Blödsinnige Behauptungen auf Facebook beim Vergleich Elektroauto:Verbrenner

Auf Facebook kursiert ein Bild mit Text, auf dem es heißt: „Die Produktion einer Tesla-Batterie stößt 17 Tonnen CO2 aus. Also so viel wie ein Verbrenner in 200.000 km seiner Lebenszeit.” Bisher wurde der Beitrag 10.000 Mal geteilt. Diese Behauptung von mutmaßlich geistig verwirrten Köpfen entbehren jeglicher Grundlage und Wahrheit.

Eine Recherche von CORRECTIV.Faktencheck zeigt: Die Behauptung ist falsch. Ein Auto mit Verbrennungsmotor produziert durchschnittlich mehr als 35 bis 39 t CO2 auf 200.000 km. Die Produktion einer Batterie für ein Elektrofahrzeug des Herstellers Tesla verursacht hingegen im schlechtesten von CORRECTIV berechneten Fall 13 t CO2-Emissionen.
Um zu überprüfen, ob der Vergleich korrekt ist, haben die CORRECTIV-Experten zunächst berechnet, wie viel CO2 ein Auto mit Verbrennungsmotor im Durschnitt auf 200.000 km verursacht. Laut Kraftfahrtbundesamt waren am 01. Januar 2021 in Deutschland 48,2 Mio. Pkw mit einem Durchschnittsalter von 9,8 Jahren zugelassen. Zahlen des Bundesumweltamts zufolge verbrauchten Pkw im Jahr 2019 durchschnittlich 7,4 Liter Kraftstoff auf 100 km. Dabei handelt es sich um einen Mittelwert, unabhängig von der Art des Kraftstoffs (Benzin oder Diesel).

Bei der Verbrennung eines Liters Diesel entstehen laut der Helmholtz-Gemeinschaft etwa 2,65 kg CO2, bei einem Liter Benzin etwa 2,37 kg CO2. Anhand dieser Angaben lässt sich der CO2-Ausstoß eines Autos mit Verbrennungsmotor auf 200.000 km berechnen. Wenn ein Auto im Schnitt auf 100 km 7,4 Liter Kraftstoff verbraucht, dann verbraucht es auf 200.000 km 14.800 Liter.

Den Gesamtverbrauch an Kraftstoff multipliziert man mit der Menge CO2, die laut der Helmholtz-Gemeinschaft entsteht, wenn 1 Liter Diesel bzw. 1 Liter Benzin verbrannt wird. Im Ergebnis entstehen bei der Verbrennung von 14.800 Litern Benzin 35,076 t CO2. Bei der Verbrennung von Diesel sind es 39,220 t CO2.
Die Behauptung im Facebook-Beitrag ist also falsch: ein Verbrennungsmotor verursacht im Schnitt auf 200.000 km etwa doppelt so viel CO2 wie darin behauptet wird.

Als nächstes schauten sich die CORRECTIV-Fachkeute an, ob die angegebenen 17 t CO2, die bei der Produktion einer Tesla-Batterie entstehen sollen, korrekt sind.

Nach werden in batterieelektrischen Autos Lithium-Ionen-Batterien verbaut. Der US-amerikanische Hersteller Tesla vertreibt Elektroautos mit verschieden großen Batterien. Die Leistung der Batterien liegt zwischen 50 und 130 Kilowattstunden (kWh). Batterien stoßen selbst – anders als die Verbrennung von Kraftstoff – kein CO2 aus, aber bei ihrer Produktion werden Energie und Rohstoffe verbraucht. Als Emissionsquellen von Treibhausgasen nennt eine Studie des Fraunhofer Instituts von Januar 2020 beispielsweise den Abbau der für die Batterie-Produktion benötigten Rohstoffe. Das sind z.B. Lithium oder Kobalt.

Wie viel CO2 bei der Herstellung dieser Batterien verursacht wird, ist nicht so eindeutig zu beantworten. Ein Bericht der Universität Eindhoven geht davon aus, dass bei der Produktion zwischen 40 und 100 kg CO2-Äquivalente pro kWh Batterieleistung anfallen. CO2-Äquivalent ist eine Maßeinheit, mit der der Einfluss verschiedener Treibhausgase auf die Erwärmung der Erde so umgerechnet werden kann, dass er mit dem Erwärmungspotential von CO2 vergleichbar ist. 

Eine seriöse Studie des schwedischen Umweltfoschungsinstituts, die im Jahr 2019 überarbeitet wworden war. kam auf Werte zwischen 61 und 106 kg CO2-Äquivalente Emissionen pro kWh-Akku-Leistung, die produziert wird. Die Studie bezieht ebenfalls den Abbau der benötigten Rohstoffe mit ein, aber auch, aus welchen Quellen der Strom stammt, der bei der Produktion verwendet wird.

CORRECTIV berechnete den CO2-Ausstoß für den ungünstigsten Fall, also für eine 130 kWh starke Batterie und einen Ausstoß von 106 kg CO2/kWh bei der Produktion dieser Batterie. Das ergibt 13 t CO2. Der Wert liegt somit immer noch deutlich unter dem auf Facebook angegebenen und ist etwa dreimal so niedrig wie derjenige, der sich in der CORRECTIV-r Berechnung für einen Verbrennungsmotor auf 200.000 km ergeben hat.

Laut Fraunhofer Institut verursacht die Produktion eines Elektroautos mehr Emissionen als die Produktion eines Diesel- oder Benzinfahrzeugs. Die Nutzung des Elektroautos verursache dann aber wesentlich weniger Emissionen, so dass es am Ende „über seine Lebensdauer 15 bis 30 % niedrigere Treibhausgasemissionen“ verursache als ein konventioneller Pkw.
Die wichtigsten, öffentlichen Quellen für diesen Faktencheck:
•    Studie der Universität Eindhoven „Vergleich der lebenslangen Treibhausgasemissionen von Elektroautos mit den Emissionen von Fahrzeugen mit Benzin- oder Dieselmotoren“: https://www.gruene-bundestag.de/fileadmin/media/gruenebundestag_de/themen_az/mobilitaet/pdf/200831-Studie_EAuto_versus_Verbrenner_CO2.pdf
•    Studie des schwedischen Umweltforschungsinstituts „Lithium-Ion Vehicle Battery Production Status 2019 on Energy Use, CO2 Emissions, Use of Metals, Products Environmental Footprint, and Recycling“:
Info: https://correctiv.org/faktencheck/2021/07/06/nein-die-produktion-einer-tesla-batterie-verursacht-keine-17-tonnen-co2/?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE / DMM