Airberlin vor Riesen-Herausforderung

Die Pressemitteilung von Airberlin liest sich auf den ersten Blick wie der Beginn einer Erfolgsgeschichte. Betrachtet man sich die in der Aussendung stehenden Zahlen genau, erkennt man schnell, dass der Carrier einen riesigen Verlust hereingeflogen hat, den größten seit Bestehen der Fluggesellschaft: Das vorläufige Nettoergebnis im Geschäftsjahr 2014 lag bei -361,7 bis -386,7 Mio. Euro (2013: -315,5 Mio. Euro).

Ob der neue Airberlin-Chef Stefan Pichler den Strmungsabriss bei Deutschlands Nr. 2 noch verhindern kann, dazu gibt es angesichts des neuerlichen Rekordverlusts Zweifel. Foto: Airberlin

Das vorläufige operative Ergebnis (EBIT) von Deutschlands Nr. 2 beläuft sich im durch hohe Restrukturierungsaufwendungen geprägten Geschäftsjahr 2014 auf -278,8 bis -303,8 Mio. Euro (2013: -231,9 Millionen Euro). Der Gesamtumsatz für das Jahr 2014 beträgt 4,16 Mrd. Euro, was einem Plus von 0,3 % im Vergleich zum Vorjahr (4,15 Mrd. Euro) entspricht. Unter Berücksichtigung der entstandenen Aufwendungen für den Turnaround in Höhe von 85 – 110 Mio. Euro liegt das vorläufige bereinigte EBIT bei -193,3 Mio. Euro.

Die Restrukturierungsmaßnahmen umfassen u.a. Mehraufwendungen im Rahmen der Flottenharmonisierung sowie mitarbeiterbezogene Aktivitäten, schreibt der Carrier in seiner Medienaussendung. Die Höhe der für das Geschäftsjahr 2014 anzusetzenden Restrukturierungsrückstellungen ist derzeit noch in abschließender Prüfung. Daher wird der endgültige Konzern- und Jahresabschluss zum 31. Dezember 2014 für Ende April 2015 erwartet.

Das Flugangebot in 2014 erhöhte sich in Bezug auf Flüge um 2,1 % und hinsichtlich der angebotenen Sitzplatzkilometer (ASK) um 3,1 %. Die Auslastung lag mit 83,5 % leicht unter dem Wert des Vorjahres (84,8 %). Die Zahl der Fluggäste auf den Codeshare-Strecken mit oneworld-Partnern hat sich mit einem Wachstum von 9 % auf 1,113 Mio. positiv entwickelt. Auch die Partnerschaft mit Etihad Airways entwickelte sich in 2014 weiterhin positiv, heißt es im Pressebericht der Airline. Die Zahl der Fluggäste auf gemeinsamen Strecken stieg im Berichtszeitraum auf insgesamt gut 600.000 und damit um knapp 7 %. Zusätzliche Codeshare-Strecken von Berlin, Stuttgart und Wien nach Abu Dhabi tragen zum weiteren Wachstum bei.

Insgesamt liegt das Unternehmensergebnis für das Jahr 2014 deutlich unter den ursprünglichen Erwartungen des Managements. Basierend auf der nunmehr eingeleiteten grundlegenden Neuausrichtung des Geschäftsmodells erwartet airberlin für das laufende Geschäftsjahr 2015 eine deutliche Ergebnisverbesserung, die die Grundlage für eine angestrebte Rückkehr zur Profitabilität in 2016 schaffen soll.

Der neue Executive Director und CEO Stefan Pichler umreißt die Neuausrichtung des airberlin Geschäftsmodells u.a. mit einer Neupositionierung als europäische Multi-Hub Airline mit einer starken Marktpositionierung in attraktiven Catchment Areas sowie mit Wettbewerbsvorteilen wie günstigere Stückkosten im Vergleich zu anderen Netzwerk-Carriern, eine höhere systemische Integration der Reiseveranstalter in den wichtigsten Absatzmärkten, den besseren Verbund mit ihren Partnern, eine verstärkte Ausrichtung auf Firmenkunden und Geschäftsreisende, sowie veränderungsbereite, dynamische Mitarbeiter.

Ein wichtiger Baustein zur Stärkung von airberlin sollen Synergien mit Etihad Airways und den übrigen Etihad Airways-Partnern und die Performance-Verbesserung der damit verbundenen Codeshare-Strecken sein. Synergien ermöglicht u.a. die in 2014 unterzeichnete Codeshare-Partnerschaft mit Alitalia: Optimierte Flugverbindungen von und nach Berlin, Düsseldorf, Mailand-Linate und Rom bieten mehr Komfort für unsere Fluggästeairberlin und Alitalia führen ihre mehr als 400 wöchentlichen Nonstop-Flüge zwischen Italien und Deutschland, Österreich und der Schweiz im Codeshare durch gegenseitige Vielfliegerabkommen.

Die enge Zusammenarbeit innerhalb des globalen Luftfahrtbündnisses oneworld, darunter American Airlines, British Airways, Iberia, JAL, Finnair, Royal Jordanian sowie die russische S7 Airlines, stärkt unsere globale Marktposition. Auf 241 gemeinsamen Codeshare-Strecken und fast 6.500 Codeshare-Flügen pro Woche bietet airberlin ihren Gästen ein erstklassiges, komfortables und weltumspannendes Streckennetz an. Allein in den USA, einem der wichtigsten Luftverkehrsmärkte, fliegt airberlin im Codesharing mit American Airlines zu 57 Zielen. Dies unterstreicht die Bedeutung der Mitgliedschaft in oneworld in einem wettbewerbsintensiven Marktumfeld. airberlin wird die bestehenden Kooperationen innerhalb der oneworld Allianz vertiefen und um weitere Codeshare-Abkommen ergänzen.      

Kenner meinen, dass sich Air Berlin nur dank der kräftigen Mithilfe des arabischen Großaktionärs Etihad noch in der Luft halten kann. Bis jetzt ist keinem der Airberlin-Chefs gelungen, trotz massiver Sparanstrengungen, Verkleinerung er Flotte, Streichung von Destinationen, Entlassungen usw. wieder Aufwind zu generieren. Einer der Gründe, weshalb Airberlin am finanziellen Abgrund steht, ist u.a. die Tatsache, dass das Management, von bestimmten Touristikmedien stets hochgejubelt, in der Vergangenheit unglaublich hohe Summen für Miete von Flugzeugen bzw. sehr hohe Leasingkosten ausgab. Ob Stefan Pichler gelingt, das Rad zurückzudrehen, ist die ganz große Frage. Quelle: Airberlin / DMM