Afrikas erste Schnellstrecke eröffnet

In Afrika, genauer gesagt in Marokko, ist soeben die erste Hochgeschwindigkeitsstrecke des Schwarzen Kontinents eröffnet worden, der 200 km lange Abschnitt Tanger-Kenitra. Der auf dem französischen TGV basierenden Doppelstock-Zug TGV Douplex der ONCF „Al Boraq“ verkehrt zwischen Tanger und Casablanca. Eröffnet wurde die Neubaustrecke von König Mohammed VI und Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron.

In Nordafrika wurde die erste Schnellstrecke des Schwarzen Kontinents eröffnet. Foto: ONCF

Die Schnellfahrstrecke ist für Vmax 350 km/h errichtet, im Normalbetrieb werden 320 km/h gefahren. Sie ist Teil eines Netzes, das dem französischen TGV-Netz nachempfunden ist und im Jahr 2035 eine Länge von 1.500 km erreichen soll. Vorgesehen sind zwei Hauptstrecken: eine rund 900 km lange „atlantische Linie“ Von Tanger über Rabat, Casablanca, Marrakesch bis Agadir und eine rund 600 km lange „Maghreb-Linie“ (Rabat–Meknès- Fès-Oujda. Der jetzt eröffnete Abschnitt Tanger–Kenitra ist die erste Etappe der atlantischen Linie.

Zweck der Neubaustrecke ist es, die bereits bestehenden stark beanspruchten und kurvenreichen Strecken zwischen den Wirtschaftsmetropolen Casablanca/Rabat und Tanger zu entlasten. Mit der Verlagerung des Personenfernverkehrs auf die Schnellfahrstrecken soll die frei werdende Kapazität auf den atlantischen Altbaustrecken für den Güterverkehr zum Hafen von Casablanca und zum Containerterminal Tanger-Med genutzt werden. Diese Maßnahmen sollen dazu beitragen, das Wirtschaftswachstum Marokkos zu erhöhen.

Langfristig soll die Maghreb-Linie über die Grenze bis nach Algier und Tunis geführt werden. Außerdem bestehen Pläne für einen Bahntunnel unter der Meeresenge von Gibraltar von Tanger nach Tarifa im spanischen Andalusien. Dadurch kann die LGV Tanger–Kenitra an das europäische Hochgeschwindigkeitsnetz angeschlossen werden. Die Fahrtzeit zwischen den Hauptstädten Rabat und Madrid würde nur 4 Stunden betragen.

Die Strecke ist mit ETCS (Level 1 und 2) sowie GSM-R ausgerüstet. Vorläufig müssen die Superzüge von Alstom von Kenitra nach Rabat und Casablanca noch die Bestandsstrecke nutzen. Dort dürfen sie nur 180 km/h schnell fahren. Seit einigen Jahren wird die doppelspurige Strecke um ein drittes Gleis ergänzt. Sobald dieses auf der ganzen Länge befahrbar ist, wird die bestehende Trasse erneuert, sodass die Höchstgeschwindigkeit auf 220 km/h erhöht werden kann. Mit dieser Ausbaustrecke wird die Fahrtzeit im Jahr 2020 um weitere 40 Minuten reduziert.
Brauchten die bisherigen Schnellzüge von Tanger nach Casablanca 4:45 Stunden, so verkürzt sich die Reisezeit jetzt auf 2:10 Stunden. Allein zwischen Tanger und Kenitra verkürzt sich die Fahrzeit von 3:15 Stunden auf nur 47 Minuten. Die NBS, an den sieben Jahre gebaut worden ist, kostete rund 2 Mrd. Euro. Quelle: ONCF / DMM