Auch Flughafen Nürnberg meldet ein Minus

Die massiven Auswirkungen der globalen Corona-Pandemie betreffen insbesondere die Reisebranche und führen dazu, dass so gut wie alle Betreiber von Flughäfen ein dickes Minus an den Enden ihrer Geschäftsberichte 2020 stehen haben. Nicht anders ist es beim Albrecht-Dürer-Airport Nürnberg. Die Geschäftsleitung berichtet über einen Verlust von über 40 Mio. Euro.

Entgegen dem Trend der letzten Jahre, in denen Gewinne ausgewiesen werden konnten, war trotz der sofort eingeleiteten Gegenmaßnahmen ein positives Ergebnis Corona-bedingt nicht möglich. Durch die frühzeitige Reaktion der Geschäftsleitung und eine entschlossene Umsetzung von Einsparungen bei Investitionen, Personal- und Sachkosten konnte der Verlust beschränkt werden. So wurde seit April 2020 Kurzarbeit in nahezu allen Bereichen des Konzerns umfangreich genutzt, um Arbeitsplätze zu erhalten, bis die Pandemie überwunden ist. Um perspektivisch den Personalstand an das geringere Verkehrsvolumen anzupassen, wurde ein Freiwilligenprogramm aufgelegt.

Passagierverkehr. 2020 nutzten 917.296 Fluggäste den Albrecht Dürer Airport Nürnberg für ihre Geschäfts- und Urlaubsreisen oder um ihre Familien sowie Verwandte zu besuchen. Das Minus von rund 78 % im Vergleich zum Vorjahr ist Folge der Pandemie-bedingten Reisebeschränkungen. Das letzte Mal wurden im Jahr 1985 weniger als 1 Mio. Passagiere gezählt. Das Passagieraufkommen verteilte sich wie folgt: Im Verkehr innerhalb Europas war ein Rückgang um 77,8 % auf 704.000 Passagiere zu verzeichnen. Der Verkehr zu Zielen außerhalb Europas war mit knapp 66.000 Passagieren um 69,0 % rückläufig und entwickelte sich damit etwas besser als die im Flughafenverband ADV zusammengefassten Flughäfen mit im Durchschnitt -77,1 Prozent.

Nach einem vielversprechenden Jahresauftakt mit leichtem Wachstum im Januar und Februar 2020 führte die Corona-Pandemie ab März zu stark rückläufigen Passagierzahlen, kurze Zeit darauf sogar zu einer vollständigen Einstellung des kommerziellen Passagierflugverkehrs bis Mitte Juni 2020. Der Reisesommer 2020 blieb hinter den Erwartungen zurück. Spätestens nach dem „Lockdown Light“ (2. November 2020) und dem darauffolgenden 2. Lockdown (13. Dezember 2020) war das Reisen fast nicht mehr möglich.

Konzernergebnis. Im Geschäftsjahr 2020 musste ein Konzern-Jahresfehlbetrag in Höhe von 41,2 Mio. Euro ausgewiesen werden, dem im Geschäftsjahr 2019 ein Konzern-Jahresüberschuss in Höhe von 3,01 Mio. Euro vorausgegangen war. Die monetäre Auswirkung des reduzierten Flugaufkommens spiegelt sich auch in der Ergebniserwartung für das laufende Jahr 2021 wider. Die weiter geltenden Reisebeschränkungen führen zu erheblicher Unsicherheit bei der Reiseplanung. Dies schlägt sich direkt in der Buchungslage nieder. Darüber hinaus ist noch nicht abzusehen, wie sich Virusmutationen in den kommenden Monaten auswirken.

Beitrag gegen COVID-19. Neben den Testmöglichkeiten vor dem Reisestart fungiert der Standort Flughafen nach wie vor als Testzentrum der Stadt Nürnberg, um ein verlässliches Angebot für Bürger aus der Region zu schaffen. Zudem war der Airport Nürnberg – auch während des Shutdowns – rund um die Uhr geöffnet, um wichtige Fracht-, Rettungs- und Ambulanzflüge oder die Einreise von rund 5.800 Saisonarbeitskräften im Frühjahr 2020 zu ermöglichen. Derzeit kommen jeden zweiten Tag rund 1 Mio. Schnelltests in Nürnberg an, die in der Region, aber auch in ganz Deutschland dringend benötigt werden. Die Aufrechterhaltung der Infrastruktur und die Testmöglichkeiten sind ein wichtiger Beitrag im Kampf gegen die Corona-Pandemie.

