Air Canada verklagt Website Seats.aero

Air Canada (AC) hat den Betreiber der Website Seats.aero verklagt, eine international beliebte Reise-Website, die vor allem von (geschäftsreisenden) Vielfliegern genutzt wird. Seats.aero ermöglicht den Nutzern schnell und einfach die Verfügbarkeit von Sitzplätzen für Prämienflüge aufzufinden. Dazu mache sich Seats.aero laut dem kanadischen Nationalcarrier in großem Umfang Daten von Air Canada zu eigen, was u.a. zu „Brownouts“ (Überlastung) der Air Canada-Website geführt haben soll.

Air Canada hat eine Website wegen Datenklaus verklagt. Foto: AC

Ian Carroll, Betreiber und Eigentümer von Seats.aero, bezeichnet seinen Internetauftritt gerne als „die schnellste Suchmaschine für Prämienflüge“. Sie zeigt nahezu Ergebnisse in Echtzeit an. Dazu braucht es aber viele Daten und die stammen laut AC angeblich vom Carrier selbst. Carrol soll sich diese rechtswidrig und unter Umgehung von Sicherheitsmaßnahmen, die IT-Spezialisten der Airline entwickelt hatten, angeeignet haben. 

Anfang dieses Monats schickten Anwälte Air Canadas Carroll ein Schreiben mit einer Unterlassungsverfügung, in dem sie Seats.aero aufforderten, das Scraping (Auslesen von AC-eigenen Daten) einzustellen. Doch Carroll antwortete in einem öffentlichen Online-Beitrag, dass er nicht die Absicht habe, den Forderungen von Air Canada nachzukommen. Am Donnerstag, 19. Oktober 2023, erhöhte Air Canada den Druck auf Carroll, indem sie bei einem Bundesgericht im US-Bundesstaat Delaware eine Klage einreichte und der Muttergesellschaft von Seats.aero, „Localhost“, vorwarf, gegen das Gesetz gegen Computerbetrug verstoßen zu haben.

In der Klageschrift heißt es, Carroll habe automatisierte Computer-Bots verwendet, um Daten von der Air Canada-Website zu sammeln, sowohl durch Screen Scraping als auch durch eine ausgefeiltere API-Scraping-Methode. Laut Air Canada haben die „häufigen und umfassenden“ Suchanfragen auf der Website Seats.aero einen Dominoeffekt auf die eigene Website ausgelöst und stellen eine „immense Belastung“ für die IT-Infrastruktur der AC-Website dar. Das Luftfahrtunternehmen behauptet, dass eine eigene Website „sircanada.com“ aufgrund der Vielzahl an Anfragen von Seats.aero zeitweise nicht mehr reagierte. IT-Experten der Airline versuchten zwar, das Screenscraping mit „extremen Anti-Bot-Maßnahmen zu blockieren, was aber offensichtlich nicht so recht gelang, zumal Carroll in der Lage war, die elektronischen Sperren zu umgehen.

Zusätzlich zu den Computerbetrugsvorwürfen hat Air Canada Seats.aero auch Markenverletzungen und falsche Werbung vorgeworfen. Im Social-Media-Netzwerk X antwortete Carroll auf die Klage und sagte, er sei „enttäuscht“ über die Entscheidung von Air Canada, zu klagen. Denn er erleichtere allen Aeropla-Nutzern die Suche nach den besten Möglichkeiten für Prämienflüge und wolle seine Position vor Gericht umfassend verteidigen. 

Anfang Oktober hat die Website „Expert Flyer“, die ihren Nutzern ebenfalls das Auffinden von Prämiensitzen erleichtert, als Reaktion auf eine rechtliche Beschwerde den Zugang zur Prämiensuche für alle Star Alliance-Mitgliedsfluggesellschaften gesperrt. Quelle Air Canada / DMM