Google baut Luftschiff mit Brennstoffzellenantrieb

Vor vier Jahren wurde erstmals in US-Medien darüber berichtet, dass Google-Mitbegründer Sergey Brin in einem NASA-Hangar ein riesiges Luftschiff bauen lässt. Auf die Idee soll Brin durch Besuche im NASA Ames Forschungszentrum gekommen sein, das in der Nähe des Alphabet-Hauptsitzes (Konzernmutter von Google) in Kalifornien liegt.

Google plant den Bau von Luftschiffen mit Brennstoffzellenantrieb. Foto: HAV

Ein erster Prototyp werde möglicherweise noch in diesem Jahr abheben, so das US Online-Magazin Techcrunch (https://techcrunch.com/2021/02/25/sergey-brins-airship-will-use-worlds-biggest-mobile-hydrogen-fuel-cell/) unter Berufung auf die US-Luftfahrtbehörde Federal Aviation Administration (FAA). Pathfinder 1 soll rund 75 m lang und von zwölf Elektromotoren angetrieben. Das Google-Luftschiff ist ein lenkbares Luftfahrzeug, dessen Auftrieb auf aerostatischen Kräften beruht und das über ein Brennstoffzellensystem als eigene Antriebseinheit verfügt. Im Luftschiff sollen 14 Personen mitfahren können.

Brins Unternehmen LTA Research and Exploration LLC plant, zuerst eine 750-kW-Bennstoffzelle eines Drittanbieters zu verbauen. Das Unternehmen will mithilfe von Experten ein Brennstoffzellensystem mit einer Leistung von 1,5 Megawatt entwickeln. Luftschiffe könnten Katastrophenhilfe ergänzen und beschleunigen, heißt es auf der Website von LTA (https://www.ltaresearch.com/). LTA Research and Exploration plant aber offensichtlich nicht nur für Noteinsätze: Ziel sei, eine Familie von emissionslosen Luftfahrzeugen zu entwickeln, um den Transport von Waren und Menschen in der Luft umweltverträglicher zu machen. Luftschiffe haben zudem den Vorteil, dass sie eine weniger aufwendige Infrastruktur benötigen.

Der Beginn. Die Ära der Luftschifffahrt begann im 19. Jahrhundert und erreichte ihren Höhepunkt in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Luftschiffe sind die Pioniere der zivilen Luftfahrt. Sie waren die Verkehrsmittel der ersten Luftfahrtgesellschaft und auch die ersten Luftfahrzeuge, die Passagiere im Liniendienst ohne Zwischenstopp über den Atlantik beförderten. Die Ära der Großluftschifffahrt begann im Ersten Weltkrieg, um militärischen Leistungsanforderungen nachzukommen. Während des Krieges wurden Luftschiffe mit dem Zweck des Personen- und Gütertransports eingesetzt. Zudem waren sie Langstreckenaufklärer und die einzigen Luftfahrzeuge ihrer Zeit, die eine größere Bombenlast tragen konnten. Später schützten sie Konvois vor feindlichen U-Booten und überwachten den Luftraum. Die großen Luftschifftypen dieser Zeit waren jedoch lange nur in einem prototypischen, unsicheren Zustand, sodass es immer wieder zu Unglücken kam. Die Luftschifftechnologie kam erst wirklich zur Reife, als Luftschiffe mit Beginn des Zweiten Weltkriegs im militärischen Bereich sowie im Personen- und Güterverkehr weitgehend durch die sich rasant entwickelnde Flugzeugtechnik verdrängt wurden.

Ferdinand Graf von Zeppelin. Die bekannteste Persönlichkeit in der Luftschifffahrt war und ist der deutsche Luftschiffpionier Ferdinand Graf von Zeppelin. Zeppelins erstes Luftschiff LZ 1 stieg am 02. Juli 1900 am Bodensee zu seiner Jungfernfahrt auf. Der Absturz des „Zeppelins LZ 4“ bei Echterdingen am 5. August 1908 führte zur größten freiwilligen Spendenaktion im Kaiserreich, der „Zeppelinspende des deutschen Volkes“. Daraufhin errichtete er 1912 die größte Luftschiffhalle Deutschlands in Potsdam West mit dem Ziel, ein europäisches Luftfahrtzentrum zu errichten. Doch die Produktion wurde wenige Jahre später eingestellt, und 1920 musste die Luftschiffhalle aufgrund des Versailler Vertrages demontiert werden. Zeppelin etablierte auch den Werkstoff Aluminium in der Luftfahrt.

