E-Mobilität: Marktentwicklungen bis 2030

Für das Jahr 2030 kann der Neuzulassungsanteil von Elektrofahrzeugen (EVs) in Europa unter günstigen Rahmenbedingungen im "Schnellen Szenario" auf bis zu 90 % steigen. Im "Moderaten Szenario" wird von einem EV-Anteil von 75 % ausgegangen, so eine Prognose des Center of Automotive Management (CAM).

Zentrale Treiber sind die Regulations- und Förderkulissen (insbes. die Klimaschutzziele), die Batteriepreisentwicklung und vor allem die Dichte und Qualität der Ladeinfrastruktur.

Die globale Marktdynamik der Elektromobilität hat sich im Jahr 2020 vor dem Hintergrund veränderter Regulationskulissen und verschärfter Klimaschutzziele erheblich beschleunigt. Die E-Mobilität steigt dabei entgegen dem Corona-bedingten rückläufigen Gesamtmarkttrend. 2020 wurden in Europa (EU+EFTA+UK) insgesamt 11,9 Mio. Pkw neu zugelassen. Das entspricht einem Rückgang von rund 24 % im Vergleich zu 2019. Im Gegensatz dazu ist der Elektrofahrzeugabsatz (BEV/PHEV) auf dem europäischen Markt um knapp 144 % auf ein Niveau von etwa 1,3 Mio. Fahrzeugen gestiegen. Die EVs (BEV+PHEV) hatten 2020 einen Neuzulassungsanteil von knapp 11 %. Rund 6 Prozent entfiele auf BEV und etwa 5 % auf PHEV. Im ersten Halbjahr 2021 beschleunigte sich dieser Trend mit einem EV-Neuzulassungsanteil von rund 17 % weiter. In Deutschland liegt der Marktanteil von E-Fahrzeugen nach sechs Monaten des Jahres 2021 nunmehr bei 22,5 %.

Für das Jahr 2030 ist vor dem Hintergrund verschärfter Klimaschutzregeln und bereits erlassener Zulassungsverbote für Verbrenner in einigen Ländern mit einer weiteren deutlichen Erhöhung des globalen EV-Marktanteils zu rechnen.

Zur Abschätzung des EV-Marktes in Europa wurden drei Szenarien entwickelt, die sich im Hinblick auf die Geschwindigkeit des Markthochlaufs unterscheiden.

  1. Im „Schnellen Szenario“, das einen sehr dynamischen EV-Markthochlauf modelliert, steigt der EV-Marktanteil in Europa im Jahr 2030 auf 90 %. Rund 81 Prozent der gesamten europäischen Pkw-Neuzulassungen entfallen dann auf BEV, knapp 9 % wären Plug-In-Hybride. Für den Gesamtmarkt in Europa wird für das Jahr 2030 – in allen Szenarien - von 15,5 Mio. der Neuzulassungen im Jahr 2030 ausgegangen. Durch den EV-Marktanteil von 90 % resultiert somit ein absoluter Absatz von etwa 14 Mio. elektrischen Fahrzeugen (EVs), die sich aus 12,6 Mio. batterieelektrischen und 1,4 Mio. Plug-In-Hybriden zusammensetzen. Diese Entwicklungen sind vor allem den ambitionierten regulatorischen Vorgaben (CO2-Flottengesetzgebung), stark sinkender Batteriepreise sowie der sehr gut ausgebauten Ladeinfrastruktur geschuldet. Daraus resultiert, dass sich das BEV-/PHEV-Verhältnis unter den EV in deutlich in Richtung der nachhaltigeren und kostengünstigeren batterieelektrischen Fahrzeuge entwickelt. Demzufolge liegt das BEV-/PHEV-Verhältnis unter den EVs in diesem Szenario bei 90:10 zugunsten der BEV.
  2. Aus den getroffenen Annahmen geht im moderaten EV-Markthochlauf-Szenario ein EV-Neuzulassungsanteil von 75 % im Jahr 2030 hervor, während mit einem Viertel konventionellen Verbrennerfahrzeugen gerechnet wird. Die 75 % EVs setzen sich zu 80 % aus BEV und zu 20 % aus PHEV zusammen. Aus den prozentualen Anteilen ergeben sich in absoluten Zahlen Neuzulassungen von 11,6 Mio. EVs im Jahr 2030. Darunter finden sich nach dem erwarteten BEV-/PHEV-Verhältnis rund 9,3 Mio. BEV und 2,3 Mio. PHEV.
  3. Unter der Annahme eher unwahrscheinlicher negativer bzw. kontraproduktiver Einflussfaktoren ergibt sich im langsamen EV-Markthochlauf-Szenario ein gesamthafter EV-Neuzulassungsanteil von etwa 50 %. In diesem Szenario sind entsprechend noch die Hälfte t der Neuzulassungen konventionelle Verbrennerfahrzeuge. Das freilich ist angesichts der Ankündigungen vieler Autohersteller, noch in diesem Jahrzehnt die Produktion von reinen Verbrennerautos einzustellen, äußerst unwahrscheinlich.

Die Modellierung der Szenarien basiert insbesondere auf Annahmen zu Fahrzeugkosten (insbes. Batteriekosten), Ladeinfrastruktur sowie zur politischen Regulierung bzw. Förderung. Die Ladeinfrastruktur ist dabei ein für den Markthochlauf unerlässlicher „Hygienefaktor“ der Elektromobilität. Im sehr wahrscheinlichen schnellen Szenario werden für das Jahr 2030 etwa Batteriepreise von 40 Euro pro Kilowattstunde (kWh) Batteriekapazität, Normal- und Schnellladenetze mit hoher Dichte, guter Funktionalität und niedrigen Stromkosten sowie insbesondere den EV-Markthochlauf unterstützende Regulierungskulissen angenommen. Dazu zählen die bereits von der Politik angekündigten weitere Verschärfungen der CO2-Flottenziele, Bonus-Malus Regelungen, Einfahrverbote von Verbrennerfahrzeugen in Metropolen sowie Zulassungsverbote für Verbrennerfahrzeuge bzw. deren Ankündigungen in weiteren Ländern.

Durch den in den verschiedenen Szenarien beschriebenen Markthochlauf der Elektromobilität reduziert sich das jeweilige Absatzvolumen von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren, und es erhöht sich damit gleichsam das wirtschaftliche Risiko für entsprechende Investitionen von Automobilherstellern.

Da auch in anderen zentralen Marktregionen wie China und den USA mit ähnlichen Trends zu rechnen ist, stellt sich für alle Automobilhersteller die Frage, ob sich die Investitionen in neue Verbrenner-Motorengenerationen und Plattformen bzw. Baukastenarchitekturen für Verbrennerfahrzeuge noch ausreichend amortisieren. Grundsätzlich müssen die Automobilhersteller je nach Szenario bereits für das Jahr 2030 mit einer teils sehr drastischen Reduzierung der Absatzvolumen für Benzin- und Dieselfahrzeuge rechnen. Entsprechend dürften viele Automobilhersteller die Entwicklung in neue Verbrennerfahrzeuge in der zweiten Hälfte der 2020er Jahre einstellen. Quelle: Center of Automotive Management (CAM) / DMM