Audi und Daimler propagieren baldiges Aus der Verbrenner-Produktion

Es klingt, als ob Daimler und Audi den VDA regelrecht abwatschen. Beide Unternehmen haben am Freitg, 28. Juni bekannt gegeben, dass sie noch in diesem Jahrzehnt die Produktion von Verbrennerautos aufgeben wollen. Also nix mit Techologieoffenheit, wie sie der VDA lautstark fordert. Bei Audi soll 2026 Schluss mit Benzinern und Dieseln sein, bei Daimler 2027. Audi CEO Markus Duesmann (52) hatte zunächst das Top-Managemet informiert, in Kürze sollen die Belegschaften des Autokonzerns auf die neue Strategie eingeschworen werden. Ab 2033 wird Audi nur noch Elektroautos verkaufen. VW-Vorstandschef Herbert Diess steht voll hinter den Plänen.

Audi und Daimler wollen schon ab 2026 keine Verbrenner-Autos und Hybride mehr bauen. Foto Audi

Auch Daimler-Chef Ola Källenius gibt dem Verbrenner keine Zukunft mehr. „Electric first“ lautet die Parole in Untertürkheim.  Das Verbrenner-Aus soll früher kommen als gedacht. Etliche Elektroautos der ab 2024/2025 geplanten nächsten Generation sollten ein Jahr früher auf den Markt kommen als ursprünglich geplant. Und mehr als 50 % der aktuellen Modelle bekommen in der Neuauflage nur noch Elektroantriebe, die Verbrennervarianten wird es nicht mehr geben. Källenius will den beschleunigten Elektrokurs möglichst noch vor der Sommerpause öffentlich vorstellen.

Am Donnerstag noch hatte sich der VDA noch bitter über die EU-Kommission beklagt, weil die die sog. Flottengrenzwerte für Neufahrzeuge ab 2035 auf Null zu senken und so die europäische Automobilindustrie faktisch dazu zwingen will, nur noch rein batterieelektrische Fahrzeuge auf den Markt zu bringen. Das wäre nicht nur das Ende des Verbrennungsmotors, sondern auch das Ende der Plug-In Hybriden und ist das Gegenteil von Technologieoffenheit, zu welcher sich die Kommission und ihr Vizepräsident Timmermans immer bekannt hat.

Die Beschränkung der Technologien innerhalb eines so kurzen Zeitraums auf eine einzige Antriebsoption ist bedenklich und berücksichtigt im Übrigen die Interessen der Verbraucher in keiner Art und Weise, klagt der Lobby-Verband der deutschen Automobilindustrie. Die Autoindustrie ist bereits mit voller Kraft auf dem Weg zur klimaneutralen Mobilität. Allein in Deutschland investieren die Unternehmen bis 2025 rund 150 Mrd. Euro in die Transformation. Die EU muss nun die Rahmenbedingungen schaffen, damit diese Transformation gelingen kann. Aus diesem Grund ist auch eine bisher leider immer noch nicht erfolgte Folgenabschätzung wichtig, die die wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen einbezieht. Die Auswirkungen auf die Arbeitsplätze, gerade im Zuliefererbereich, werden erheblich sein. Das ifo Institut hat im Auftrag des VDA errechnet, dass bis 2030 schon bei bisherigen Zielen der EU etwa 215.000 Arbeitsplätze betroffen sein können.

Schon um die bisherigen Ziele der Kommission zu erreichen, braucht es Ladepunkte in allen Regionen Europas, betont der Auto-Verband. Dies ist nicht in Sicht. Genau diesen Teil des Deals will die Kommission allerdings nicht liefern. Hier ist die Kommission gefordert, dafür Sorge zu tragen, dass der Aufbau der Ladeinfrastruktur endlich in allen Mitgliedsstaaten ernst genommen wird.

