Alstom und Bombardier Transportation werden ein Unternehmen

Die Europäische Kommission hat die Übernahme von Bombardier Transportation (Kanada) durch Alstom (Frankreich) nach der EU-Fusionskontrollverordnung genehmigt. Die Genehmigung ergeht unter der Bedingung, dass der französische Bahntechnikhersteller Alstom seine Verpflichtungszusagen vollständig umsetzt. Es entsteht hinter der chinesischen Nr. 1, CRRC, der zweitgrößte Schienenfahrzeughersteller der Welt.

Die für Wettbewerbspolitik zuständige Exekutiv-Vizepräsidentin der Kommission Margrethe Vestager erklärte dazu: „Alstom und Bombardier sind führende Anbieter hochmoderner Züge, die täglich von Millionen von Fahrgästen in der Europäischen Union genutzt werden. Dank der Vorlage umfassender Abhilfemaßnahmen, um die Wettbewerbsbedenken der Kommission in Bezug auf Höchstgeschwindigkeits- und Fernzüge sowie Signaltechnik für Fernverkehrsstrecken auszuräumen, konnte die Kommission das Vorhaben rasch prüfen und genehmigen. Das aus dem Zusammenschluss hervorgehende Unternehmen wird künftig eine stärkere Marktstellung haben. Gleichzeitig wird es dank dieser Abhilfemaßnahmen auf seinen Kernmärkten auch weiterhin Wettbewerb ausgesetzt sein, was den europäischen Kunden und Verbrauchern zugutekommt.“

Alstom und Bombardier gehören zu den Weltmarktführern im Schienenverkehr. Beide Unternehmen verfügen über ein breites Produktportfolio und konkurrieren miteinander bei der Herstellung und Lieferung von Höchstgeschwindigkeits-, Fern- und Nahverkehrszügen (incl. S-, U- und Straßenbahnen), Signaltechniklösungen incl. infrastrukturseitige Systeme und fahrzeugseitige Ausrüstung (Fahrzeuggeräte bzw. On-Board-Units – OBU) für Sicherheitskontrollen im Fern- und Nahverkehrsschienennetz. Dazu gehören OBU, die dem ETCS-Standard (Europäisches Zugsicherungs- und Zugsteuerungssystem) entsprechen und daher derzeit im gesamten EWR immer breitere Anwendung finden. Sie fördern die Interoperabilität und gewährleisten einen sicheren grenzüberschreitenden Verkehr.

Um die wettbewerbsrechtlichen Bedenken der Kommission auszuräumen, hat Alstom eine Reihe von Verpflichtungszusagen unterbreitet:

  • Die Veräußerung der von Bombardier in die gemeinsam mit Hitachi entwickelte Höchstgeschwindigkeitszug-Plattform „Zefiro“ eingebrachten Vermögenswerte. Alstom hat sich ferner zu einer Reihe von Maßnahmen verpflichtet, um das von Bombardier und Hitachi als Konsortium unterbreitete Angebot für das HS2-Projekt, die derzeit größte Absatzmöglichkeit für Hersteller von Höchstgeschwindigkeitszügen in Europa, aufrechtzuerhalten.
  • Die Veräußerung a) der Coradia-Polyvalent-Fernzugplattform von Alstom, b) der Produktionsanlage von Alstom im französischen Reichshoffen, c) der Talent-3-Fernzugplattform von Bombardier sowie d) der Produktionsanlage im deutschen Hennigsdorf u.a.m..

Alstom und Bombardier begrüßen die Entscheidung der Europäischen Kommission, die geplante Übernahme von Bombardier Transportation durch Alstom unter Auflagen zu genehmigen. Es wird erwartet, dass die Übernahme in der ersten Hälfte des Jahres 2021 abgeschlossen wird.

Der Deal wird den europäischen, aber auch den globalen Markt für Schienenfahrzeuge neu sortieren. Doch ist dies nur ein Baustein im Konsolidierungsprozess in dieser Branche. Die China Railway Rolling Stock Corporation (CRRC, Peking) bleibt mit großem Abstand der größte Schienenfahrzeughersteller der Welt und einer der größten Industriekonzerne. CRRC ist globaler Marktführer mit einer sehr starken Position im Markt für Personenfahrzeuge, insbesondere Hochgeschwindigkeitszüge. Ein Zusammenschluss von Alstom und Bombardier Transportation würde zwar einen zweiten großen Hersteller hervorbringen, aber den Abstand zu CRRC nur wenig verringern.

Der russische Hersteller Transmashholding konnte durch dynamisches Wachstum in den letzten Jahren seine Position auf Platz 4 verbessern. Siemens Mobility hat seine Position 5 trotz der untersagten Fusion mit Alstom gehalten, konnte seine Umsätze und Profitabilität in den letzten Jahren sogar spürbar steigern.

Trinity Industries konnte sich dank der außergewöhnlich guten hohen Nachfrage nach Güterwagen auf den 6. Platz im Ranking verbessern. Stadler Rail aus der Schweiz treibt seine internationale Expansion weiter voran und kann seinen siebten Platz verteidigen. Hitachi Rail verbesserte seinen Umsatz in den letzten zwei Jahren nur leicht und fiel so vom 5. auf den 8. Platz zurück. The Greenbrier Companies, weiterhin auf Platz 9, hat die internationale Expansion ebenfalls vorangetrieben und ist neben dem Stammsitz in den USA, auch in Europa und Südamerika tätig. Wabtec aus den Vereinigten Staaten ist nach der Akquisition von GE Transportation neu im Ranking der Hersteller auf dem 10. Platz. Quelle: EU-Kommission / Alstom / Bombardier Transportation / SCI Verkehr / DMM