140 Tonnen schweres Betonteil einer Brücke fällt auf Zug

Die Reisezeit zwischen Freiburg und Basel verlängert sich um bis zu 90 Minuten, sagt die Bahn: Nach dem Unfall bei Auggen am Donnerstag Abend, 02. April 2020, ist die Rheintalbahn das Wochenende über unterbrochen – mindestens.

Donnerstag, 02. April, 19.30 Uhr. Ein Zug der Rollendes Straße mit Ziel Novara (Italien), beladen mit zahlreichen Sattelzügen, ist auf der Rheintalbahn zwischen Freiburg und Basel unterwegs. An der Spitze eine moderne E-Lok der Reihe 485 der Schweizer BLS. Just als der Güterzug sich einer Straßenbrücke nahe der Ortschaft Auggen im Markgräfler Land nähert, löst sich ein 140 Tonnen schweres Betonteil von einer Brückenbaustelle neben einer Saftkellerei und fällt direkt auf die Lok. Der 51-Jährige Triebfahrzeugführer wird dabei getötet. Im Personenbegleitwagen hinter der Lok werden etliche Lkw-Fahrer, deren Sattelzüge auf Niederflurwagen hinter dem Personenwaggon verankert sind, verletzt. Zwei von ihnen werden in eine Klinik eingeliefert. Kurz vor der Katastrophe hatten zwei Personenzüge die Unglücksstelle passiert, weiß die Bundespolizei. Im Auftrag von RAlpin – der Rollenden Autobahn – fahren BLS Cargo und SBB Cargo International die Züge der Rollenden Landstrasse gemeinschaftlich, wobei die SBB Cargo International die deutschen und italienischen Streckenabschnitte betrieblich verantwortet.

Unmittelbar nach dem Unfall hat die Kriminalpolizei den Unglücksort begutachtet, teilte ein Sprecher der Freiburger Polizei mit. Am Freitag, 03. April, untersuchten Spezialisten des Landeskriminalamts den Unfallort. Die Ermittlungen laufen. Die 140 Tonnen schwere Betonplatte hatte sich von einer Brücke gelöst, die in den kommenden Tagen hätte zurück gebaut werden sollen. Für Bahnreisende hat das Unglück Folgen: Laut Deutscher Bahn enden die Züge des Fernverkehrs in Richtung Süden bereits in Freiburg, die Züge in Richtung Norden beginnen dort. Der Regionalverkehr läuft weiterhin, zwischen Müllheim und Schliengen ist allerdings ein Ersatzverkehr mit Bussen eingerichtet, von dort besteht Anschluss mit den Regionalzügen nach Basel bzw. Freiburg. Die Reisezeit verlängere sich laut DB um bis zu 90 Minuten.

Die GDL ist tief erschüttert vom Tod ihres Berufskollegen in Auggen bei Freiburg und spricht den Angehörigen ihr Mitgefühl aus. „Wir sind in Gedanken bei dem Opfer und seiner Familie. Ihnen gilt unsere aufrichtige Trauer und unser tief empfundenes Beileid“, so der GDL-Bundesvorsitzende Claus Weselsky. „Den Verletzten wünschen wir rasche Genesung.“ Der Gewerkschaftsboss weiter: „Angesichts des tragischen Unfalls stellen sich Fragen, die dringend geklärt werden müssen. Z.B. wie und von wem wird eine Baustelle betrieben, bei der sich Teile lösen oder auf Betriebsgleise herunterfallen können? Wo ist die Sicherung des Eisenbahnbetriebes unter dem rollenden Rad, wenn so etwas passieren kann? Wenn herabfallende Teile im Bereich des Möglichen sind, warum wurde dann die viel befahrene Magistrale nicht gesperrt?“ Die GDL fordert die schnellstmögliche Aufklärung und Bekanntgabe der Unfallursache und deren dauerhafte Beseitigung.

Dass das Unglück nur ein Todesopfer forderte, ist Glück im Unglück. Denn auf der Strecke verkehren auch viele ICE und ECE, die meist sehr gut besetzt sind. Wäre das 140 Tonnen schwere Bauteil auf einen solchen Zug gefallen, hätte es viel mehr Tote gegeben. Quelle: Bundespolizei / GDL / DB / DMM