Schwarzbau Straße statt Schiene

Die Hürden für die Reaktivierung von Bahnstrecken sind bereits durch unfaire Kosten-Nutzen Berechnungen relativ hoch, so die Alianz pro Schiene. In Thüringen wurde allerdings noch eine Schippe draufgelegt. Auf 400 Meter Streckenlänge entschied das Landratsamt im Kreis Hildburghausen, ein Stück der aus Teilungszeiten immer noch unterbrochenen einstigen Hauptstrecke „Werrabahn“ mit einer Straße zu bebauen – obwohl die Reaktivierung im Thüringer Koalitionsvertrag steht und ohne vorher ein Planfeststellungsverfahren durchzuführen.

Die Bahnstrecke Eisenach–Lichtenfels war bis 1945 eine Hauptbahn in Thüringen und Bayern, die ursprünglich von der Werra-Eisenbahn-Gesellschaft erbaut und betrieben wurde. Sie führte von Eisenach entlang der Werra über Meiningen nach Eisfeld und bis 1945 weiter über Coburg nach Lichtenfels. Im Abschnitt Eisfeld-Coburg wurden die Gleisanlagen nach dem Krieg bis in die 1970er Jahre abgebaut und teils überbaut.

Umweltschützer der Grünen Liga hatten vor dem Landesumweltamt Thüringen Widerspruch gegen die Straße eingelegt und jetzt Recht bekommen. Fraglich ist, was jetzt mit besagtem neu und vor allem ohne jede Genehmigung errichteten Straßenabschnitt auf der Bahntrasse passiert. Anscheinend steht auch ein Fahrverbot im Raum. Für die Allianz pro Schiene ist die Werrabahn einmal mehr ein Beispiel, warum es die Schiene in die Fläche schwer hat. Anscheinend ist es einfacher, Straßen zu bauen, als sich zu überlegen, wie man umweltfreundliche Mobilität für alle bereitstellen kann.

Im März 2012 hatten die Industrie- und Handelskammern Coburg und Suhl die Erarbeitung einer Studie beauftragt, die die Wirtschaftlichkeit einer neuen Verbindung zwischen Eisfeld und dem zukünftigen ICE-Halt Coburg untersuchen sollte. Die im Oktober 2012 veröffentlichte Studie stellt dar, dass sich der Lückenschluss lohne und diese Strecke schnellstmöglich in den Bundesverkehrswegeplan 2030 aufzunehmen sei. Die Thüringer Landesregierung folgte diesem Anliegen und meldete den Lückenschluss der Werrabahn zum Bundesverkehrswegeplan 2030 an. In dem im Juni 2020 vorgelegten dritten Gutachterentwurf des Deutschland-Takts ist eine Reaktivierung unter dem Vorbehalt „der in Bayern üblichen Reaktivierungskriterien“ enthalten. Vorgesehen ist dabei ein zweistündlicher Verkehr mit zehnminütigen Übergängen in Coburg zum Regionalverkehr nach Nürnberg. Quelle: Allianz pro Schiene / DMM