100 % E-Mobilität im Schienen-Nahverkehr sind keine Utopie mehr

Der Schienensektor macht Tempo beim Ausbau der Elektromobilität. Bereits von Ende 2024 an will die Branche bei Neuanschaffungen im Schienenpersonennahverkehr (SPNV) auf nichtelektrifizierten Strecken komplett auf alternative Antriebe setzen. Den Weg dorthin haben die Bahnverbände Allianz pro Schiene, mofair und der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen VDV in einem Positionspapier beschrieben.

Mit der gemeinsamen Erklärung verfolgen sie das Ziel, im SPNV die Lücke zu 100 % Elektromobilität so rasch wie möglich zu schließen. Um den Zeitplan halten zu können, erwartet die Branche von der Politik noch in 2020 Klarheit über die Rahmenbedingungen. „Die Branche benötigt einen eindeutigen und auch ´durchfinanzierten` Streckenelektrifizierungsplan für die kommenden Jahrzehnte“, heißt es in dem Positionspapier. „Im Umkehrschluss ergeben sich die Strecken, die auch langfristig nicht elektrifiziert sein werden.“ Auf diesen Verbindungen können Fahrzeuge mit alternativen Antrieben, etwa Wasserstoff- oder Batteriezüge, zum Einsatz kommen. Darüber hinaus fordert der Schienensektor den Bund auf, seine Förderung in Höhe von aktuell 12,6 Mio. Euro jährlich für alternative Antriebe im Schienenverkehr deutlich aufzustocken. U.a. muss der Bund eine Entlastung für Mehraufwendungen bei der Beschaffung von Fahrzeugen mit alternativen Antrieben schaffen. Zudem sollte er sich nach Auffassung der Verbände an den Kosten für die Tankinfrastruktur für Wasserstoffzüge und die Ladeinfrastruktur von Batteriezügen beteiligen und die Umrüstung von Dieselfahrzeugen auf alternative Antriebe unterstützen.

Inzwischen haben Nahverkehrsfahrzeuge mit alternativen Antrieben einen Reifegrad erreicht, der Bestellungen zulässt, heben die Verbände in der gemeinsamen Erklärung hervor. Damit können Wasserstoff- und Batteriezüge die ohnehin schon gute Klimabilanz der Schiene insbesondere auf den Strecken ohne Oberleitung noch einmal verbessern.

Gleichzeitig machen sich die Verbände dafür stark, die Streckenelektrifizierung weiter voran zu treiben. Von derzeit rund 61 % müsse Deutschland den Anteil der elektrifizierten Strecken bis 2025 auf 70 % und bis 2030 auf mindestens 75 % erhöhen. Denn neben dem SPNV profitieren davon auch Fern- und Güterzüge, die auf eine Oberleitung angewiesen sind.

Dort, wo die Streckenauslastung geringer ist, ist im Nahverkehr der Einsatz von Fahrzeugen mit alternativen Antrieben sinnvoll. Mit dem Positionspapier macht die Branche klar: 100 % Elektromobilität im Nahverkehr auf der Schiene sind machbar und keine Utopie mehr. Der Schlüssel dafür sind sowohl weitere Streckenelektrifizierungen als auch Fahrzeuge mit alternativen Antrieben. Die weitere Elektrifizierung des deutschen Schienennetzes und der verstärkte Einsatz von alternativen Antrieben ergänzen sich und gehören zusammen. Quelle: Allianz pro Schiene / mofair / VDV / DMM