EU: Luftfahrt grenzt Belarus aus

Die EU reagiert auf die von Belaus‘ Machthaber und Diktator Alexander Lukaschenko inszenierte Entführung einer Ryanair-Boeing am Pfingstsonntag, um einen in der Maschine befindlichen Journalisten und Regimekritiker zu schnappen. Die gesamte westliche Welt ist aufgebracht ob dieses willkürlichen Akts. Europäische Fluggesellschaften wurden aufgerufen, den Staat zu umfliegen. Das hat neue Routenführungen vor allem nach Asien zur Folge.

Am Sonntag (23. Mai) wurde Flug FR4978 von Ryanair von Athen nach Vilnius kurz vor Verlassen des weißrussischen Luftraums gekapert und mit der Drohung, den Jet abzuschießen, in das weit entfernte Minsk gwzwungen. Dort wurde der regierungskritische Journalist und seine Freundin nach der Landung umgehend festgenommen.

Die autokratische Regierung des Landes hat mit dem Eingriff, bei dem sogar eine Mig 29 als Abfangjäger zum Einsatz kam, gegen internationale Luftfahrtregeln verstoßen. Den in der Luftfahrt einmaligen krassen Zwischenfall untersucht nun auch die Internationale Zivilluftfahrtorganisation Icao. Auch gibt es Diskussionen um die beiden Ryanairair-Piloten. Denn bei Bombendrohungen an Bord eines Passagierflugzeugs sind sie gehalten, den nächst erreichebaren Flughafen anzusteuern. Das wäre auf jeden Fall der Zielflughafen Vilnius gewesen. Minsk war mehr als doppelt so weit entfernt.

Am Montagabend einigten sich die EU-Mitgliedsstaaten als Reaktion auf den Vorfall an einem Gipfel auf Sanktionen gegen Weißrussland. Neben wirtschaftlichen Maßnahmen gegen Personen und Unternehmen ist auch die Luftfahrt betroffen. Weißrussische Fluggesellschaften dürfen nicht mehr in Länder der Europäischen Union fliegen. Im deutschsprachigen Raum sorgt das für die Einstellung von fünf Belavia-Routen nach Deutschland und Österreich.

Zudem ruft der Rat in seinem Beschluss Fluggesellschaften in Europa dazu auf, den Luftraum von Weißrussland zu umfliegen. Dieser wird nach der erzwungenen Landung der Ryanair-Boeing 737 nicht mehr als sicher angesehen. Der Europäische Rat forderte alle Fluggesellschaften mit Sitz in der EU auf, Flüge über Weißrussland zu vermeiden. Die Regierung von Litauen hatte noch am Sonntagabend angekündigt, Airlines zu untersagen, den Luftraum Weißrusslands zu nutzen. Air Baltic und Wizz Air entschieden ebenfalls am Sonntag, Umwege zu nehmen. Am Pfingstmontag wies die britische Regierung Fluggesellschaften an, Weißrussland zu umfliegen. Außerdem dürfen Airlines des autokratischen Staates auch nicht mehr nach Großbritannien fliegen. Air France-KLM reagierte, nachdem die niederländische Regierung dazu aufgerufen hatte, das Land zu meiden. Und wenige Stunden vor dem Beschluss der 27 EU-Chefs bestätigte die Lufthansa, dass sie bis auf Weiteres nicht mehr durch weißrussischen Luftraum fliegen wird. Kurz zuvor musste das deutsche Unternehmen selber negative Erfahrungen machen.

Ein Airbus A319 von Lufthansa wurde am Nachmittag vor seinem Rückflug nach Frankfurt zwei Stunden in Minsk am Boden gehalten. Dabei wurden die Passagiere, ihr Gepäck, Fracht und das Flugzeug von weißrussischen Behörden durchsucht. Angeblich gab es einen Sicherheitswarnhinweis – worum es sich bei diesem konkret handelte, ist aber unklar.
Besonders viele Flüge von EU-Airlines nach Weißrussland gibt es nicht. Doch der Luftraum des autokratischen Landes ist trotzdem wichtig. Denn viele Flüge nach Russland, Zentralasien, und vor allem Ostasien führen normalerweise über das Land. So flogen etwa Maschinen von Frankfurt nach Moskau, Almaty oder Shanghai i.d.R. über Weißrussland. Auch von und nach Nünchen bzw. Zürich führende Flugverbindungen (Seoul, Peking, Shanghai, Tokyo usw.) passieren den weißrussischen Luftraum. Für die Überflugrechte ließ sich Lukaschenko stets fürstlich entlohnen.

Fraglich ist, ob sich Der Despot von Minsk von den EU-Sanktionen beeindrucken lässt. Wohl nicht, meinen Kenner. Denn Lukaschenko kann sich auf Wladimir Putin verlassen, der den "Bruder im Geist" ins Herz geschlossen hat, um ihn zu bewegen, dass Belarus wieder an die russische Förderation angeschlossen wird. Quelle: Lufthansa / aeroteegraph.com / DMM