Auf Bertram Thiemes 13-seitiger eng bedruckter Gästeliste stehen alle fünf Bundespräsidenten, vier Bundeskanzler, Otto Waalkes, Thomas Gottschalk und natürlich Hans-Dietrich Genscher. Der ehemalige Außenminister war an einem seiner ersten Arbeitstage gleich sein Gast. Unzählige Stunden haben die beiden im Restaurant verbracht. Genscher wollte immer das Neueste aus seiner Heimatstadt wissen. Angefangen hatte Thieme als Krankenpfleger, dann orientierte er sich von der Entbindungsstation zur Hotellerie. Vom Büroleiter eines Hoteldirektors stieg er empor zum jüngsten Chef der Interhotel-Gruppe, eine gehobene Hotelkette in der früheren DDR. Zu deren Zeiten hatte Thieme ein fast immer ausgebuchtes Interhotel geführt.
Nach der Wende leitete er 22 Jahre lang das Dorint-Hotel in Halle/Saale. Seine Philosophie: Respekt, Freundlichkeit und Engagement gegenüber seinen Gästen und seinen Mitarbeitern. Nicht ein einziges Mal musste Thieme einem Azubi eine Abmahnung aussprechen, nicht einen einzigen Mitarbeiter entließ der gebürtige Weißenfelser in seiner Zeit als Dorint-Chef.
Nach der Wende musste er das unter Verantwortung der Treuhand stehende Interhotel fit machen für die Marktwirtschaft. Innerhalb von 14 Monaten musste er die Belegschaft von 413 auf 78 Mitarbeiter reduzieren, drei McKinsey-Unternehmensberater schauten ihm täglich auf die Finger. Dennoch blieb ihm der Erfolg treu. Zweimal wurde er zum Hotel-Manager des Jahres gekürt. Und 2015 zum Hotel-Manager des Jahres für außergewöhnliche Menschenführung. Bertram Thieme wird der Hotel-Gruppe „Dorint“ aber erhalten bleiben. Als Markenbotschafter soll er mit seinen Werten die Hotel-Marke nach außen repräsentieren. Quelle: MDR Sachsen-Anhalt / DMM