Alaska Airlines vorsichtig, Southwest aber klotzt

Nach dem Corona-bedingten Einbruch des Flugbetriebs plant die in Seattle beheimatete Alaska Airlines eine vorsichtige Erholung. Der fallen aber 3.000 von 23.000 Beschäftigten zum Opfer. Doch wird der Carrier laut Group President Ben Minicucci in den kommenden zwölf Monaten bei Weitem nicht den Level der Vor-Corona-Zweit erreichen können. Das Luftfahrtunternehmen wird schrumpfen was die Angebote und das Personal betrifft. Ganz anders Konkurrent Southwest: Der plant bis Jahresende mit Hochdruck sein volles Vor-Corona-Programm.

Zwar hat Alaska von der Regierung 992 Mio. US-Dollar als Nothilfe bekommen, doch floss dieses Geld in die Fixkosten und reicht nur bis September. Ab Oktober muss daher mit dem Personalabbau begonnen werden.

Minicucci hat zudem Gespräch mit Boeing geführt betreffend die bestellten 32 B 737 MAX-9. Drei davon sollten schon im März übergeben sein, die weiteren sollten ab 2021 ausgeliefert werden. Allerdings werden in 2020 überhaupt keine neuen Flugzeuge zur Alaska-Flotte stoßen. Aktuell betreibt Alaska 225 Maschinen, von denen 205 am Boden sind.

Anfang 2020 war Alaska noch mit den Integration von Virgin America beschäftigt. Im Februar dann hatte das Management seine Wachstumspläne bekannt gemacht. Danach sollten in dieser Dekade noch etwa 200 neue Jets gekauft werden. Dann kam die Corona-Pandemie und die tägliche Passagierzahle brach von 130.000 auf 5.000 ein. Zur Zeit sind es etwa 24.000 am Tag. Der Umsatz beträgt aber nur knapp 20 % im Vergleich zum Vorjahr. Er glaube nicht, so der Airlinechef, dass es zu einer merklichen Besserung bis zum vierten Quartal 2020 kommen wird, auch nicht in 2021. Im nächsten Jahr erwartet die Fluglinie einen Umsatz bis maximal 35 % des Vor-Corona-Umsatzes. Bis August 2020 will Alaska aber um die 50 % der Sitzkapazitäten wieder anbieten.

Anders als Alaska verkündete Southwest CEO Gary Kelly einen ziemlich optimistischen Plan der Erholung: Bis Ende 2020 will er wieder zu einem normalen Flugplan mit vollständigem Angebot zurückkehren mit Günstig-Offerten und neuen Routen. Zudem sollen dann die gegroundeten /37 MAX wieder einsatzfähig sein. Ziel ist u.a., den drei großen US-Cariern America, Delta und United Marktanteile wegzunehmen. Die „Big Three“ leiden massiv unter den Folgen der Pandemie, anders Southwest: Laut Kelly verfügt Southwest über ein Eigenkapital von 13 Mrd. US-Dollar und kann sich als weitgehender Domestic-Carrier mehr leisten, eben auch eine Expansion. Aktuell sind 742 Jets eingeflottet. Gesundschrumpfen hält Kelly für einen großen Fehler. Denn das erhöht u.a. die Kosten je Sitzplatz.

Alaska stehet zwar finanziell auch nicht ganz so schlecht da: Die Fluglinie verfügt über Barmittel in Höhe von 8,2 Mrd. Doch ist sie im Vergleich zu Southwest verhältnismäßig klein. Dennoch gibt sich Ben Minicucci optimistisch. Mit der schrittweisen Aufhebung der Reisebeschränkungen werden wohl auch die Geschäfte wieder anlaufen. Das ist auch bitter mötig. Denn im Mai z.B. hat Alaska täglich 5,5 Mio. USD mehr verloren als eingenommen. Wenn es so weiter ginge, würden die Barmittel bis zum Jahresende 2020 vollkommen verbrannt sein. 

Zusätzlich zum „paycheck-protection funding in the Coronavirus Aid, Relief and Economic Security (CARES) Act“ verhandelt Alaska mit dem US-Finanzministerium über ein Darelehen in Höhe von 11 Mrd. USD. Vor einigen Tagen erst hatte sich die Fluggesellschaft auf dem freien Kreditmarkt 88 Mio. USD besorgt. Mit dem frischen Geld will Alaska die Eigenmittel weitgehend erhalten, andernfalls nämlich wäre es kaum noch möglich, die Flotte mit weiteren Flugzeugen zu ergänzen.   

Aktuell haben bereit 6.000 MitarbeiterInnen einen freiwilligen Urlaub genommen. Ihr Schäflein beigetragen haben auch die Piloten, so die Air Line Pilots Association (ALPA). Es wird Abfindungen für vorzeitige Pensionierungen geben oder Teilzeitarbeit oder auch längerfristige Urlaube bei garantierter Bezahlung.
Alaska hat die üblichen Sicherheitsstandards eingeführt, die für den Check-in-Prozess gelten, bei dem man u.a. bestätigen muss, Coronafrei zu sein, das Maskentragen an Bord sowie das Abstand halten an den Schaltern und Boarding-Gates. Quelle: Alaska Airlines / Southwest Airlines / DMM