EASA: Unglücksflieger 737-MAX darf wieder starten

Der schwer in Verruf geratene Kurz- und Mittelstreckenjet B737-MAX ist das jüngste Mitglied der B 737-Familie. Die 737 gilt als Arbeitspferd und ist in vielen Versionen seit 1964 im Einsatz. Der 737 Max war im März 2019 nach zwei Abstürzen mit insgesamt 346 Todesopfern die Betriebserlaubnis entzogen worden. In den USA darf sie seit Dezember 2020 wieder starten und auch in Europa soll es wieder grünes Licht geben, nachdem die europäische Flugsicherheitsbehörde EASA das Passagierflugzeug am Mittwoch, 27. Januar 2021, wieder freigegeben hat.

Der Kurz- und Mittelstreckenjet 737 Max war mutmaßlich in einer Hauruck-Aktion entwickelt worden, um dem erfolgreichen Airbus 320neo etwas entgegenzusetzen. Doch zwei Abstürze sorgten für ein weltweites Startverbot. Die Wahrheit bezüglich der Absturzursache kam nur scheibchenweise ans Licht und offenbarte einen vom Konkurrenzdruck getriebenen Flugzeugbauer Boeing, der große Risiken einging, sowie eine unterfinanzierte und streckenweise überforderte Zulassungsbehörde FAA (Federal Aviation Administration). Eine zu aggressiv programmierte Steuerungssoftware, MCAS, von der die Piloten zudem nichts wussten, hatte die tragischen Unglücke mitverursacht. Boeing musste eine komplett neue Software entwickeln und durch etliche Zulassungsverfahren bringen. Alle bereits  ausgelieferten Maschinen mussten nachgerüstet werden.

Das Desaster mit der Max hat den US-Konzern in eine schwere Krise geführt, die durch die Folgen der Pandemie zusätzlich beschleunigt wurde. Köpfe rollten bei Boeing. U.a. wurde der CEO durch einen neuen Mann am Ruder ersetzt. Während der Rivale Airbus 2020 immerhin 566 Flugzeuge ausliefern konnte, waren es bei Boeing nur bescheidene 157 Verkehrsjets.

Für den schwer angeschlagenen US-Flugzeugkonzern ist die EASA-Zulassung eine wichtige Nachricht. Selbst wenn es noch einige Zeit dauern dürfte, bis die Max in Europa wieder mit Passagieren abhebt, das Modell ist mit einer Hypothek belastet und einem nicht minder schwerwiegenden Imageproblem. Die Nachrüstung kostet Zeit, auch die Piloten müssen nachgeschult werden. Im Cockpit werden laut Boeing zusätzliche Anzeigegeräte für die sogenannten AoA-Sensoren installiert sowie ein zusätzlicher virtueller Sensor. Mittels eines speziellen Bedienknopfs können die Piloten künftig bei einer Notsituation den „Stick-Shaker“ abschalten. Außerdem können sie bei ungewöhnlichen Fluglagen den Autopiloten abschalten und die Steuerung manuell übernehmen.

Bis heute haben etliche Fluggesellschaften rund 1.000 Einheiten der 737 MAX storniert. Nicht zuletzt auch vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie. Denn es braucht zurzeit keine weiteren Flugkapazitäten. Quelle: EASA / DMM