Adria Airways vor dem Grounding

Es sieht ganz danach aus, als ob die slowenische Fluggesellschaft Adria Airways unmittelbar vor der Pleite steht. Der Carrier, Mitglied der Star Alliance, kämpft mit hohen Verlusten. Inzwischen wurden zwei Flugzeuge zwangsweise gegroundet. Die Situation bringt auch viele Firmenkunden und Geschäftsreisende in Bedrängnis.

Adria Airways trudelt schon seit längerem finanziell dem Abgrund entgegen. Vor rund einem Jahr wurde ihr der Entzug des AOC angedroht, falls nicht innerhalb einer bestimmten Frist frisches Geld beschafft würde. Dank einer Kapitalerhöhung gab es eine Weile lang Ruhe. Doch nun sieht die Zukunft richtig düster aus. Dieser Tage enthüllte das slowenische Blatt „Finance“, dass dem Star-Alliance-Mitglied erneut ein Entzug der Flugbetriebs-Erlaubnis (AOC) von den slowenischen Flugbehörden angedroht wurde. Dies, weil die Airline inzwischen ein negatives Eigenkapital habe und im letzten Geschäftsjahr einen Verlust von möglicherweise bis zu 15 Mio. Euro hereingeflogen habe. Das Newsportal Siol.net hatte seinerseits gemutmaßt, dass das Management von Adria Airways die Bilanzen der letzten drei Jahre manipuliert habe, um die Höhe der Verluste und die Unterkapitalisierung zu kaschieren.

Adria Airways hat diese Berichte nicht kommentiert, sondern darauf verwiesen, dass geforderte Dokumente zur finanziellen Lage fristgerecht eingereicht wurden. Das Verfahren sollte laut der slowenischen Zivilluftfahrtbehörde bis spätestens Ende Oktober 2019 abgeschlossen sein - dann werde Klarheit herrschen.

Am Freitag (20. September) folgte aber der nächste Tiefschlag: Die slowenische Luftfahrtbehörde groundete zwei Bombardier CRJ900 von Adria Airways, weil die Leasinggesellschaften die Leasingverträge für diese beiden Flugzeuge infolge Zahlungsverzögerungen mit sofortiger Wirkung terminiert hatten. Dadurch musste Adria Airways zahlreiche Flüge annullieren. Leasinggeber ist die irische Trident Aviation Leasing Service. Das Unternehmen ist Teil der Falko-Gruppe, zu welcher Irlands Low-Cost-Carrier Cityjet ebenfalls gehört. Das ist insofern interessant, weil Cityjet bzw. die Falko-Gruppe lange als potenzielle Käufer von Adria Airways im Raum standen.

Am 17. September einigte sich Adria Airways mit den Piloten auf einen neuen Gesamtarbeitsvertrag. Damit konnte ein angedrohter Streik der Cockpitpersonale für den 18. bis 20. September und den 30. September bis 02. Oktober abgewendet werden. Gleichzeitig meldeten diverse Medien, dass viele Angestellte die Augustlöhne noch nicht oder nur teilweise erhalten hätten.

Das Tessiner Portal tio.ch berichtet, dass am vergangenen Wochenende 18 (von 24) Flügen von Lugano nach Zürich durch Adria Airways annulliert wurden. Viele Passagiere müssen infolge Annullierungen auf den Zug oder nach Mailand ausweichen.

In slowenischen Zeitungen erschienen in diesen Tagen bereits Berichte, in denen Ratschläge für den Fall eines Groundings von Adria Airways gegeben werden, und wo über die Zeit nach Adria spekuliert wird. Quelle: Finance / tio.ch / DMM