VW: Geplante IT-Vorständin wieder ausgeladen

Dr. Katrin Suder soll nicht Vorständin für das Ressort IT beim Volkswagenkonzern werden, wie es eigentlich gedacht war. Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch habe ihr mitgeteilt, dass sich der Konzern gegen sie entschieden hat, besagen Konzernkreise. Die Absage an die Wahlhamburgerin kommt für viele in Wolfsburg überraschend, da die vormalige beamtete Staatssekretärin im Bundesministerium der Verteidigung als die Lösung schlechtin galt.

Die 49-Jährige hatte in den vergangenen Wochen die für VW obligatorische Vorstellungsrunde bei den wichtigsten Aktionären und den Spitzen des Betriebsrats absolviert. Mit Ausnahme des Betriebsrats sollen alle Beteiligten mit ihr zufrieden gewesen zu sein. Der mächtige VW-Betriebsrat aber äußerte Zweifel an ihrer Befähigung, weil sie früher bei der Unternehmensberatubng McKinsey gearbeitet hatte, gegen die der Betriebsrat ein tiefes Misstrauen hegt. Die Geschichte geht auf das Jahr 2014 zurück. Damals war die u.a. auf Spar- und Effizienzprogramme spezialisierte Strategieberatungsfirma McKinsey ohne Wissen der Arbeitnehmerseite in den Konzern geholt worden, was viel Ärger beim Betriebsratsboss Bernd Osterloh heraufbeschworen hatte. Osterloh forderte damals den raschen Abzug der Beratungsfirma, der er ein „Steinzeitdenken“ vorwarf.

Der in Wolfsburg traditionell einflussreiche Betriebsrat verlangt schon länger ein eigenständiges IT-Ressort im Konzernvorstand. Betriebsratsvorsitzender Bernd Osterloh hatte schon 2018 wissen lassen, es sei wichtig, dass man da auf der Konzernebene einen eigenen Vorstand hat, jemanden, der Schulterklappen besitzt und das Thema vorantreibt. 2020 dann  hatte VW-Konzernchef Herbert Diess angekündigt, dass es Mitte 2021 in Wolfsburg besagtes eigenständiges Vorstandsressort für die IT geben soll. Damit will der Konzern der stark wachsenden Bedeutung der Digitalisierung Rechnung tragen. Der bisherige Finanzchef Frank Witter, der wenigen Wochen in den Ruhestand gehen will, ist seit dem Weggang von IT-Chef Martin Hofmann (der verließ das Unternehmen nach 19 Jahren, davon die letzten neun Jahre als IT-Chef, Ende März 2020 das Unternehmen) im Moment auch zusätzlich für die IT verantwortlich. 

Die nun abgelehnte Katrin Suder studierte Physik an der RWTH Aachen. 2000 wurde sie in Neuroinformatik an der Ruhr-Universität Bochum promoviert. Dort erwarb Suder auch einen Bachelor in Theater- und Sprachwissenschaften. Ab 2000 arbeitete Suder für die Unternehmensberatung McKinsey und übernahm 2007 das Berliner Büro der Firma. Sie machte Karriere als Beraterin der deutschen und internationalen IT-Industrie und wurde 2010 Direktorin bei McKinsey. Bei McKinsey setzte sie sich für einen aufgeschlossenen Umgang mit unterschiedlicher sexueller Orientierung (LGBT Diversity Management) ein.

Suder wurde am 01. August 2014 als beamtete Staatssekretärin im Bundesministerium der Verteidigung vereidigt mit der Aufgabe, den Rüstungsbereich zu reformieren. Direkt unterstellt waren ihr die Abteilungen Ausrüstung und Cyber/Informationstechnik. Beobachter sehen in Suder eine Schlüsselfigur der so genannten Berateraffäre des Bundesministeriums der Verteidigung. Wie es nun weitergeht, muss sich schon bald zeigen. Insbesondere steht die Frage im Raum, ob Dies auf die Schnelle einen weiteren Kandidaten aus dem Hut zaubern kann. Quelle: Volkswagen / Handelsblatt / wikipedia / DMM