Das hat dem Diesel gerade noch gefehlt

Um die 90 % aller Geschäftswagen in Deutschland fahren mit Dieselmotoren. Doch sind die Selbstzünder inzwischen schwer in Verruf geraten. Ein Übriges zum möglichen Aus des Diesels könnte der jüngste Skandal um Tier- und Menschenversuche leisten, mit dem drei Autokonzerne und Bosch angeblich nachweisen wollten, dass der Diesel ungefährlich sein soll.

Die "Europäische Forschungsvereinigung für Umwelt und Gesundheit im Transportsektor", ein von der Autoindustrie finanzierter Lobbyverein, hat mit Affen und Menschen Versuche zu Diesel-Abgasen durchgeführt. Ziel war, nachzuweisen, dass Autoabgase harmlos seien. Dass Stickoxide jährlich viele Tausend Todesopfer fordern, ist laut US-amerikanisxchen Wissenschaftkern eindeutig nachgewiesen.  

Hinter dem Verein stecken die Konzerne Daimler, BMW und VW sowie der Autozulieferer Bosch. Bei den Versuchen am Menschen mussten 25 junge und gesunde Testpersonen an einem Institut des Uniklinikums Aachen über mehrere Stunden hinweg Stickstoffdioxid einatmeten. Jetzt gehen die Konzerne auf Distanz. "Wir distanzieren uns ausdrücklich von der Studie", heißt es bei Daimler.  

Volkswagen hat erste Konsequenzen im Zusammenhang mit den durch die Europäische Forschungsvereinigung für Umwelt und Gesundheit im Transportsektor (EUGT) finanzierten Tierversuchen gezogen. Der Vorstand hat in seiner Sitzung am Dienstag, 30. Januar 2018, das Angebot des Leiters der Konzern-Außenbeziehungen und Nachhaltigkeit, Dr. Thomas Steg, angenommen, ihn zu beurlauben. Der Cheflobbyist hatte erklärt, die volle Verantwortung für die Vorgänge zu übernehmen. Im Klartext: Thomas Steg, Generalbevollmächtigter für den Konzern, wird bis zur vollständigen Aufklärung der Vorgänge von seinen Aufgaben entbunden und wird weiterhin hoch bezahlt. „Wir wollen Tierversuche für die Zukunft absolut ausschließen. Damit so etwas nicht noch einmal passiert“, hatte Steg gegenüber der Bild-Zeitung gesagt und, dass der Autobauer  prüfen lässt, was nach den Versuchen mit den Affen geschehen sei, in welchem Zustand sie übergeben wurden und wie es ihnen heute geht (sofern sie noch leben).  

 „Wir sind dabei, die Arbeit der 2017 aufgelösten EUGT genau zu untersuchen und alle nötigen Konsequenzen daraus zu ziehen. Steg hat erklärt, die volle Verantwortung zu übernehmen. Dies respektiere ich", sagte der Vorstandsvorsitzende der Volkswagen Aktiengesellschaft, Matthias Müller, am Dienstag. Die Untersuchungen der Vorgänge werden weiter mit Hochdruck vorangetrieben. Die Aufgaben von Steg übernimmt kommissarisch Jens Hanefeld, verantwortlich für Internationale und Europäische Politik. Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) äußerte gegenüber der „Passauer Neuen Presse“, der Bericht sei einfach schockierend. Wer solche Tests in Auftrag gibt, scheint jeglichen Maßstab verloren zu haben. Menschen und Tiere für die eigenen Zwecke zu missbrauchen, sei „einfach entsetzlich“. Auch Bundesumweltministerin Barbara Hendricks (SPD) hält die Versuche mit Affen und Menschen in diesem Zusammenhang für verantwortungslos.“ 

Während die betroffenen Autokonzerne wie beim Dieselskandal behaupten, keiner ihrer Vorstände hätte etwas gewusst, scheint das Gegenteil der Fall zu sein, wie der "Spiegel" schreibt: "Natürlich haben die Autohersteller von den Tests an Affen und menschlichen Probanden gewusst. Die jetzige Reaktion der Autovorstände ist für mich daher nicht nachvollziehbar", sagt Helmut Greim, der früher an der Technischen Universität München gelehrt hatte und in dem Lobbyverein Vorsitzender des Forschungsbeirats war, auf Nachfrage. Der mit Vertretern der drei Autokonzerne besetzte EUGT-Vorstand habe "an fast allen Sitzungen des wissenschaftlichen Beirats teilgenommen". Auch ein anderes ehemaliges Beiratsmitglied bestätigte dies dem Nachrichtenmagazin. Quelle: WWF Living Planet News / VW / spiegel online / DMM