Verbot von neuen Verbrennerautos ab 2032

Ein klimaneutrales Deutschland ist bereits bis 2045 möglich. Im Vergleich zum Zieljahr 2050 spart das der Atmosphäre knapp 1 Mrd. t CO2. Mit einem solchen Ziel würde Deutschland wieder zu einem internationalen Vorreiter beim Klimaschutz und zu einem Leitmarkt und Leitanbieter für Klimaschutztechnologien, besagt eine aktuelle Studie im Auftrag von Stiftung Klimaneutralität, Agora Energiewende und Agora Verkehrswende; durchgeführt von Prognos / Öko-Institut / Wuppertal-Institut. Die Studie ist als Wachstums- und nicht als Verzichts-Szenario angelegt.

Damit Deutschland bereits 2045 treibhausgasneutral wird, müsste sich u.a. der Straßenverkehr deutlich ändern. Bereits ab dem Jahr 2032 dürften keine Pkw mit Verbrennungsmotor mehr zugelassen werden und auch keine Plug-in-Hybride mehr. Im Jahr 2030 sollten statt der bislang vorgesehenen 10 Mio. Autos bereits 14 Mio. Elektro-Pkw im Bestand sein. Bis zum Jahr 2045 müssten laut Studie nahezu alle Fahrzeuge im Pkw-Bestand mit Verbrennungsmotor durch Elektroautos ersetzt sein. Auch Lkw müssten elektrisch fahren bzw. der Großteil auf die Schiene zurückverlagert werden, weil die um ein Vielfaches umweltfreundlicher ist als der Straßengüterverkehr.

Das in Paris Ende 2015 von der internationalen Staatengemeinschaft beschlossene Klimaschutzabkommen gibt das Ziel vor, die Erderwärmung auf deutlich unter 2 °C, möglichst aber auf 1,5 °C zu begrenzen. Dafür muss die Menge der zukünftig global ausgestoßenen Treibhausgase stark eingeschränkt werden. Das Pariser Klimaschutzabkommen soll möglichst schnell dafür sorgen, dass die jährlichen globalen Emissionen sinken, das Budget damit gestreckt und der Ausstoß von Treibhausgasen in wenigen Jahrzehnten auf netto Null reduziert wird.

Sowohl die EU als auch Deutschland haben sich zum Ziel gesetzt, bis 2050 klimaneutral zu werden. Mit der am Montag, 26.04.2021 veröffentlichten Studie wird aufgezeigt, dass Deutschland auch schon fünf Jahre vorher Klimaneutralität erreichen kann und damit die Treibhausgasemissionen um eine weitere Milliarde Tonnen reduzieren könnte.

Die untersuchten Szenarien zeigen, dass dies möglich ist durch die konsequente Anwendung von heute schon verfügbaren oder bereits weit entwickelten Technologien. Klimaneutralität erfordert den Aufbau eines komplett auf erneuerbaren Energien basierenden Stromsystems. Straßenverkehr und Wärmeversorgung werden weitgehend auf strombasierte Lösungen umsteigen. Die effiziente Sanierung des Gebäudebestands und der Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft für Industrie, Energiewirtschaft, Schiffs- und Flugverkehr sind unerlässlich. Im Ergebnis wird Deutschland 2045 eine erneuerte Strom- und Verkehrsinfrastruktur besitzen, eine zukunftsfähige Wasserstoffindustrie, einen modernen Gebäudebestand und eine Industrie, die in den Zukunftstechnologien im globalen Wettbewerb vorne mitspielt. Richtig angegangen, wird der Weg in die Klimaneutralität zu einem umfassenden Investitions- und Modernisierungsprogramm.

In drei Schritten zur Klimaneutralität:

1. Ein klimaneutrales Deutschland 2045 ist technisch-wirtschaftlich im Rahmen der normalen Investitionszyklen in drei Schritten realisierbar. In einem ersten Schritt sinken die Emissionen bis 2030 – auch als deutscher Beitrag zum erhöhten EU-2030-Klimaziel – um 65 % unter das Niveau von 1990. Der zweite Schritt nach 2030 ist der vollständige Umstieg auf klimaneutrale Technologien, so dass die Emissionen um 95% sinken. In einem dritten Schritt werden die nicht vermeidbaren Restemissionen durch CO2-Abscheidung und Ablagerung ausgeglichen.
2. Der Weg in die Klimaneutralität ist ein umfassendes Investitionsprogramm, vergleichbar mit dem Wirtschaftswunder in den 1950-1970er Jahren. Kernelemente sind dabei eine digitale Energiewirtschaft auf Basis erneuerbarer Energien, die weitgehende Elektrifizierung von Verkehr- und Wärmeerzeugung, eine smarte und effiziente Modernisierung aller Gebäude, sowie der Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft für die Industrie. Dies steigert zugleich die Lebensqualität.
3. Das angepasste deutsche 2030-Klimaziel von -65 % als Teil des European Green Deal bedeutet eine deutliche Beschleunigung der Energie-, Verkehrs- und Wärmewende. Dazu gehören bis 2030 der vollständige Kohleausstieg, ein Erneuerbaren-Anteil am Strom von etwa 70 %, 14 Millionen E-Autos, 6 Millionen Wärmepumpen, eine Erhöhung der Sanierungsrate um mindestens 50 % sowie die Nutzung von gut 60 TWh sauberen Wasserstoffs. Info: https://www.stiftung-klima.de/app/uploads/2021/04/2021-04-26_KNDE2045_Uebersicht_Ergebnisse_final_V2.pdf
Quelle: Stiftung Klima / DMM