Erster Luftschiffhafen bei Baden-Baden. Der erste Passagierlufthafen Deutschlands entstand 1910 in Baden-Oos. Er wurde auf einer Grundfläche von etwa 160 × 30 Metern errichtet und war 30 Meter hoch. Am 21. August 1910 kam in Baden-Baden das erste Luftschiff, LZ 6, an. Zwei Tage später am 23. August fand die erste offizielle Passagierfahrt in Deutschland statt. An der zweistündigen Fahrt nahmen zwölf Personen teil, die dafür 200 Reichsmark pro Person bezahlten. Die Rundfahrten wurden täglich fortgesetzt. Am 14. September wurde das Luftschiff durch ein Unglück jedoch völlig zerstört. Bereits im selben Jahr wurden Flugverbindungen von Baden-Baden aus mit dem LZ 7 angeboten.
Bei der Bezeichnung der Zeppelin-Luftschiffe wurde traditionell das männliche Geschlecht verwendet. Es hieß der LZ 127 „Graf Zeppelin“ bzw. der LZ 129 „Hindenburg“.

Zwischen den beiden Weltkriegen entwickelte sich die Verkehrsluftschifffahrt. Es hatte bereits vor dem Krieg Anstrengungen gegeben, regelmäßige Fahrten zwischen verschiedenen europäischen Städten anzubieten. Zu diesem Zweck war auch bereits 1909 die erste Fluggesellschaft der Welt gegründet worden. Die DELAG (Deutsche Luftschiffahrts Aktiengesellschaft) betrieb Zeppelin-Luftschiffe im Verkehrsdienst. Sie und andere Luftschiffer, die zivile Projekte in Deutschland betreiben wollten, wurden jedoch durch die Alliierten und den Versailler Vertrag ausgebremst. Im Krieg hatten sich speziell die deutschen Luftschiffe zu Spitzentechnologieträgern entwickelt. Die deutsche Nachkriegsluftschifffahrt wurde jedoch verboten, alle großen Kriegs- und sogar einige Nachkriegsluftschiffe mussten als Reparation abgegeben werden.

Die erste Atlantiküberquerung gelang vom 02. bis 13. Juli 1919 dem britischen Luftschiff R34 mit Major Scott und einer 31 Mann Besatzung, einer weitgehenden Kopie eines deutschen Zeppelins. Für den nonstop Flug über den Atlantik von Schottland nach New York benötigte das Luftschiff 108 Stunden und für den Rückweg nur 75 Stunden, da der Rückenwind (Westwindzone) genutzt wurde.

Landen am Empire State Building. Dem Problem der großen Freiflächen für Luftschifflandungen wollten die Erbauer des Empire State Buildings (ESB) dadurch entgegenkommen, dass sie auf dem Dach dieses damals modernsten Hochhauses der Welt einen Ankermast installierten. Es kam dort jedoch niemals zu einer Luftschifflandung: Bald schon waren in Manhattan so viele andere Hochhäuser entstanden, dass selbst mit Heliumluftschiffen eine Inbetriebnahme nicht mehr in Frage kam. Heute kann man in dem im Luxor-Stil gestalteten Vestibül des ESB an den 4 Wänden die 7 Weltwunder sehen sowie – als 8. Weltwunder – das ESB selbst, wie gerade ein Luftschiff daran anlegt.

