Bundesgerichshof stutzt VW zurecht

Der für das Recht der unerlaubten Handlungen zuständige VI. Zivilsenat des Bundesgerichtshofs hat ein von Volkswagen angefochtenes Urteil in der Verhandlung vom Dienstag, 20. Juli 2021, bestätigt (Urteil vom 20. Juli 2021 – Az.: VI ZR 575/20) und die Revision zurückgewiesen. Es ging um ein Urteil zum Schadensersatzanspruch nach Weiterverkauf eines vom Dieselskandal betroffenen VW Touran.

Der Fall: Die Klägerin erwarb im Juni 2014 einen gebrauchten VW Touran. Volkswagen hatte den Wagen mit einem Dieselmotor des Typs EA189 ausgestattet. Das Aggrehat hatte eine Steuerungssoftware, die erkannte, ob sich das Fahrzeug auf einem Prüfstand oder im normalen Straßenverkehr befand. Im Prüfstandsbetrieb stieß das Fahrzeug weniger Stickoxid aus als im Betrieb auf der Straße. Während des laufenden Rechtsstreits veräußerte die Klägerin das Fahrzeug zu einem marktgerechten Preis. Zwischen den Parteien war streitig, ob der Klägerin trotz des Weiterverkaufs des VW Touran ein Schadensersatzanspruch gegen die Beklagte in Höhe des gezahlten Kaufpreises abzüglich einer Nutzungsentschädigung für die Fahrzeugnutzung und abzüglich des erzielten Verkaufserlöses zusteht.

Bisheriger Prozessverlauf: Das Landgericht Bonn hatte der Klägerin trotz Weiterverkaufs des Diesel-Fahrzeugs einen Schadensersatzanspruch zuerkannt. Die hiergegen gerichtete Berufung der Beklagten (Volkswagen) wurde abgeschmettert.  

Entscheidung des Senats: Der u.a. für das Recht der unerlaubten Handlungen zuständige VI. Zivilsenat hat das angefochtene Urteil bestätigt und die Revision Volkswagens zurückgewiesen. Die Vorinstanzen hatten laut BGH zutreffend angenommen, dass die Beklagte die Klägerin durch das Inverkehrbringen eines Fahrzeugs mit Abschalteinrichtung (Prüfstanderkennungssoftware) vorsätzlich sittenwidrig geschädigt hat und ihr insoweit grundsätzlich ein Anspruch auf Schadensersatz in Höhe des gezahlten Kaufpreises abzüglich einer Nutzungsentschädigung Zug um Zug gegen Herausgabe und Übereignung des Fahrzeugs zusteht. Der Weiterverkauf des Fahrzeugs ließ diesen Schadensersatzanspruch nicht entfallen. Durch den Weiterverkauf trat der marktgerechte Verkaufserlös an die Stelle des im Wege der Vorteilsausgleichung herauszugebenden und zu übereignenden Fahrzeugs und war vom Schadensersatzanspruch abzuziehen.  

Die maßgeblichen Vorschriften lauten: § 826 des Bürgerlichen Gesetzbuches (BGB) - Wer in einer gegen die guten Sitten verstoßenden Weise einem anderen vorsätzlich Schaden zufügt, ist dem anderen zum Ersatz des Schadens verpflichtet. § 249 Abs. 1 BGB - Wer zum Schadensersatz verpflichtet ist, hat den Zustand herzustellen, der bestehen würde, wenn der zum Ersatz verpflichtende Umstand nicht eingetreten wäre.

Vorinstanzen: Landgericht Bonn - Urteil vom 3. Juni 2019 – Az.: 9 O 389/18 und Oberlandesgericht Köln - Urteil vom 26. März 2020 – Az.: 7 U 167/19. Quelle BGH / DMM