Als Tourist Saudi Arabien besuchen?....

„Vision 2030“ heißt das Projekt, mit dem der nach dem Journalistenmord von Istanbul schwer umstittene saudiarabische Kronprinz Mohammed bin Salman das Land für Touristen öffnen will. Das Königreich soll langfristig unabhängiger vom Erdöl sein. In einer Podiumsdiskussion im Rahmen des Arabian Travel Mart (ATM) diskutierten Vertreter von Saudia Private Aviation (SPA), Dur Hospitality, Colliers International MENA, Marriott International, der Jabal Omar Development Company und der Saudi General Investment Authority die geplanten touristischen Entwicklungen und Visumsreformen.

Im Land sind bereits Projekte im Wert von mehreren Mrd. US-Dollar in Angriff genommen worden, darunter die künstlich angelegte Mega-City NEOM (Video: https://www.youtube.com/watch?time_continue=14&v=5BrMca45MEg). Sie soll sich über eine Fläche von 26.500 km2 (größer als Hessen, 21.115 km2) erstrecken und dabei nicht nur auf saudischem Boden liegen, sondern auch teils in Ägypten und Jordanien. Neom soll aus 12 Städten mit Lifestyle- und Tourismusprodukten, Luxushotels und Villen bestehen. Zur Energieversorgung wird ausschließlich auf Wind- und Solarenergie gesetzt. Die erste Phase soll bereits 2020 abgeschlossen sein, wie Saudi-Arabien im Rahmen des ATM bekanntgab. Allerdings wird mit dem Bau erst in den nächsten Monaten begonnen, wie der Vorstandsvorsitzende der NEOM-Stadt, Nadhmi Al-Nasr, Ende April gegenüber der staatlichen Nachrichtenagentur „Saudi Press Agency“ sagte.

Die Zahl der internationalen Ankünfte sollen laut Colliers-Studie in Zusammenarbeit mit dem Arabian Travel Market (ATM) voraussichtlich um 5,6 % pro Jahr von 17,7 Mio. im Jahr 2018 auf 23,3 Mio. im Jahr 2023 steigen. Auch die Inlandreisen sollen zunehmen: 2019 voraussichtlich um 8 %. 2018 betrug die Zahl der einheimischen Touristen laut Colliers 47 Mio., 2023 soll diese Zahl auf 70,5 Mio. steigen.

Auf Hochtouren läuft inzwischen der Ausbau der Hotellerie. 2019 werden insgesamt 9.000 Hotelzimmer im drei bis fünf Sterne-Sektor auf den Markt kommen. Die InterContinental Hotels Group will in den nächsten drei bis fünf Jahren ihr Portfolio nach eigenen Angaben in Saudi-Arabien auf mehr als 60 Hotels verdoppeln.
In den nächsten elf Jahren plant das Königreich, 36 Mrd. USD in den Aus- und Neubau von Straßen, Flughäfen, Eisenbahnen und Häfen des Landes zu investieren. Ebenfalls im Gange ist der Bau des „Red Seas Projekts“. 50 Inseln im östlichen Roten Meer sollen Luxusresorts erhalten. Es handelt sich um Inseln am Küstenstreifen zwischen den Städten Umluj und Al-Wadsch – auf der gegenüberliegenden Seite des Roten Meeres liegt in etwa Marsa Alam (Ägypten). Die erste Phase von 14 Luxushotels mit 3.000 Zimmern, einem Yachthafen und Freizeit- und Unterhaltungsangebote soll bis 2022 abgeschlossen sein, wobei erste Inseln bereits 2019 eröffnen sollen. Im Gespräch ist in diesem Zusammenhang u.a., einen neuen Flughafen zu erbauen – der aktuell nächste größere Airport ist der von Medina, von wo aus es vier Autostunden allein bis Umluj sind.

Die Website für das E-Visum (https://www.saudiarabiavisa.com/) ist zwar bereits online, aber die tatsächliche elektronische Einholung eines Visums soll erst in einigen Wochen verfügbar sein. Derzeit ist eine visumsfreie Einreise nur aus den Vereinigte Arabische Emirate, Bahrain, Kuwait und Oman möglich. Bis das E-Visum tatsächlich funktionstüchtig ist, könne man ein Visum nur persönlich bei der nächstgelegenen Botschaft beantragen. Aber für rein touristische Zwecke gibt es noch kein Visum.

Der Hauptmarkt dürfte in den nächsten zehn Jahren weiterhin der religiöse Tourismus sein: mit dem Ziel bis 2030 rund 30 Mio. Pilger nach Saudi-Arabien zu locken. Das wäre eine Steigerung von gut 11 Mio. gegenüber den 19 Mio. Pilgern, die 2017 gezählt wurden.

Saudi Arabien setzt insbesondere auf den MICE-Markt. Bis 2020 will das Königreich 1,6 Mrd. USD in entsprechende Einrichtungen investieren, wobei bereits eine Reihe von Events geplant seien, darunter auch die Ausrichtung des G20. Der MICE-Sektor soll in den nächsten Jahren dann auch das stärkste Wachstum verzeichnen.

Große Bedenken. Der Optimismus Saudi-Arabiens betreffend Tourismus und der „Vision 2030“ ist im Land zwar groß, wie Majid M AlGhanim, Direktor für Tourismus bei der saudi-arabischen General Investment Authority, meint. Aber Reisen nach Saudi-Arabien sind mit gewissen Risiken verbunden. Wegen der komplexen Verhältnisse im Mittleren Osten kann sich die Sicherheitslage plötzlich ändern. Und im ganzen Land besteht die Gefahr von Terrorakten. Hinzu kommen die vielen unsäglichen Nachrichten aus dem Königreich mit Menschenrechtsverletzungen ohne Ende, mit selbst gegen Jugendliche verhängten Todesurteilen, mit katastrophaler Frauenfeindlichkeit.

In der Vergangenheit kam es mehrfach zu Anschlägen, die Sicherheitskräfte, Regierungsgebäude und schiitische Einrichtungen zum Ziel hatten und bei denen saudische Sicherheitskräfte ums Leben kamen. Deutsche Staatsangehörige waren bisher weder von Drohungen noch von Übergriffen betroffen. Dennoch wird empfohlen, , insbesondere an erklärten terroristischen Zielen wie Moscheen, Energieinfrastruktureinrichtungen sowie Einkaufszentren stets wachsam zu sein, besondere Vorsicht walten zu lassen und sich über die Medien über die aktuelle Bedrohungslage zu informieren. Deutschen Staatsangehörigen empfiehlt das Auswärtige Amt, sich in die Krisenvorsorgeliste einzutragen, um im Notfall eine schnelle Kontaktaufnahme zu ermöglichen. Quelle: ATM / DMM