90 % aller Airlines müssten stillgelegt werden

Von der brasilianischen Abaeté Linhas Aéreas bis hin zur spanischen Airline Zorex reicht die Liste der mehr als 700 Fluggesellschaften rund um den Globus. Die meisten von ihnen, mehr als 90 %, verdienen so gut wie kein Geld bzw. werden nur durch die Steuerzahler am Leben erhalten. Nur etwa 30 Airlines realisieren über 60 % der Gewinne. Unter Vernunftmaßstäben müsste mindestens 90 % der Luftfahrtunternehmen die Lizenz entzogen werden.

Nur ganz wenige Airlines auf dieser Welt verdienen Geld. Die meisten werden vom Steuerzahler am Leben erhalten. Foto: FMG

 Laut IATA werden die Fluggesellschaften in 2019 etwa 26 Mrd. US Dollar verdienen. Das klingt vielleicht zunächst nach viel. Doch verteilt ist das Ganze nicht wirklich gleichmäßig. Nur 30 Airlines realisieren knapp 60 % dieser Gewinne. Und diese 30 seien auch dafür verantwortlich, dass die Branche in den vergangenen zehn Jahren wieder in die Gewinnzone kam, sagte Brian Pearce, Chefökonom der International Air Transport Association während eines Pressegesprächs in Genf.

Die allermeisten Airlines – rund 700 – weisen nur geringe Gewinne aus, dümpeln irgendwo an der Gewinnschwelle rum oder machen Verlust. Zu den rentablen Fluggesellschaften gehören z.B. Delta Air Lines, Japan Airlines, die International Airlines Group (IAG) u.a. mit British Airways und Iberia sowie der Lufthansa-Konzern und der LC-Flieger Easyjet.
Diese ungleiche Verteilung der Gewinne ist auch die Erklärung dafür, dass es – gerade in Europa – trotz verhältnismäßig guter konjunktureller Großwetterlage zu verschiedenen Pleiten kam (DMM berichtete). De meisten Airlines halten die Steuerzahler am Leben. Ohne deren großzügige Stütze würden viele gar nicht erst abheben können. Ähnliches gilt auch für viele kleinere Flughäfen. Auch die überleben nur durch den Griff ins Portemonnaie der Steuerzahler. Das gilt übrigens ganz  besonders für Deutschland.

Indes hat die Intensität des Konkurrenzkampfs durch den Entfall einer ganzen Reihe von Airlines nicht abgenommen, im Gegenteil. Nicht ausgeschlossen, dass es zu weiteren Groundings kommen wird, zumal sich die Aussichten für die Branche der Zivilluftfahrt eingetrübt haben. Das Wirtschaftswachstum habe sich verlangsamt, Handelskonflikte hätten sich verschärft, geopolitische und soziale Spannungen hätten zugenommen, sagte IATA-Generaldirektor Alexandre de Juniac. Deshalb hat die IATA ihre Gewinnschätzung für das laufende Jahr von 28 auf 25,9 Mrd. Dollar zurückgenommen. Hinzu kommen die Diskussionen um mehr Klimaschutz, an denen auch die Luftfahrt nicht vorbeikommt, um die Besteuerung von Kerosin, was Experten für längst überfällig betrachten und um Überlegungen, die schwer umweltgefährdende Kurzstreckenflüge zu verbieten. Erste Airlines verkünden, dass sie die ohnehin unwirtschaftlichen Kurzstrecken gerne auf die Schiene verlegen möchten (Lufthansa, KLM u.a.m.).

Trotzdem nahmen 2019 die die Passagierzahlen um 4,5 % auf 4,54 Mrd. zu, gegenüber einem Wachstum im Vorjahr von sogar 7,4 %. Die Luftfracht verzeichnet 2019 einen Rückgang von 3,3 Prozent. Trotz  gewisser Unsicherheiten 2020 soll sich der Himmel im kommenden Jahr für die Zivilluftfahrt wieder leicht aufhellen. Die Gewinne dürften auf 29,3 Mrd. Dollar steigen, hofft die IATA. Es wäre das elfte profitable Jahr der Branche.

Freilich fielen die erwarteten Gewinne viel niedriger aus, würden die Fluggesellschaften die lukrativen und oft intransparenten Zusatzumsätze nicht generieren können. Die Rede ist von den Ancillary Fees, die den Fluggesellschaften viele Milliarden Dollar in die Kassen spülen. Zusatzleistungen und -gebühren für Extras beim Fliegen werden ein immer wichtigerer Bestandteil im Geschäftsmodell von Fluggesellschaften. Zusammengerechnet machen die zehn größten Fluggesellschaften weltweit in 2019 einen Umsatz von rund 36 Mrd. USD durch Nebeneinnahmen wie Zusatzgebühren für Koffer, Bordverkauf, Vielfliegerprogramme,  Vermittlung von Mietwagen, Zusatzkosten für bestimmte Sitzplatzkategorien und und und. Quelle: IATA / DMM