Bahn-Digitalvorständin wirft hin

Die Vorständin für Digitalisierung und Technik, Prof. Dr. Sabina Jeschke, verlässt die Deutsche Bahn. Sie beabsichtige, ihren Vorstandsvertrag vorzeitig zum 31. Mai 2021 zu beenden und gehe „auf eigenen Wunsch und im besten freundschaftlichen Einvernehmen", heißt es in einer Pressemitteilung des Unternehmens.

DB-Digitalvorständin Prof. Dr. Sabina Jeschke verlässt den Konzern vorzeitig. Foto: DB

Die Mitteilung der DB lautet so: „Die Vorständin für Digitalisierung und Technik, Prof. Dr. Sabina Jeschke, verlässt die Deutsche Bahn AG. Sie beabsichtige, ihren Vorstandsvertrag vorzeitig zum 31. Mai 2021 zu beenden und gehe „auf eigenen Wunsch und im besten freundschaftlichen Einvernehmen", teilte die 52-Jährige am Donnerstag in Berlin mit. Die gebürtige Schwedin war im Jahr 2017 zur DB gekommen. Ihre Entscheidung begründete Jeschke u.a. damit, dass sie sich künftig stärker in die Startup-Szene – vor allem auf internationaler Ebene – und in Hightech-Entwicklungen einbringen wolle.
DB-Aufsichtsratsvorsitzender Michael Odenwald: „Ich bedauere die Entscheidung von Frau Professor Jeschke und bedanke mich ausdrücklich für die sehr gute Zusammenarbeit mit Vorstand und Aufsichtsrat in den vergangenen Jahren. Wir wünschen ihr für die Zukunft alles erdenklich Gute.“
DB-Vorstandsvorsitzender Dr. Richard Lutz: „Sabina Jeschke ist eine geschätzte Kollegin, die mit der von ihr erarbeiteten Digitalisierungs- und Technikstrategie wichtige Impulse für unsere ‚Starke Schiene‘-Strategie gegeben hat. Auch wir als Vorstand danken ihr für das gute Miteinander und die geleistete Arbeit. Für ihre berufliche Neuorientierung außerhalb der DB wünschen wir ebenfalls nur das Beste.“

Jeschkes Vertrag war erst im Dezember 2019 um weitere fünf Jahre verlängert worden. Und im Januar 2021 war der Bahnmanagerin mit dem Bereich Technik zusätzlich die Verantwortung für zwölf Werke, in denen 7.500 Eisenbahner für die Instandhaltung der Züge sorgen, übertragen worden.

Tatsächlich scheint der Weggang der Managerin nicht ganz so unbelastet zu sein, wie es der Konzern vermittelt. De facto hatte Jeschke noch einen bis Ende 2025 laufenden Vertrag mit der Deutschen Bahn. Angeblich soll die Vorständin zunehmend enttäuscht und verärgert über mangelnde Entfaltungsmöglichkeiten gewesen sein. Das wäre nicht weiter verwunderlich. Denn ausgerechnet um das größte Projekt, die Digitalisierung der Schiene, durfte sich Jeschke nicht selbst kümmern. Statt der Expertin für künstliche Intelligenz nahm sich der Jurist und Sozialpädagoge Ronald Pofalla, schon vor seinem Wechsel zur DB als CDU-Politiker aufgrund seines mitunter fragwürdigen Verhaltens höchst umstritten, und aktuell DB-Netzvorstand, dieser prestigeträchtigen Aufgabe an.

Jeschke ist seit November 2017 im Vorstand der Deutschen Bahn für den Bereich Digitalisierung zuständig. Die gebürtige Schwedin studierte Physik, Informatik und Mathematik an der TU Berlin und promovierte anschließend auch dort. Bis zu ihrem Wechsel zur Deutschen Bahn blieb sie der Forschung verbunden und wurde zur Expertin für künstliche Intelligenz. Den Posten des Digitalvorstand gab's wiederum eher auf Drängen der Politik. Die war mit den Digitalisierungsbemühungen des Staatskonzerns nämlich alles andere als zufrieden.

Wie das manager magazin schreibt, offenbart der Abgang Jechkes einmal mehr das Problem, das Vorstandschef Richard Lutz (56) und Netzvorstand Ronald Pofalla (61) mit Frauen in Führungspositionen zu haben scheinen: Vor Jeschke hätten sich beide schon an Sigrid Nikutta, der Vorständin für den Güterverkehr, und an der ehemaligen Fernverkehrschefin Birgit Bohle (47) abgearbeitet. Quelle: DB / manager magazin / DMM