A380 fällt immer öfter in Ungnade

Einst gab es für den Doppelstöcker A380 viele Vorschusslorbeeren. Die Luftfahrtmanager überschlugen sich mit ihren Lobeshymnen. Und Airbus glaubte, Tausende der Monsterjets verkaufen zu können. Jeder wollte den Riesenvogel haben. Der Tiefdecker mit einer Kapazität von bis zu 853 Passagieren ist das größte in Serienfetigung produzierte zivile Verkehrsflugzeug in der Geschichte der Luftfahrt. Heute ist alle Euphorie der Ernüchterung gewichen. Nur noch wenige Carrier sind vom größten Verkehrsflugzeug der Welt überzeugt.

Air France will ihre zehn A380 schon 2022 los werden. Foto AF

14 Fluggesellschaften haben im Lauf der Jahre A380 bestellt, ausgeliefert wurden 234 Einheiten. Größter Kunde ist Emirates mit 123 Maschinen gefolgt von Singapore Airlines mit 24 Maschinen. Und auch die Lufthansa hat noch 14 Stück. Während die Großraumjets bei Geschäftsreisenden höchst beliebt sind, haben die Betreiber mit ihren Riesenvögeln oft genug ein dickes Problem: Die Jets sind nur selten auszulasten, sie sind als Vierstrahler viel zu kostenintensiv und demzufolge absolut unwirtschaftlich zu betreiben. Nun sorgt Air France für einen Paukenschlag: Die Franzosen wollen bis 2022 ihre zehn A380 komplett aus der Flotte nehmen. Air France folgt mit ihrer Ankündigung auf die Lufthansa, die sechs ihrer 14 Superjets in Bälde an Airbus zurückgeben will und die restlichen acht stehen ebenfalls vor einer ungewissen Zukunft. Im Fall der A380 gilt: Das Bessere ist des Guten Feind. Und so ordern die Carrier reihenweise lieber die neuen A350 und Dreamliner bzw. B 777.9.   

Die Abkehr vom A380 bei Air France reiht sich ein in eine ganze Serie von Absagen gegenüber dem ehemaligen Prestigeflieger. Das Todesurteil kassierte der A380 im Februar, als Airbus das Produktionsende zum Jahr 2021 verkündete. Zuvor annullierte der wichtigste Betreiber Emirates eine Order über 39 Exemplare (Emirats hatte insgesamt 162 der Doppelstöcker bestellt. Bereits im November 2018 zeigte die Airline, dass sie keine Lust mehr auf den Superjumbo hat, und kündigte die Halbierung ihrer A380-Flotte an. Die längst fällige Modernisierung der Kabinen hat Air France immer wieder hinausgezögert. Weil sie teuer ist und die anderen Langstreckenmodelle Boeing 787 und 777 sowie Airbus A330 mehr Flexibilität beim Interieur zulassen, entschloss sich das Management zur Ausdünnung der Flotte. Jetzt kündigte sie an, die komplette A380-Flotte aufzulösen.

Neben den beiden großen europäischen Luftfahrtunternehmen verspüren auch Qatar Airways und Qantas keine Lust mehr, den A380 länger einzusetzen. Die Kataris wollen ihre zehn Riesenvögel bis 2024 los werden. Qatar Airways-CEO Akbar Al Baker war schon lange nicht mehr vom Flugzeug überzeugt und bezeichnete den A380 als zu groß und zu schwer. Die Australier wollten ursprünglich 20 A380 kaufen, stornierten davon acht und wollen die verbleibenden zwölf maximal bis 2029 betreiben. Malaysia Airlines wollte ihre sechs A380 eigentlich verkaufen und künftig auf den A350-900 setzen. Doch wegen schlechter Verkaufschancen auf dem Gebrauchtmarkt ruderte der Carrier zurück. Jetzt sollen sie vorwiegend als Pilgerflieger unterwegs sein. Bleibt noch A380-Krösus Emirates: Das Management in Dubai plant mit seinen 123 A380 noch bis Mitte der 2030er Jahre.

British Airways, 100 Jahre jung aber bei weitem nicht auf Rosen gebettet, betreibt zwölf A380 und denkt eher über Zuwachs als über Ausflottung nach, so IAG-Chef Willie Walsh. Aber daran glauben nur die wenigsten. Denn BA setzt jetzt auch auf den neuen A350-1000. Ob und wie lange asiatische Carrier aus Japan, Korea, Thailand und China an ihren Riesenfliegern festhalten, steht auf einem anderen Papier. Übrigens wurden die ersten A380 bereits zerlegt. Quelle: DMM / aerotelegraph.com