BVG schafft Barzahlung beim Ticketverkauf ab

Anders als bisher werden die Fahrgäste der Berliner Verkehrsbetriebe für Münzen und Geldscheine keine Tickets mehr bekommen, sondern nur noch mit Karte oder Handy. Die kontaktloser Zahlung in den Bussen des Landesunternehmens stößt beim Berliner Fahrgastverband IGEB auf Widerstand: Er fordert den Berliner Senat auf sicherzustellen, dass auch künftig Fahrscheine mit Bargeld gekauft werden können – in den Bussen ebenso wie in den Straßenbahnen.

„Vordereinstieg beim Bus startet wieder“, meldete die BVG am 08. Juli 2021 und erläuterte, wie mit der Beendigung dieser Corona-Maßnahme der Schutz vor Ansteckungen dennoch gewahrt werden soll – und die Busse dabei zugleich schneller werden sollen: Parallel zum Öffnen der Vordertüren ist am Montag, 12. Juli 2021, der rein kontaktlose Ticketverkauf gestartet, mit dem ein naher und längerer Kontakt zwischen dem Fahrpersonal und den Kunden vermieden wird. Neben der Kontaktreduzierung erwartet die BVG als positiven Effekt auch eine Zeitersparnis. Der Fahrscheinerwerb an jeder Haltestelle wird voraussichtlich sehr viel schneller erfolgen, die Abfahrt damit zügiger.

Ob der Fahrscheinerwerb mit Karte statt Bargeld die Aufenthaltszeit der Busse an den Haltestellen tatsächlich messbar reduziert, bleibt abzuwarten, so der Verband. Oft haben Fahrgäste mit Fragen an die Busfahrer mehr verzögert als der Ticketkauf mit Bargeld. Die Abschaffung der Barzahlung beim Ticketkauf im Bus als Corona-Schutzmaßnahme zu verkaufen, erachtet der IGEB als dreist. Bereits seit Jahren erschwert die BVG den Barzahlern den Ticketkauf in der Straßenbahn, in dem die Automaten gar kein Bargeld oder zumindest keine Scheine annehmen. Auch beim Busverkehr geht es jetzt ausschließlich darum, die Kosten des Betriebs durch Beendigung der Bargeldannahme zu reduzieren. Es gibt Menschen, die aus finanziellen oder gesundheitlichen Gründen oder wegen ihres Alters (Kinder ebenso wie Hochbetagte) nicht mit Girokarte oder Smartphone, sondern (zumindest auf absehbare Zeit) nur mit Bargeld bezahlen können. Die BVG als Monopolist glaubt nun offensichtlich, so der Fahrgastverband weiter, auf diese Kunden keine Rücksicht nehmen zu müssen. Dabei sind gerade diese ganz besonders auf öffentlichen Nahverkehr angewiesen.

Deshalb fordert der Fahrgastverband IGEB den rot-rot-grünen Senat auf, sich seiner Verantwortung für die Menschen zu stellen, die aus den genannten Gründen auch künftig darauf angewiesen sind, sich in Bus oder Straßenbahn eine Fahrkarte mit Bargeld zu kaufen. Das betriebswirtschaftlich verständliche, aber verkehrspolitisch falsche und vor allem unsoziale BVG-Pilotprojekt muss beendet werden und darf vom Senat nicht als dauerhafte Regelung genehmigt werden. Quelle: Berliner Fahrgastverband IGEB / DMM