Wenn man wieder mal auf Geschäftsreise geht, kann man was erzählen

Wie ist das eigentlich noch, auf Geschäftsreise zu gehen? Das wollte ich diese Woche wieder mal wissen. Weil es Frau Holle mit dem Bettenschütteln die Nacht zuvor zu gut gemeint hatte, verzichtete ich auf das in Sachen Corona eigentlich sicherste Verkehrsmittel Pkw und buchte ein Ticket bei der Bahn bis Frankfurt Flughafen Fernbahnhof. Das klappt online ja alles wunderbar.

Ticket und BahnCard in der App DB Navigator lautete meine Verbindung: erst der Regionalexpress 58206 von Nürnberg nach Würzburg, dort umsteigen in den ICE 1020 von München nach Kiel. Weil die Schneemassen gar so hoch waren, bin ich zu Fuß frühmorgens bei Dunkelheit zum gut 2 km entfernten Bahnhof marschiert. Dort war mir ausnahmsweise gleich mal das Glück hold. Es stand nämlich gute 20 Minuten vor Abfahrt meines RE ein anderer Nahverkehrszug abfahrbereit, in den ich noch schnell gehuscht bin, nachdem mir der Zugbegleiter gesagt hatte, seine Abfahrt hätte sich eh schon etliche Minuten verspätet. So kam ich in Würzburg auch besagte 20 Minuten früher an und hatte so genügend Zeit für meine ICE-Weiterreise.

Dass ich den früheren Zug genommen hatte, war reines Glück; denn mein eigentlicher RE fiel aus bzw. sollte durch einen späteren „Ersatzzug“ ersetzt werden, wie mich die Bahn über mein Smartphone wissen ließ. Der dem normalen RE üblicherweise auf der Strecke Nürnberg-Würzburg folgende ICE fuhr diesmal vor dem RE und kam auch pünktlich auf die Minute in Würzburg um 08.22 Uhr an. Hätte ich auf meinen eigentlich gebuchten RE an meinem Ausgangsbahnhof gewartet, hätte ich in Würzburg meinen Anschluss-ICE gleich mal verpasst.

In Würzburg stand höchstens eine Handvoll Fahrgäste an Bahnsteig 6, als der ICE 1 einrollte. Im Zug hatte ich jede Menge Platz. Allein in einem Familienabteil konnte ich so ungestört arbeiten. Dann Ankunft in Frankfurt Hauptbahnhof um 09.39 Uhr. Um 09.42 Uhr sollte es weitergehen. Am Bahnsteig 6 standen wie in Würzburg auch nur einige wenige Passagiere. Ja, und dann standen wir. Um 09.56 Uhr sollte ich eigentlich am Flughafen Fernbahnhof eintreffen. Um 10 Uhr dann eine erste Durchsage und auch gleich die Pushmail, „Guten Morgen GZ, die Ankunft Ihrer heutigen Reise mit ICE 1020 in Frankfurt(M) Flughafen Fernbf, geplant 09:56 Uhr, verspätet sich um 21 Minuten. Voraussichtliche Ankunftszeit ist 10:17 Uhr. Mit freundlichen Grüßen Ihre Deutsche Bahn". Den Grund für die unerwartete Wartezeit lieferten zwei Durchsagen im Abstand von etwa 10 Minuten: Es gibt keinen Lokführer. Na so was? Derlei kenne ich eigentlich von der Lufthansa, was mir schon mehrfach passiert ist, dass es keine Piloten gibt bzw. die ihre Dienstzeit wegen Überschreitung nicht fortsetzen dürfen.

Im Fall meines ICE 1020 war es aber etwas anders: Der Triebfahrzeugführer saß nämlich in einem verspäteten anderen Zug mit Ziel Frankfurt. Ersatz hat die Bahn für solche Fälle nicht. Und tatsächlich 21 Minuten später hastete ein Mann mit Aktentasche vor zum Triebkopf unseres ICE. Und dann ging’s auch gleich los. Na Gottseidank. Am Flughafen Fernbahnhof wehte eine eisige Brise durch die Halle. Ich hatte es sehr eilig. Also vor zu den Rolltreppenaufgängen. Tja, keine einzige funktionierte. Stillstand. Runterwärts liefen die Dinger; aber wer mit schwerem Gepäck anreist, hat Pech gehabt. Er darf es über die normalen Treppenstufen hochhieven. Ich glaube, der Aufzug vom Bahnsteig hoch in die Halle hatte auch den Geist aufgegeben. Denn etliche Fahrgäste hatten den Bedienknopf vergeblich gedrückt und mühten sich dann mit ihren schweren Koffern die Treppen hoch. Ich hatte noch Glück; denn ich führte nur eine Aktentasche mit mir. Aber wie das so ist, ich rannte los und versuchte mehrere Stufen auf einmal hochzusprinten und, wer hätte es gedacht, landete auf der Nase. Zum Glück nichts gebrochen und auch nichts verstaucht. Aber der Beginn meiner Dienstreise entpuppte sich, nach anfänglichem Start-Glück, als wenig verheißend. P.S.: Das war es dann aber auch mit dem Pech. Unterm Strick kam ich spät abends doch noch hoch zufrieden nachhause. GZ