50 Jahre Mobilfunktelefonie

Sie sind klein, handlich und leicht - also einfach zu transportieren und man ist immer erreichbar. Mit dem Smartphone ist man unabhängig, man kann bei Notfällen schnell helfen und die kleinen Mobilfunkgeräte können auch für einen selbst zum Lebensretter werden. Das Smartphone sorgt nicht nur für eine Veränderung der Mediennutzung. Zu den unbestrittenen Vorteilen zählen z.B. die Erreichbarkeit, ein erhöhtes Sicherheitsgefühl, die Notruffunktion und vielfältige Möglichkeiten zur Informationsbeschaffung und der Unterhaltung. 2023 feiert das Smartphone 50. Geburtstag.

Der US-Elektroingenieur Martin Cooper gilt ls der Erfinder des Mobiltelefon. Im Bild mit seinem "Baby", dem Motorola Dyna TAC 8000X von 1973. Foto wikimedia – Rico Shen/GNU Free Documentation License

Waren „Handys“ früher rein zum Telefonieren und dem Versenden kurzer Textnachrichten da, vereinen die heutigen Smartphones aufgrund ihrer technischen Ausstattung viele Funktionen in einem (Kamera, Musik, Navigationssystem, Messenger, Nachrichten, Streaming) und sind z.B. für Business Traveller ein wichtiges Arbeitsmittel und auch ein Lifestyle-Accessoire. 

Die Anfänge. Als Erfinder des Mobiltelefons gilt der US-amerikanische Elektroingenieur Martin Cooper (*26.12.1928 in Chicago) Der Sohn ukrainischer Einwanderer studierte in den 1950er-Jahren am Illinois Institute of Technology und erwarb 1957 einen Master in Elektrotechnik und erhielt 2004 die Ehrendoktorwürde des IIT. Als ehemaliger Vizepräsident und Leiter der Forschungs- und Entwicklungsabteilung von Motorola tätigte Cooper mit dem Motorola DynaTAC 8000X den weltweit ersten kommerziellen Mobiltelefonanruf von der Sixth Avenue in New York City. Das DynaTAC 8000X  hatte er gemeinsam mit Industriedesigner Rufy Krolopp gebaut. „Für das Innenleben plünderten die beiden Ingenieure damals UKW-Radios und kombinierten diese mit einem leistungsfähigen Stromspeicher, dem Metall-Hydrid-Akku“. Der erste Anruf galt Cooper‘s Rivalen bei den Bell Labs. Am 17. Oktober 1973 reichte er sein Patent für ein Radio-/Telefon-System ein, das am 16. September 1975 erteilt wurde. Daher wird er als der Erfinder des modernen Mobiltelefons angesehen.

Tatsächlich begann die Entwicklung des Mobilfunks mit dem Versuch der Huth-Gesellschaft schon vor 100 Jahren mit einem Telefondienst in Züge der damaligen Deutschen Reichsbahn und Reichspost auf der Strecke zwischen Hamburg und Berlin. Dieser Telefondienst wurde ab 1923 nur den Reisenden der 1. Klasse angeboten.

Über in Autos montierte Endgeräte waren die ersten Mobilfunkgespräche 1946 möglich. Die US-Firma Bell Telephone Company bot ihren Mobile Telephone Service an, über den am 17. Juni 1946 in St. Louis die ersten Gespräche geführt wurden; ab 02. Oktober desselben Jahres war ein Autotelefonservice der Illinois Bell Telephone Company in Chicago verfügbar. 

In der Schweiz wurden die ersten Autotelefone 1949 eingeführt. Am Anfang wurden modifizierte Polizeifunkgeräte eingesetzt. Der Zürcher Unternehmer Welti-Furrer nahm am 9. Juni 1949 eine Anlage in Betrieb, mit der seine Fahrzeuge vom öffentlichen Telefonnetz aus erreicht werden konnten. Zuerst wurden die Gespräche handvermittelt. 1952 wurde die Anlage auf vollautomatischen Betrieb umgestellt. Es handelte sich um die erste Anlage weltweit, welche vollautomatische Wahl zwischen Fahrzeug und stationären Telefonteilnehmern ermöglichte.

Letztlich markierte Motorla's System einen Wendepunkt in der Gesellschaft, da die Nutzer nicht mehr neben einem Festnetztelefon sitzen oder auf einen Pager warten mussten, um keinen Anruf zu verpassen. Stattdessen konnten sie mit jedem, jederzeit und von überall aus kommunizieren. „Als ich am 03. April 1973 den ersten öffentlichen Anruf mit einem tragbaren Mobiltelefon tätigte, war klar, dass Motorola und die Mobiltelefonindustrie eine Revolution in der persönlichen Kommunikation einleiten“, sagte Martin Cooper. Seitdem hat es eine Vielzahl von entscheidenden Innovationen und Fortschritten gegeben, die die Welt nachhaltig verändert haben und dies noch tun. 

