Fallen Oktoberfest und die IAA aus?

Das 187. Oktoberfest soll vom 18.9. bis 3.10.2021 in München stattfinden. Soll. Auch in diesem Jahr sind die Entscheidungsträger tendenziell gegen eine abgespeckte Wiesn mit begrenzten Besucherzahlen. Schon 2020 wurde die Wiesn nach heftigen Diskussionen über eine Light-Variante abgesagt.

 

Das Oktoberfest 2021 fällt wahrscheinlich erneut aus, was Wiesn-Chef Clemens Baumgärtner mit Sicherheit wenig gefallen kann. Foto Michael Nagy/Presseamt München

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) haben starke Skepsis geäußert, was die Ausrichtung des Oktoberfests 2021 angeht. „Man darf sehr skeptisch sein“, so Reiters Antwort auf die Frage nach der Wiesn 2021 im Livechat auf seiner Facebook-Seite. OB Dieter Reiter (62) glaubt nicht mehr ans Oktoberfest 2021. Nach seiner Meinung wird die Hoffnung von Woche zu Woche schwächer, wenn man ehrlich ist. Der Grund ist die Tatsache, dass aktuell die Coronazahlen weltweit steigen. Es sieht auch in Deutschland nicht danach aus, also sei die Pandemie in irgendeiner Art am Abklingen. Und deswegen kann man sich derzeit nur schwer vorstellen, dass es der Welt größtes Volksfest geben kann. Nach Reiters Ansicht müssten schon erdrutschartige Impfbewegungen stattfinden, dass es tatsächlich noch funktionieren kann. Die Entscheidung wollen die Stadt München als Ausrichter und die Bayerische Landesregierung nach umfangreichen Konsultationen u.a. mit den Betroffenen (Schausteller, Wiesenwirte etc.) im Mai treffen. Derzeit ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass solche Feste aus infektiologischen Gründen nicht zu verantworten sind.

Im Zeitraum 1811 bis 2020 wurde das Oktoberfest insgesamt 25 Mal abgesagt, zumeist wegen Kriegen, zweimal aber auch wegen der Cholera. 2020 wurde das Oktoberfest aufgrund der COVID-19-Pandemie abgesagt (erstmals seit 1949).

Sollte das Münchner Oktoberfest gestrichen werden, sei das ein Signal auch für alle anderen bundesweit knapp 10.000 Volksfeste des Jahres, hatten Schausteller im Vorfeld der jetzigen Entscheidung in München befürchtet. Eine erneute Absage des Oktoberfestes hätte wie schon 2020 wieder massive wirtschaftliche Folgen für Wirte, Schaugeschäfte, Hotellerie und zahlreiche andere Branchen und deren Mitarbeiter in der Landeshauptstadt. Dabei sind die ökonomischen Folgen nicht nur in München und Bayern enorm – die Entscheidung könnte bundesweit als Vorbild für alle Volksfeste gelten. Die rund 5.000 Schaustellerbetriebe stehen ohne Steuerzahlerhilfen vor dem Ruin.

In den letzten Jahren sorgte das Oktoberfest während seiner 16 Tage in München für bis zu 1,3 Mrd. Euro Umsatz. Dieser Wirtschaftswert ist eine Summe, dessen Fehlen auch eine reiche Stadt wie München spürt. Knapp ½ Mrd. Euro wird auf der Theresienwiese als Veranstaltungsort direkt umgesetzt, wo rund 8.000 Festangestellte und weitere 4.000 saisonale Hilfskräfte davon leben. Die anderen rund 800 Mio. Euro füllen die Kassen von Hotels und Gastronomen, Trachtenläden und Taxifahrern oder anderen Profiteuren.

Würde das Oktoberfest entgegen aller Bedenken durchgeführt, würden auf der Wiesn weder Abstand halten noch Mundschutz funktionieren. Eine massenhafte Verbreitung des Coronavirus auf der Wiesn wäre nahezu zwangsläufig mit allen fatalen Konsequenzen.

Und die IAA? Noch glaubt der Ausrichter der IAA 2021 an die Durchführung der bedeutenden Mobilitätsausstellung (heißt jetzt IAA Mobility), die vom 07. bis 12. September erstmals in der bayerischen Landeshauptstadt stattfinden sollte. Sie wird als physische Präsenzveranstaltung mit digitaler Verlängerung stattfinden, sagt der Verband der Automobilindustrie. Die IAA MOBILITY wandelt sich von einer reinen Autoshow zur internationalen Mobilitätsplattform mit vier Säulen: Dem Summit, der Conference, der „Blue Lane“ und dem innerstädtischen Open Space. Unter dem Motto „What will move us next“ steht sie für die digitale und klimaneutrale Mobilität der Zukunft. Vom 07. bis 12. September 2021 sollen die Auto-, Fahrrad- und Tech-Industrie - u.a. wendet sich die Messe auch dem Thema Luftfahrt zu und begibt sich damit in direkte Konkurrenz zu ILA und den beiden großen Luftfahrtmessen in Paris und Farnborough. Sollte das Oktoberfest abgesagt werden, wird wohl zwangsläufig auch die IAA Mobility nicht stattfinden, erfuhr DMM in der Bayerischen Staatskanzlei. Quelle: Stadt München / RND / Bay. Staatsministerium