Eifel- und Ahr-Strecke müssen neu aufgebaut werden

Die bislang vorliegenden Bilder aus dem Ahrtal und der Eifel zeigen ein unvorstellbares Maß der Zerstörung auch an der Schieneninfrastruktur durch das Extremwetterereignis in der Nacht vom 14. auf den 15. Juli 2021. Die Katastrophe, die viele Menschen um Hab und Gut gebracht sowie nach aktuellem Stand der Dinge 160 Todesopfer gefordert hat, wirkt sich auf den gesamten Bahn- und Straßenverkehr aus. Brücken, Straßen, Gleisanlagen, vieles haben die Fluten zerstört. Milliardenschäden sind allein an der Infrastuktur entstanden. Allein sieben Regionalverkehrsstrecken sind so stark von den Wassermassen zerstört, dass die DB sie neu bauen oder umfangreich sanieren muss.

 

Die Reparatur- und Wiederaufbaumaßnahmen werden Wochen und Monate dauern. Insgesamt sind Gleise auf einer Länge von rund 600 Kilometern von den Unwetterfolgen betroffen. Nach wie vor räumen rund 2.000 DB-Mitarbeitende dort, wo das Wasser abgeflossen ist, Gleise, Bahnhöfe und Anlagen von Geröll und Schlamm frei.

Das Wasser hat in NRW und Rheinland-Pfalz insbesondere die Eifelstrecke, die Voreifel- und Erfttalbahn, die S-Bahn Rhein-Ruhr Linie 9 (Wuppertal-Essen-Steele) sowie die Strecke Hagen–Brügge und die Ruhr-Sieg-Strecke (Hagen–Plettenberg) stark beschädigt. Auch die Ahrtalbahn ist massiv von der Zerstörung betroffen, hier sind sieben Brücken und 24 Kilometer Strecke nicht mehr oder nur noch rudimentär vorhanden. Auf anderen Strecken wird die Reparatur noch Wochen in Anspruch nehmen, beispielsweise auf dem Streckenabschnitt zwischen Herzogenrath und Geilenkirchen auf der Strecke Aachen – Mönchengladbach oder auf der Verbindung Bochum - Hattingen. In den besonders vom Unwetter betroffenen Gebieten konnte die DB viele Schäden oftmals behelfsmäßig reparieren, um den Zugverkehr schnellstmöglich wieder aufzunehmen. Aber auch hier stehen weitere Arbeiten an.

Bei den Bahnhöfen zeigt sich ein ähnliches Bild: Rund 80 Stationen wurden durch das Unwetter beschädigt. Wassereinbrüche haben Aufzüge zerstört oder Bahnsteige unterspült. Viele kleinere Reparaturen hat die DB inzwischen durchführen können.

Nach wie vor gibt es große Einschränkungen im Nah- und Regionalverkehr. Aufgrund gesperrter Strecken verkehren zahlreiche S-Bahn- und Regionallinien weiterhin nicht oder nur eingeschränkt. Ersatzweise fahren Busse, soweit die Straßen in den Krisenregionen noch intakt sind. Über die Verbindungen informieren die Verkehrsverbünde und Eisenbahnverkehrsunternehmen der Region.

Die Deutsche Bahn bitte alle Fahrgäste um Verständnis für die Einschränkungen. Nachstehend ein Überblick über die aktuelle Situation im Schienenverkehr im Norden von Rheinland-Pfalz:
• Bis auf die Eifel- und Ahrstrecke sind alle anderen Strecken wieder befahrbar.
• Die Eisenbahninfrastrukturunternehmen DB Netz DB und Station&Service sowie das Eisenbahnverkehrsunternehmen DB Regio NRW nehmen diese Woche die Schäden an Infrastruktur und Fahrzeuge auf.
• Bislang bekanntgewordene Bilder legen nahe, dass weite Teile von Ahr- und Eifelbahn komplett neu aufgebaut werden müssen. Betroffen sind in Rheinland-Pfalz bis zu 115 km Streckenlänge. Nach Einschätzung der DB sind es 600 km bundesweit (inkl. NRW und Bayern). U.a. sind umfassende Erneuerungen der Eisenbahninfrastruktur (Oberbau, Brücken, Stützwände, Durchlässe, Bahnübergänge, Stellwerke etc.) erforderlich und außerdem zehn Bahnfahrzeuge betroffen.
• Die RB 30 Ahrbrück – Bonn kann nun zwischen Remagen und Bonn pendeln.
• Im Ahrtal wurde mit vier Gelenkbussen ein Schienenersatzverkehr (SEV) zwischen Remagen und Ahrweiler eingerichtet . Andere Verkehrsverbindungen sind nicht möglich.

In der Eifel konnte noch kein SEV eingerichtet werden. DB Regio NRW und SPNV-Nord suchen nach Lösungen.
• Die Eisenbahnbrücke auf der linksrheinischen Strecke über die Ahr in Sinzig ist mit reduzierter Geschwindigkeit wieder nutzbar. Die Langsamfahrstelle führt zu Verspätungen im SPNV auf den Linien RE 5 (RRX) und RB 26 (MRB). Ab Wochenende (24 bis 26. Juli) soll die Brücke voraussichtlich wieder mit regulärer Geschwindigkeit befahren werden können.
• Die linke Rheinseite ist seit Samstagabend auch in Bonn für den Personen- und Güterverkehr wieder nutzbar, so dass der RE 5 und RB 26 wieder durchgängig aber mit Verspätungen verkehren können.
• Im Kreis Altenkirchen im Nordosten von Rheinland-Pfalz kann der Rhein-Sieg-Express RE 9 wieder von Siegen über Betzdorf und Köln weiter nach Aachen fahren.
• Die zwischenzeitlichen Einschränkungen auf der Moselstrecke (Koblenz – Trier), Pellenzbahn (Andernach – Kaisersesch) und Moselweinbahn (Bullay – Traben-Trarbach) sind aufgehoben.

Perspektiven für einen Zugverkehr auf der Eifel- und der Ahr-Strecke sind derzeit nicht möglich. Vermutlich dauert es Monate, bis beide Bahnlinien wieder aufgebaut sind. Vielleicht kann die vom Unwetter verschonte Eifelquerbahn (Kaisersesch – Daun – Gerolstein) ggf. zur Entlastung der Eifelstrecke beitragen. Konkret könnte dies darin bestehen, dass auf der Eifelstrecke eingeschlossene Fahrzeuge geborgen werden können, die Werkstatt in Gerolstein wieder angefahren werden kann und Bauzüge nicht nur von Trier-Ehrang und Euskirchen, sondern auch über Andernach zum Einsatz kommen könnten. Der SPNV-Nord hat DB Netz um Prüfung gebeten. Quelle: DB / SPNV-Nord / DMM