Digitale Einrichtung, E-Commerce und neue Technologien. Die Zeit des geringen Verkehrsaufkommens wurde genutzt, um Abläufe zu verbessern und zu modernisieren. So kann beispielsweise der Check-In-Prozess am Flughafen Nürnberg schon bald vollständig digital von den Passagieren selbst durchgeführt werden. Dies ist möglich, da ab der zweiten Jahreshälfte sog. Bag Drop-Automaten zur Verfügung stehen, die ein selbstständiges Aufgeben des Gepäcks ermöglichen.

Um neben den eingeschränkten Öffnungszeiten den Gästen ein Duty Free Angebot unterbreiten zu können, wurde der Online Shop www.gatestore.de eingerichtet. Neben der Online-Parkplatzbuchung wurde so auch die E-Commerce-Strategie weiterentwickelt.

Der Flughafen Nürnberg ist offen für neue Technologien: So wurde eine Kooperation mit Lilium, dem Hersteller eines elektrisch angetriebenen Fluggeräts, eingegangen (siehe auch DMM print April 2021).

Künftig werden digitale Lösungen das Reisen noch sicherer machen, da z.B. Gesundheitsdokumente einfach geteilt werden können. Die dafür benötigte technische Ausstattung ist am Flughafen bereits vorbereitet bzw. vorhanden.

Nachhaltiges Energiemanagement. Der Flughafen hat 2018 seine Stromversorgung auf reinen 100 %  Ökostrom umgestellt. Hangar-Dachflächen sind mit Solarmodulen bestückt sowie Parkhäuser, die Terminalvorfahrt und das Terminal selbst mit stromsparenden LED-Leuchtmitteln ausgerüstet. Neben einem weiteren Ausbau von Photovoltaik-Anlagen wird die Wärmeversorgung hinsichtlich des CO2-Ausstoßes verbessert. Der Airport Nürnberg bezieht von einem benachbarten Landwirt umweltfreundliche Fernwärme aus einem Hackschnitzelkraftwerk.

In der Fahrzeugflotte hält die Elektromobilität Einzug: Viele Vorfeldfahrzeuge, Gepäck- und Flugzeugschlepper fahren bereits mit Ökostrom. Wenn ein elektrischer Antrieb derzeit noch nicht möglich oder verfügbar ist, kommt demnächst synthetischer Kraftstoff (Gas-to-liquids, GTL) zum Einsatz. Mit der neuen Entgeltordnung, die Ende März 2021 in Kraft getreten ist, setzt der Flughafen Anreize zum Einsatz von neuen, ökologisch nachhaltigen Antriebsformen im Luftverkehr. Dies gilt sowohl für elektrisch betriebene Luftfahrzeuge als auch für alternativen Flugzeugtreibstoff (Sustainable Aviation Fuel).

Ausblick. Trotz des weiterhin durch die Pandemie eingeschränkten Reiseverkehrs geht die Geschäftsführung für 2021 von einem moderaten Passagieranstieg aus. Dabei setzt der Flughafen wie die gesamte Branche u.a. auf breite Immunisierung und eine Ausweitung der Testmöglichkeiten vor dem Abflug. So wurde auch am Airport Nürnberg die Möglichkeit für Schnelltests vor dem Start geschaffen. Airlines und Airports stehen bereit, auch kurzfristig auf steigende Nachfrage zu reagieren. Nach wie vor wollen und müssen die Menschen reisen. „Eine Videokonferenz ersetzt keine Umarmung und Virtual Reality gleicht nicht das Gefühl aus, die Füße in warmen Sand zu stecken. Unser Ziel ist klar: Wir verbinden weiterhin die Menschen und Unternehmen in der Metropolregion Nürnberg mit Europa sowie mit der ganzen Welt “, so Flughafengeschäftsführer Dr. Michael Hupe. „‚Nach‘ Corona wollen wir wieder mit unseren Mitarbeitern sowie Partnern die Region stärken. Daran hängen auch 12.000 Arbeitsplätze, die direkt und indirekt vom Flughafen profitieren.“ Quelle: NUE / DMM