Unglück von Lakehurst. Der Zeppelinkapitän Hugo Eckener war 1924 der erste deutsche Atlantikflieger der mit einer 30-köpfigen Mannschaft die Strecke von Friedrichshafen nach Lakehurst in drei Tagen und drei Stunden flog und Hugo Eckener wurde in Deutschland so populär, dass er bei der Reichspräsidentenwahl 1932 ernsthaft als Gegenkandidat gegen Adolf Hitler erwogen wurde. Die größten Luftschiffe überhaupt waren die Zeppeline LZ 129 gebaut 1931 in Friedrichshafen erstmals am 4. März 1936 gestartet und den Baukosten in Höhe von 5 Millionen RM das LZ 129 „Hindenburg“ und sein Schwesterschiff LZ 130 Graf Zeppelin II mit 245 Metern Länge, einem Rumpfdurchmesser von über 40 Metern und einem Fassungsvermögen von rund 200.000 m3 Wasserstoff-Traggas. Die „Hindenburg“ konnte 50–70 Passagiere über eine Strecke von 17.500 km befördern. Am 06. Mai 1937 ging sie jedoch bei der Landung in Lakehurst/USA in Flammen auf, 36 Menschen starben. Es war auch der letzte Unfall eines Starrluftschiffs. Der sich anbahnende Zweite Weltkrieg beendete die Ära der Starrluftschifffahrt. Seitdem dominieren Verkehrsflugzeuge – deren Technik machte in den 1930ern und 1940ern große Fortschritte – den Luftverkehr.

Neustart vor 50 Jahren. In den 1970ern entstanden die ersten modernen Luftschiffe durch WDL Luftschiffgesellschaft in Deutschland oder Westinghouse Airship in Großbritannien, später durch die Lightship Group (1980er) und Aeros Corporation (1990er), beide USA. In den 1970ern entstanden auch die ersten Heißluft-Luftschiffe, die aus Heißluftballonen abgeleitet wurden. Sie kommen hauptsächlich als Werbeträger zum Einsatz, sind relativ klein, dafür aber auch ohne Probleme mit einem Fahrzeug transportierbar und benötigen praktisch keine Infrastruktur.

Cargo Lifter. Erst um die Jahrtausendwende, zu dieser Zeit existierten rund 30 einsatzbereite Luftschiffe, wurden wieder größere Luftschiffprojekte in Angriff genommen: Das deutsche Unternehmen Cargolifter AG wurde mit dem Ziel gegründet, Schwerlasttransporte durch eine Vervielfachung der maximalen Nutzlast und Ausschaltung von transport- und indirekt auch konstruktionstechnischen Beschränkungen großer Industrieanlagen zu revolutionieren. Straßenschwertransporte sind hierzulande an ein Maximalgewicht von etwas über 40 Tonnen und die festgegebene Straßenbreite sowie längenmäßig an die vorhandenen Kurvenradien gebunden. Für ein Vielfaches, nämlich Lasten von bis zu 160 Tonnen, sollte dazu Ende der 1990er Jahre ein Frachtluftschiff gebaut werden: der CL160.

Das Unternehmen errichtete dazu im brandenburgischen Brand (Gemeinde Halbe) die größte freitragende Halle der Welt als Luftschiffwerft. Nach Beginn der Arbeiten am Luftschiff CL160 ging dem Betrieb allerdings zwischenzeitlich das Geld aus. Den Kritiken und Spekulationen war zu entnehmen, dass Investoren und Kunden offenbar nicht mehr genügend Vertrauen in die technische und wirtschaftliche Umsetzbarkeit des Projekts hatten. Eher wahrscheinlich ist, dass die Straßengüterverkehrslobby das Vorhaben torpedierte und die Bundesregierung vor der Macht der Autoindustrie und Transportlogistik-Branche einknickte. Schließlich musste die Cargolifter AG Anfang Juni 2002 Insolvenz anmelden. Das Projekt blieb unvollendet, die Werfthalle wurde 2004 zum Freizeitpark Tropical Islands umgebaut.

Touristenflüge. Seit 2000 befördert der Zeppelin NT der ZLT Zeppelin Luftschifftechnik GmbH & Co KG regelmäßig Touristen über den Bodensee und andere Orte. Der Zeppelin NT 07 ist seit seiner Jungfernfahrt das größte aktive Luftschiff der Welt. Es wurden mehrere Luftschiffe des Typs gebaut, die weltweit Einsätze absolvieren. Goodyear stellt nach der Aufgabe der eigenen Fertigung seine Luftschiffflotte auf Zeppelin NT um. In den letzten Jahren wurden Luftschiffe auch als Plattform für Überwachungsaufgaben speziell bei Großveranstaltungen wiederentdeckt. Quelle: LTA / wikipedia / DMM