Apple revolutionierte die mobile Telefonie. Als Apple-CEO Steve Jobs im Jahr 2007 das erste iPhone präsentierte, war noch nicht absehbar, welcher radikale Umbruch dadurch in Gang gesetzt werden würde. Im Vergleich zu damaligen Mobiltelefonen von Nokia, Motorola& Co. stellte das Touch-Handy vom Branchenneuling aus dem kalifornischen Cupertino einen komplett neuen Ansatz dar. Mittlerweile sind Smartphones aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Und auch das iPhone nimmt hier als Gegenpol zur Android-Welt weiter eine Sonderposition ein. Aus dem einen iPhone-Modell sind heute jedoch immer mehr Modellvarianten geworden. Lange war Apple mit seinem Smartphone-Portfolio der übersichtlichste Hersteller - pro Jahr gab es ein iPhone. Zwischengenerationen wurden jeweils mit einem S-Zusatz angegeben. Doch seit dem iPhone 5S und iPhone 5C im Jahr 2013 ging Apple dazu über, auch abseits des Speichers unterschiedliche Modellvarianten anzubieten. Neben dem normalen iPhone gibt es seitdem jeweils noch günstigere Budget- und teurere Premium-Varianten. Letztere bieten i.d.R. ein größeres Display, einen größeren Akku und in den aktuelleren Generationen auch eine bessere Kamera. 

Unsäglich falscher Begriff "Handy". Als gängige Bezeichnung für die neu eingeführten GSM-Mobiltelefone bürgerte sich ab etwa 1992 in der deutschen Umgangssprache der Begriff „Handy“ ein. Das in Deutschland oft gebrauchte Wort „Handy“ ist jedoch ein „Scheinanglizismus“, da es im englischsprachigen Raum fast nur als Adjektiv verwendet wird („praktisch, bequem, handlich“) und nicht als Bezeichnung für ein Mobiltelefon. Mobiltelefone heißen in den englischsprachigen Ländern „Mobile(phone)“ oder „Cellphone“.  

Betriebssysteme. Ältere GSM-Telefone (wie z. B. das im einstige Siemens S25) hatten meist nur ein einziges Betriebssystem, welches alle Aufgaben wahrnahm. Moderne Smartphones verwenden hingegen ein Echtzeit-Hauptbetriebssystem, auf dem die Benutzeranwendungen ausgeführt werden, und das Baseband-Betriebssystem, welches die eigentliche Kommunikation mit dem Mobilfunknetz übernimmt. Das Baseband-Betriebssystem läuft im Hintergrund auf einem eigenen Prozessor und Speicher getrennt vom Hauptbetriebssystem. Das unter Smartphones mit Abstand verbreitetste Betriebssystem ist Android, das aber wesentlich instabiler und unsicherer ist als Apple’s iOS. Zum Laden des Akkus besitzt ein Handy entweder eine extra Ladebuchse, oder es wird die kabelgebundene Schnittstelle hierzu mitverwendet. Letzteres hat sich für Smartphones als Standard durchgesetzt. Heutige Smartphone können auch drahtlos mittels magnetischem Wechselfeld geladen werden (z. B. Qi).

Der Markt. Die Platzhirsche sind Apple und Samsung. Weitere Anbieter sind Google, Motorola, HTC, Huawei, LG, Oppo, Sony, Xiaomi u.a.m.. Alle Smartphones mit Ausnahme von Gigaset (einziges europäische Unternehmen, das seit 2018 auch Smartphones herstellt, und das im kostenintensiven Deutschland) werden in China produziert. Bei den deutschen Konsumenten ist Samsung 2023 die beliebteste Marke gefolgt von Apple (33 %) und Huawei (9%). Die mit Abstand besten und sichersten Smartphones aber liefert nur Apple. 
2022 war das meist benutzte Handy der Welt das iPhone 13. Neben Apple ist nur ein weiterer Hersteller auf der Liste der Smartphone-Bestseller vertreten: Samsung mit zwei weiteren Modellen. Marktführer der Hersteller aber ist aktuell war Samsung mit einem Marktanteil von 31 %. Nahezu 80 % aller in Betrieb befindlichen Smartphones liefen mit dem Betriebssystem Google Android, die restlichen 20 % mit dem wesentlich besseren und sicheren sowie stabileren Apple iOS.

Das Mobiltelefon im Flugzeug. Eine ganze Reihe von Airlines erlaubt Mobiltelefonieren während des Flugs (DMM berichtete mehrfach, u.a. in der Printausgabe). Die heutigen modernen Passagierjets von Airbus, Boeing oder Embraer sowie nahezu alle Geschäftsreiseflugzeuge von Baombardier, Dssault, Pilatus, Textron & Co. sowie Helikopter der einschlägigen Hersteller sind technisch so ausgerüstet, dass sie störungsfreie mobile Kommunikation in der Luft ermöglichen. 

Nutzung. Laut einer Bitkom-Umfrage unter Smartphone-Nutzern wird die Telefonfunktion des Smartphones von 100 % der Befragten genutzt. Smartphones sind aber längst mehr als nur tragbare Telefone. So nutzen 90 % der Befragten die Kamerafunktion des Smartphones für Foto- oder Videoaufnahmen. 79 % der Nutzer rufen mit ihrem Telefon Internetsuchmaschinen auf und 69 % der Befragten hören mit ihrem Smartphone Musik. Weitere beliebte Funktionen sind das Lesen von Nachrichten (69 %), die Social-Media-Nutzung (68 %) und die Nutzung von Navigations- oder Kartendiensten (64 %). 46 % der Befragten erledigen Bankgeschäfte mit ihrem Telefon und 43 % nutzen das Smartphone zum Shopping. 

 Die Anzahle der Smartphone-Nutzer in Deutschland wächst seit Jahren und beläuft sich im Jahr 2022 auf rund 63 Mio. In der Altersgruppe der 14- bis 49-Jährigen sind Smartphones/Handys mit einem Nutzeranteil von über 95 % nicht mehr wegzudenken. Die Nutzung von Smartphones beginnt bereits im Kindesalter. Quelle: Motorola, Statista / DMM