt. Im Elektrobetrieb mit 94 kW Spitzenleistung kann man bis zu 56 km rein elektrisch und lokal emissionsfrei fahren; das passt soweit, das haben wir ausprobiert.  

Ansonsten wissen wir ja schon, dass der neue Q7 (nun auch in der Hybridversion) den größten Innenraum im Segment bietet, und dass er sich mit vielen Komfort-Features aus der Luxusklasse noch zusätzlich individualisieren lässt, was aber mächtig ins Geld geht.

Anzeige- und Bedienkonzept sind Benchmark.  Das serienmäßige Virtual Cockpit und das MMI-System sind von Grund auf neu entwickelt. Ihre Bedienung ist einfach und besticht durch intelligente Logik. Die serienmäßige MMI Navigation plus, die den Internet-Baustein Audi connect integriert, arbeitet beim Q7 e-tron quattro eng mit dem Hybridmanagement zusammen. Das erlaubt schon beim Start anhand der Navigationsdaten und der Echtzeit-Verkehrsinformationen eine ideale Fahrstrategie zu errechnen – auch auf längere Distanz. Während der Fahrt unterstützt der Prädiktive Effizienzassistent den Fahrer beim Kraftstoffsparen, indem er präzise Nahumfeld-Informationen liefert. Aus den Navigations- und Kameradaten sowie den Informationen der Radarsensoren der optionalen adaptive cruise control (ACC) erstellt er bis zu 3 km im Voraus ein detailliertes Bild der Strecke. Vor Tempolimits, Ortsschildern, Kurven, Kreisverkehren und Kreuzungen schlägt er dem Fahrer rechtzeitig per optischem Hinweis vor, vom Fahrpedal zu gehen. Zugleich pulst das aktive Fahrpedal einmal gegen seine Fußsohle.        

Speicher. Die Lithium-Ionen-Batterie (Samsung) mit 17,3 kWh Kapazität ist aus 168 prismatischen Zellen aufgebaut und flüssigkeitsgekühlt. Die neue mehrphasige Ladetechnologie erlaubt das Laden mit 7,2 kW Leistung. Damit dauert eine Vollladung an einer Industriesteckdose weniger als zweieinhalb Stunden. Ergänzend bietet Audi das vom A3 e-tron her bekannte Paket von speziellen e-tron-Serviceleistungen an – von der Umstellung auf Ökostrom (Audi Energie) bis zur „Audi Charge&Fuel Card“. Mit den e-tron-Diensten im Portfolio von Audi connect kann der Fahrer Funktionen wie Laden und Klimatisieren über das Smartphone steuern.   Hybridmanagement. Das Hybridmanagement regelt die Betriebszustände des SUV. Der Fahrer hat die Wahl zwischen vier Modi:

  1. Der Modus „EV“ räumt dem elektrischen Fahren Priorität ein.
  2. Im Modus „hybrid“ entscheidet das Hybridmanagement weitgehend frei über die Art des Antriebs.
  3. Im Modus „battery charge“ lädt es den Akku.
  4. Im Modus „battery hold“ spart es die vorhandene elektrische Energie für einen späteren Zeitpunkt auf.

Je nach Fahrsituation kann der SUV boosten, segeln und rekuperieren – im Alltag laufen die meisten Bremsvorgänge über die E-Maschine, die dann als Generator arbeitet. In aller Regel startet der Wagen rein elektrisch. Beim Wechsel in den hybrid-Modus und für das Boosten muss der Fahrer das aktive Fahrpedal, eine weitere Neuheit, über einen gewissen Widerstand hinaus durchtreten. Die Position des Druckpunktes ist je nach Ladezustand flexibel geregelt.      

Künftig wollen die Ingoldtädter ihre eigenen Batterien bauen, einfach um unabhängig zu bleiben. Außeerdem haben sie inzwischen so viel Erfahrung aufgebaut, dass sie überzeugt sind, die besseren und sehr leistungsfähige Stromspeicher produzieren zu können, erfuhr DMM in gesprächen mit Ingenieuren vor Ort.

Fahrwerk. Der Halbstromer lässt sich ziemlich extrem fahren. Ihn bringt kaum etwas aus der Ruhe. Man kommt sich vor wie in einer Lok auf Schienen. Dass der Q7 in gewisser Weise auch ein Allrounder für alles mögliche Areal ist, ist gut zu wissen, aber im Grunde genommen ist der Wagen natürlich zu schade, um sich damit durch Schlamm und Dreck über Stock und Stein zu bewegen. Ein Bergabfahrassistent und ein Offroad-Modus für die Elektronische Stabilisierungskontrolle ESC sind serienmäßig an Bord. Mit der optionalen Luftfederung ist zusätzlich eine Neigungswinkelanzeige Serie. Die elektromechanische Servolenkung arbeitet feinfühlig und energiesparend. Optional ist die Luftfederung mit geregelter Dämpfung adaptive air suspension. Der Fahrer kann ihre Charakteristik über das serienmäßige Fahrdynamiksystem Audi drive select regeln. Es hält bis zu sieben Modi bereit und bindet u.a. Motorsteuerung, Motorsound, Automatikgetriebe, Lenkunterstützung, Geschwindigkeitsregelanlage, adaptive cruise control (ACC), Matrix LED-Scheinwerfer und Ambientebeleuchtung ein.  

Über das Design des 5,05 Meter langen Riesen reden wir mal lieber nicht. Nur so viel: Der ab 2018 lieferbare Q6, der laut Ingolstädter Management ausschließlich als rein elektrisches Fahrzeug kommen wird, ist wirklich attraktiv. Beim Q7 hingegen waren die Designer viel zu brav. Vielleicht noch etwas zum Preis: In der Basisversion sind über 80.000 Euro brutto hinzublättern. Eine Anmerkung sei noch erlaubt: Für Audi kommt Dieselgate zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt, was die Einführung des Plug-in-Hybrids in den USA betrifft. Denn dort scheinen alle deutschen Hrsteller mit ihren Dieselantrieben unten durch zu sein. Bleibt abuwarten, ob die Ingolstädter angesichts dessen nicht doch noch einen Q7 Plug-in-Hybrid mit TFSI-Motor anbieten werden. Quelle: DMM / Audi