Airbus wirft Qatar Airways nach deren Klage Rufmord vor

Qatar Airways und Airbus streiten um Lack- und Folgeschäden an neuen Langstreckenjets des Musters A350. Wegen Problemen an der Oberflächenbeschichtung an den Großraumjets hatte die Golf-Airline die Abnahme von Flugzeugen bereits verweigert. Nun eskaliert der Disput, zumal der arabische Carrier am 20. Dezember 2021 Klage gegen den Flugzeugbauer vor einem Geicht in London erhoben hat. Die Airbus-Zentrale in Toulouse wittert Verrat und wirft dem Golfcarrier vor, eine Rufmordkampagne angezettelt zu haben.

Quatar Airways hat den Flugzeugbauer Airbus in London wegen Mängeln an den A350 verklagt. Foto: QA

Die Airline des Golf-Emirats Katar hat ihre 21 ihrer 53 A350 schon vor einigen Monaten stillgelegt. Ob die Scheichs die weiteren 23 bestellten Langstreckenjets abnehmen, lassen sie zurzeit offen. Kurz vor Weihnachten 2021 hat der arabische Carrier bei der Abteilung für Technologie und Bauwesen des High Court in London eine Klage gegen Airbus eingereicht, teilte Qatar Airways mit. Qatar Airways-CEO Akbar Al-Baker will Airbus mit der Klage unter Druck setzen, auf seine berechtigten Bedenken endlich zu reagieren. Laut Klageschrift  fordern die Kataris 618 Mio. US-Dollar Schadensersatz.

Zwischen dem bisherigen Großkunden Qatar Airways und dem europäischen Flugzeugproduzenten schwelt seit Längerem ein Streit um den angeblich vorzeitigen Abbau von Lackschichten am A350. Nun macht Qatar Airways seine Drohung wahr und zitiert Airbus vor Gericht.

Die Presseaussendung von Qatar Airways vom 20.12.2021 im Original: "Qatar Airways has today issued legal proceedings against Airbus in the Technology and Construction division of the High Court in London. We have sadly failed in all our attempts to reach a constructive solution with Airbus in relation to the accelerated surface degradation condition adversely impacting the Airbus A350 aircraft. Qatar Airways has therefore been left with no alternative but to seek a rapid resolution of this dispute via the courts. 

Qatar Airways currently have 21 A350 aircraft grounded by the condition and the legal proceedings have been commenced to ensure that Airbus will now address our legitimate concerns without further delay. We strongly believe that Airbus must undertake a thorough investigation of this condition to conclusively establish its full root cause. Without a proper understanding of the root cause of the condition, it is not possible for Qatar Airways to establish whether any proposed repair solution will rectify the underlying condition. Qatar Airways number one priority remains the safety of its passengers and crew."

"Leider sind alle unsere Versuche gescheitert, mit Airbus eine konstruktive Lösung im Zusammenhang mit dem beschleunigten Oberflächenverschleiß der Airbus A350-Flugzeuge zu erreichen", hatte Qatar-Airways-Chef Akbar Al-Baker im Dezember die Klageerhebung verteidigt. Laut Klageschrift verlangt die Airline 618 Mio. USD Schadensersatz - plus 4 Mio. USD für jeden weiteren Tag, an dem die 21 A350 von der katarischen Luftfahrtbehörde QCAA für den Flugbetrieb gesperrt sind.

Airbus betrachtet die Klage als absurd. Programmchef Philippe Mhun hatte zuletzt betont, die Probleme seien nicht sicherheitsrelevant. Diese Sichtweise hatte die europäische Luftfahrtbehörde EASA nach einer Inspektion der am Flughafe von Doha abgestellten Maschinen bestätigt.

Bei der Stichprobe vor Ort hatte ein EASA-Team zwar einen "verschlechterten Lackzustand" festgestellt, insgesamt aber "keine Zweifel an der Lufttüchtigkeit der A350". Dies gelte laut  EASA-Sprecherin Janet Northcote sowohl für den Beschichtungsabtrag selbst als auch für die Verbundstruktur und den Blitzschutz.

Airbus wehrt sich. „Der Versuch des Kunden Quatar Airways (derbetreibt aktuell 120 Jets aus dem Hause Airbus) diese spezielle Angelegenheit fälschlich als ein Lufttüchtigkeitsproblem darzustellen, stellt eine Bedrohung der internationalen Protokolle zu Sicherheitsfragen dar", hatte Airbus mitgeteilt. Airbus werde "unzutreffende Behauptungen von Qatar Airways nicht länger hinnehmen.

Zur Erklärung: Zwischen Rumpf und Außenlackierung der A350 liegt ein metallisches Gewebe, das gegen Blitzeinschlag schützt. Abhängig von den Betriebsbedingungen treten nach früheren Angaben von Airbus an manchen Flugzeugen des Typs Risse im Lack oder in diesem Gewebe auf, die aber nicht sicherheitsrelevant sein sollen.

Der Streit zieht sich bereits über ein Jahr hin. Neben Qatar Airways hatten auch Finnair, Lufthansa und andere Airlines Fehlerstellen an einzelnen A350-Oberflächen feststellt. Die Mängel ließen sich laut Luftfahrtkreisen aber leicht korrigieren. Quelle: Qatar Airways / Aero / DMM