BDL kritisiert pauschale Reisebeschränkungen

Schrittweise haben die deutschen und ausländischen Fluggesellschaften viele internationale Flugverbindungen im Juni 2020 wieder aufgenommen. Dies wurde möglich durch die Aufhebung der pauschalen Reisewarnung für die Europäische Union und assoziierte Staaten zur Mitte des Monats. Diese Entwicklung geht im Juli weiter, so der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL). Ob Fliegen wirklich sicher ist, was Corona-Ansteckungen betrifft, ist fraglich. Denn am 20. Juni wurden nach einem Emirates-Flug in Honkong 29 Corona-Infizierte entdeckt.

Die Passagiere können ab deutschen Flughäfen im Juli 239 Ziele in 69 Ländern mit dem Flugzeug erreichen. Während die Fluggesellschaften im Juni rund 30 % ihres ursprünglichen Streckennetzes wieder bedient haben, werden es im Juli bereits 60 % sein. Dabei werden viele dieser Verbindungen mit reduzierter Frequenz wieder angeflogen, weshalb das gesamte Flugangebot deutlich darunter liegt: Insgesamt wird die Kapazität ab deutschen Flughäfen im Juli bei ca. 27 % gegenüber dem Vorjahresmonat liegen – gegenüber den 14 % im Juni ist das in etwa eine Verdoppelung. 

BDL-Präsident Peter Gerber: „Mit diesem ambitionierten Angebot versuchen die Fluggesellschaften jetzt, den Passagieren ein möglichst großes Netz anzubieten. Oberste Prämisse für unsere Unternehmen ist, den Neustart der Luftfahrt verantwortungsbewusst zu gestalten. Das heißt, dass entlang der gesamten Reisekette Hygiene- und Vorsichtsmaßnahmen gelten, die das Infektionsrisiko gering halten. Hierfür haben die Fluggesellschaften und Flughäfen mit den Gesundheits- und Verkehrsbehörden von Bund und Ländern zusätzliche Maßnahmen festgelegt." Mit diesen Maßnahmen so glaubt es jedenfalls der BDL, wird das Flugzeug zu dem öffentlichen Verkehrsmittel mit dem geringsten Infektionsrisiko. Dass dies so nicht stimmen kann, beweist ein Flug von Emirates, bei dem sich vor wenigen Tagen erst 29 Personen mit Corona angesteckt hatten. Laut Hongkongs Gesundheitsministerium waren am 20. Juni 2020 29 der Infizierten mit Emirates-Flug EK380 aus Dubai in einer B777-300ER gekommen, wie die "South China Morning Post" berichtete.

Der Schwerpunkt des wieder aufgenommenen Verkehrs liegt auf Zielen innerhalb Europas, vor allem in den klassischen Urlaubsgebieten. Im europäischen Ausland sind 168 Zielorte in 39 Ländern zu erreichen, was 79 % der im Juli 2019 angeflogenen Destinationen entspricht. Die am stärksten angeflogenen Flugziele sind Palma de Mallorca, Istanbul, Wien, Antalya und London. Da die Nachfrage erst schrittweise wieder anzieht, werden diese Ziele zunächst mit niedriger Frequenz angeflogen – insgesamt liegt das Flugangebot im Europaverkehr im Juli bei ca. 30 % gegenüber Juli 2019. 

Die Wiederaufnahme des Luftverkehrs zu weiter entfernten Zielen läuft schleppender wieder an. 50 Ziele in 29 Ländern sind im interkontinentalen Verkehr wieder zu erreichen, was 29 Prozent des eigentlichen Streckennetzes entspricht. Die am stärksten angeflogenen Ziele in der Langstrecke sind Doha, Tel Aviv, Dubai, New York und Toronto. Gemessen in Abflügen beträgt das Langstreckenangebot 15 % gegenüber Juli 2019. 

Wesentliche Ursache für diese langsamere Erholung im Interkontinentalverkehr sind die bis zum 31. August geltende Reisewarnung für Drittstaaten, aber auch das Infektionsgeschehen in wichtigen Zielgebieten (zum Beispiel USA, Brasilien). In diesem Zusammenhang erneuerte Gerber die Forderung der Branche nach der Aufhebung von pauschalen, undifferenzierten Reisebeschränkungen: „Zu einem verantwortungsbewussten Neustart gehört, dass sich das Reisegeschehen und auch die Reisebeschränkungen am tatsächlichen Infektionsgeschehen orientieren. Pauschale Reisebeschränkungen ohne Bezug zum Infektionsgeschehen sollten durch risikobasierte Einzelregelungen ersetzt werden. Hierzu sollte Deutschland jetzt gemeinsam mit seinen europäischen Partnern unverzüglich Entscheidungen treffen“, so Gerber. Quelle: BDL / South China Morning Post / DMM