Touristikbranche missbraucht Vertrauen der Kunden

Mit der seit Jahr und Tag geübten unsäglichen Praxis zum Nachteil der Verbraucher, sich touristische Leistungen (oft lange) im Voraus bezahlen zu lassen, und wenn es hart auf hart kommt, den Kunden, die bezahlt haben, die Rückzahlung für nicht erbrachte Leistungen über einen längeren Zeitraum zu verweigern, haben sch Reiseveranstalter und Airlines ihr Geschäftsmodell ziemlich versaut. Denn nun regt sich Widerstand seitens der als billige Kreditgeber missbrauchten Kunden.

REWE-Touristikchef Sören Hartmann traf denn mit seinem Beitrag auf der ITB NOW den Lage auf den Kopf, dass die Kunden nicht mehr bereit  sein werden, Reisen komplett im Voraus zu bezahlen.

Wie DMM 2020 x-fach berichtete, haben hunderttausende Kunden denkbar schlechte Erfahrungen mit ihren Reisebüros und Fluggesellschaften gemacht. Sie haben oft hohe Summen im Voraus bezahlt und mussten dann ihrem Geld i.d.R. über viele Monate hinterher laufen, weil sich die Veranstalter bzw. Airlines weigerten, zeitnah Rückzahlungen zu leisten. Dabei ging es eine geraume Zeit auch darum, statt Geld Gutscheine zu akzeptieren, was insbesondere der DRV favorisierte. Mit dieser Gangart haben die Supplier aber auch der DRV das Vertrauen der Kundschaft beschädigt.

Dem REW-CEO der Touristiksparte zufolge wird es wahrscheinlich zu Änderungen bei den Buchungsbedingungen kommen. Dies wiederum wird sich auf die bisher üblichen  Zahlungsmodalitäten zwischen Reiseveranstaltern, Hotels und Fluggesellschaften auswirken. Denn wenn Reisewillige nicht mehr bereit sein wollen, eine kreditgebende Bank für die Reiseveranstalter und Airlines spielen zu wollen, können die touristischen Dienstleister nicht mehr in jedem Fall vorab ihr Geld erhalten. In keiner Branche der Welt gibt es ein derart übles Bezahlsystem wie in der Touristik. I.d.R. heiß es stets „Ware gegen Geld“. Und wenn die Ware nicht stimmt, erhält man umgehend sein Geld zurück. Nicht so in der Touristik: Da werden die Kunden buchstäblich als billige Kreditgeber erpresst. Die Airlines argumentieren mit ihrer Praxis des Vorausbezahlens damit, dass sie andernfalls ihre Flüge nicht planen könnten.

Inzwischen mehren sich die Veranstalter, die drohendes Unheil auf sich zukommen sehen und deshalb die Höhe der Anzahlungen reduziert oder diese sogar ganz gestrichen haben. Und gegen Aufpreis bieten immer mehr Supplier flexible Storno- und Umbuchungsbedingungen bis kurz vor Reisebeginn. Quelle: ITB NOW / DMM