Thalys: Hartes Sparprogramm nach riesigem Umsatzverlust

Thalys International und THI Factory mit Sitz in Brüssel, beide sind Töchter der französischen und belgischen Staatsbahnen (SNCF und SNCB), leiden unter einem massiven Fahrgastschwund von etwa 80 %. Dies hat u.a. mit dem Ausbleiben hunderttausender Geschäftsreisender infolge der Corona-Krise zu tun. Das Hochgeschwindigkeitsunternehmen hat nun einen umfangreichen Sparplan aufgelegt.

Das Hochgeschwindigkeitsbahnunternehmen Thalys muss ein scharfes Sparprogramm auflegen. Foto Daniel Minaca

„Wir müssen vor dem Hintergrund von Millionenverlusten diesen Sparplan umsetzen“, kündigte Geschäftsführer Bertrand Gosselin an. Das Bahnunternehmen registriert im Coronajahr 2020 nur 20 % der Fahrgastzahlen des Vorjahres. Das bedeutet, dass im laufenden Jahr etwa 300 Mio. Euro an Umsatz fehlen. 2019 erzielte französisch-belgische Unternehmen einen Umsatzrekord von 550 Mio. Euro. Jetzt gilt es, ca. 100 Mio. Euro einzusparen, so Gosselin. Der Rotstift angesetzt werden muss in allen Bereichen. So muss auf bestimmte Projekte verzichtet werden und es wird eine Schlankheitskur geben müssen. Thalys will keinen Entlassungsplan auf den Weg bringen, aber das Bahnunternehmen setzt weiter auf Kurzarbeit und beabsichtigte 60 Stellen werden nicht besetzt. Die Rekrutierung neuer MitarbeiterInnen ist eingestellt worden. Aktuell beschäftigt Thalys etwa 600 Menschen.

Mit 25 Zügen pro Tag und Richtung betreibt das Unternehmen zwischen Paris Nord und Brüssel Midi ein dichtes Zugangebot. Die Züge erreichen eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 213 km/h. Infolgedessen wurden die meisten kommerziellen Flugverbindungen zwischen diesen Städten eingestellt. Auch für deutsche Business Travekler aus dem Ruhrgebiet bzw. Einzugsgebiet von Köln sind die rotsilbernen Flitzer wichtig; sie fahren von der Domstadt nach Paris in knapp mehr als drei Stunden, Zwischenhalte sind Aachen, Lüttich und Brüssel. Angeboten werden täglich fünf internationale Zugpaare zwischen Köln (bzw. Essen oder Dortmund) und Paris. Auf dem Teilabschnitt Köln–Brüssel ergänzt um sechs ICE-Zugpaare der Linie ICE 79 Frankfurt–Brüssel.

2019 gab die Mehrheitseigentümerin an Thalys, die französische Staatsbahn SNCF, bekannt, das sie ihre beiden Töchterunternehmen Thalys und Eurostar fusionieren möchte. Beide Unternehmen zusammen befördern gut 18,5 Mio. Fahrgäste und verfügen über 112 Hochgeschwindigkeitszuggarnituren. Die Fusion soll 2021, vorbehaltlich der Zustimmung der Wettbewerbsbehörden, umgesetzt werden. Quelle: Thalys / SNCF / DMM