Audi und Daimler: Es wird keine Technologieoffenheit geben. Den Unkenrufen zum Trotz sagen jetzt Audi und Daimler, ab 2026 bzw. 2027 keine neuen Autos mit Verbrennungsmotoren mehr bauen. Ebenso beschlossen bei den Ingolstädtern: das Aus für Hybridfahrzeuge. Der letzte Verbrenner soll 2026 auf den Markt kommen, ein Q5. Auch andere vor 2026 eingeführte Modelle mit Diesel- oder Benzinmotoren will Audi dann noch weiter verkaufen. Die Frage ist nur, wer traut sich dann noch, ein Verbrennerauto zu kaufen, wenn er sich nicht sicher sein kann, das gute Stück ein paar Jahre später noch los zu werden.

Generell will Audi Anbieter CO2-neutraler Mobilität werden, betont das Unternehmen. Dafür kooperiert das Unternehmen mit Energieversorgern und fördert so den Ausbau regenerativer Energien. Mit mehreren Partnern sollen in verschiedenen Ländern Europas bis 2025 neue Wind- und Solarparks entstehen, die zusammengerechnet rund fünf Terawattstunden zusätzlichen Grünstrom erzeugen sollen. Das entspricht einer installierten Kapazität von etwa 250 neuen Windrädern. Ziel ist es, dass der Anteil von regenerativ erzeugtem Strom durch die Kooperationspartner zusammen mit dem weiter zunehmenden Anteil an Elektroautos ansteigt. Das erste Projekt, ein Solarpark in Mecklenburg-Vorpommern, wird in Zusammenarbeit mit dem deutschen Energieversorger RWE realisiert. Die Anlage geht ab 2022 in Betrieb und ist auf eine Gesamtkapazität von 170 Millionen Kilowattstunden ausgelegt. Mit knapp 420.000 Solarmodulen handelt es sich um einen der größten unabhängigen Solarparks in Deutschland. Weitere Projekte sollen zügig folgen.

Die Umsetzung aller notwendigen Maßnahmen hin zur reinen E-Mobilität will Audi mit seinen Zulieferern für kommende Aufträge vereinbaren. Sie sollen bis 2025 vollständig wirksam sein. Der Einsatz von Grünstrom ist bereits seit 2018 fester Bestandteil in Lieferantenverträgen mit HV-Batteriezellherstellern.

Die Kooperation mit Energieversorgern soll auch die Ladevorgänge abdecken, die heute noch nicht mit Grünstrom erfolgen. Ziel ist es, dass der Anteil von regenerativ erzeugtem Strom durch die Kooperationspartner zusammen mit dem weiter zunehmenden Anteil an Elektroautos ansteigt. Bereits heute können Audi Kunden beispielsweise für das Laden zuhause die Grünstrom-Angebote der Volkswagen-Tochter Elli (Elli = Electric Life) nutzen. Für das Laden unterwegs setzen das freilich viel zu teure Ladenetzwerk von IONITY und viele weitere Betreiber von Ladepunkten bereits heute auf grünen Strom.

Am 14. Juli will die EU-Kommission ihre neuen Pläne zur CO2-Reduzierung vorlegen. So soll das neue Ziel für 2030 bei 60 % weniger CO2 zum Stand von 2021 liegen und 2035 sollen es 100 % sein. Im Klartext: 2035 darf kein Autobauer mehr Verbrenner bauen und anbieten.

Immer mehr Ländern wollen dem Verbrenner den Garaus machen, indem sie die Neuzulassung von Benzinern, von Dieseln und Hybriden schon in wenigen Jahren verbieten. In Großbritannien dürfen ab 2030 überhaupt leine neuen Verbrenner zugelassen werden. Norwegen peilt das Jahr 2025 an. Mittlerweile haben bedeutende Hersteller (z.B. Ford, GM, Renault usw.) angekündigt, bis 2030 komplett auf emissionsfreie Antriebe umzustellen. Quelle; Audi / Daimler / VDA / DMM