Die Umwelt entlasten durch virtuelle Kleideranprobe

Der Online-Handel boomt. Auch etwa 20 % ihrer Kleidung kaufen die Deutschen im Internet. Doch oftmals passen die Kleidungsstücke dann nicht und werden wieder zurückgeschickt. Das verursacht den Ausstoß von Treibhausgasen und kostet unnötig Rohstoffe. Mit dem Deutschen Institut für Textil- und Faserforschung (Denkendorf) und dem Unternehmen Assyst (Aschheim) will die Firma Avalution (Kaiserslautern) das ändern, indem sie eine virtuelle Anprobe der Kleidung ermöglicht. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) fördert das Projekt fachlich und finanziell mit knapp 445.000 Euro.

„Jedes fünfte Kleidungsstück, das 2015 in Deutschland gekauft wurde, haben Kunden online bestellt, Tendenz steigend. 25 bis 50 % davon werden nach dem Anprobieren wieder zurückgesendet“, erläutert Michael Stöhr, Geschäftsführer von Avalution. Häufig würden die gleichen Kleidungsstücke in verschiedenen Größen geordert. Was nicht passt, werde wieder zurückgeschickt. Das brauche Energie für den Transport und Rohstoffe, da die zurückgeschickte Ware gereinigt und neu verpackt werden müsse. Teilweise würde sie sogar direkt vernichtet, da ein Aufarbeiten zu teuer sei, so Stöhr. Avalution will die Zahl der Rücksendungen verringern, indem der Kunde die Kleidung online anprobieren kann und so Auswahl-Bestellungen vermieden werden. Dafür soll der Kunde eine digitale Kopie seines Körpers erhalten ‒ ein dreidimensionales Spiegelbild, in der digitalen Welt auch als Avatar bezeichnet. An dem soll er online die Kleidungsstücke anprobieren können und sehen, welche Größe die richtige ist und ob das Stück zur eigenen Figur passt.

„Wir verfügen über die weltweit größte Datenbank an menschlichen Bodyscans. Auf dieser Datenbasis erstellen wir anhand weniger Angaben Avatare, die der Kunde ganz einfach individuell anpassen kann“, so Stöhr. Aufgrund der Erfahrung und Vernetzung Avalutions am Markt sei es bei erfolgreichem Projektverlauf denkbar, dass es in einigen Jahren eine solche Möglichkeit der digitalen Anprobe in vielen Online-Shops gebe und damit ein erhebliches Einsparpotential bei den Rücksendungen erreicht werde, sagt DBU-Referent Dr. Michael Schwake. Zusätzlich werde bei dem Projekt ein Ansatz entwickelt, der dem Kunden die Auswirkungen verschiedener Kaufentscheidungen auf die Umwelt transparent machen soll. Auf einen Blick könne er dann sehen, dass die Umwelt durch das Bestellen mehrerer Größen zur Auswahl deutlich mehr belastet wird, als wenn er sich für eine Größe entscheidet. Schwake: „So kann der Käufer ökologische Aspekte langfristig in die eigene Entscheidung einfließen lassen.“ Quelle: DBU / DMM