Gedanken zur Nachjustierung des EU-Klimaplans

Erst die Corona-Pandemie, die die Reisewirtschaft und Geschäftsreisebranche beinahe abgewürgt hat, jetzt die verheerenden Unwetter in Deutschland und benachbarten Ländern, die indirekt auf den Klimawandel zurückgeführt werden, der der Tourismuswirtschaft und Geschäftsreisebranche gefährlich werden kann. Und damit sind wir beim Thema: Immer mehr Wissenschaftler fordern ein Umdenken im Kampf gegen den Klimawandel und das betrifft auch die Luftfahrt und das Automobil.

Während hier zu Lande Dauerregen kleine Bäche zu reißenden Strömen anschwellen ließ, Häuser, Brücken, Straßen und Bahnanlagen teil komplett weggerissen wurden, Geröll und Schlamm in die Dörfer und Städte gedrückt und ganze Landstriche verwüstet wurden, sind in Kalifornien dank riesiger Feuer viele Städte und Gemeinden  in Schutt und Asche gelegt worden, gab es ebenfalls Tote und Verletzte. Die Mobilfunknetze, Internet und Stromversorgung wurden dies- und jenseits des Atlantiks lahmgelegt, Hunderttausende Menschen waren und sind nicht erreichbar. Im Fall der Business Travel Branche bedeutet das, dass zu Reisenden, die sich in den Notstandsgebieten aufgehalten haben, schlichtweg kein Kontakt möglich war und noch ist. 

Der Klimawandel schreitet viel schneller voran, als es sich die „bestürzten Politiker“, die seit Jahrzehnten mehr oder weniger engagiert dem Klimawandel trotzen wollten, vorstellen wollen. Zu einem nicht zu unterschätzenden Teil tragen zu den Katastrophen auch Luftfahrt und Autoverkehr bei. Während die Verbände auf ihre Anstrengungen hinsichtlich Nachhaltigkeit verweisen, fordern sie gleichzeitig ein „Nachjustieren des EU-Klimaplans“, sprich, beiden Seiten geht es um das Verhindern (zumindest in Teilen) der Fitfor55-Vorgaben.

In der ZDF-Sendung von Maybritt Illner am Donnerstag Abend, 15. Juli 2021, betonte die Energieökonomin Prof. Dr. Claudia Kemfert (Leiterin der Abteilung Energie, Verkehr und Umwelt am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung sowie Professorin an der Leuphana Universität Lüneburg): "Der Klimawandel kostet die Volkswirtschaft allein durch seine Schäden enormes Geld. Klimaschutz spart dieses Geld." Und Dr. Eckart von Hirschhausen (TV Moderator, Arzt, Kabarettist, Klimaschutzaktivist und Schriftsteller) warnte, "Wer glaubt, dass Wirtschaft wichtiger ist als Gesundheit, kann ja mal versuchen sein Geld zu zählen, während er die Luft anhält. Diese Priorisierung von Wirtschaft geht mir auf den Sack. Wir hängen immer noch einer Wachstumsideologie an, die krank ist. Es gibt Dinge, die sind irreversibel. Deutschland war mit anderen Nationen unter den ersten, die Dreck nach oben gepustet haben. Deswegen müssen wir auch mit die ersten sein, die damit aufhören.“

Was heißt aufhören? Nicht mehr fliegen, nicht mehr Auto fahren? Nein, natürlich nicht. Aber beide Verkehrsmittel müssen sehr viel nachhaltiger werden. Im Fall der Luftfahrt heißt es wie beim Automobil, der Betrieb mit fossilen Treibstoffen muss ein Ende haben. Und das nicht erst in zehn oder 20 Jahren, sondern am besten schon morgen. Viele Wissenschaftler favorisieren dazu den Ersatz durch Wasserstoffantriebe. Synthetische Kraftstoffe halten die klugen Köpfe für einen Irrweg.    

Womit wir immer öfter rechnen müssen: Der Klimawandel macht Extremwetter tendenziell wahrscheinlicher. Und je mehr Treibhausgase wir ausstoßen, je mehr wir fliegen mit Kerosin betriebenen Flugzeugen, je mehr wir Auto mit Benzin und Diesel fahren, je mehr wir mit Gas, Kohle und Holz heizen, je mehr die Industrie Unmengen an CO2 in die Luft pustet,  desto wärmer wird die Erde. Und je wärmer die Atmosphäre, desto wahrscheinlicher werden Extreme. Auf unserem immer wärmer werdenden Planeten nimmt heißere Luft mehr Wasserdampf auf, und je mehr davon sich über unseren Köpfen zusammenbraut, umso schlimmer werden die Regenmengen. Also braucht es sehr wohl die Kerosinsteuer, braucht es die rasche Abkehr von Benzin- und Dieselmotoren, braucht es mehr erneuerbare Energien für alle Bereiche und das nicht erst in Jahrzehnten. Das Klimapaket unter dem Titel „Fit for 55“ hat sehr wohl seinen Sinn und darf keineswegs aufgeweicht werden, wie es jetzt schon wieder von Lobbyverbänden gefordert wird. Gernot Zielonka