Aus für die deutsche Tante Ju

Die Lufthansa entzieht dem kommerziellen Flugbetrieb der Ju 52 der Deutsche Lufthansa Berlin Stiftung (DLBS) die Unterstützung. Deswegen wird die DLBS die Ju 52 nicht mehr kommerziell betreiben können. Auf der Website www.dlbs.de läuft ein Band, auf dem es heißt, dass die Deutsche Lufthansa Berlin-Stiftung bedauerlicherweise in Zukunft keine Flüge mehr mit der Ju 52 anbieten wird. Wir beenden deshalb hiermit den Verkauf von Gutscheinen. Gültige Gutscheine werden kulant erstattet.

Die Lufthansa zieht sich aus dem unwirtschaftlichen Zuschussbetrieb Ju52 der Deutsche Lufthansa Berlin Stiftung (DLBS) zurück. Das bedeutet das vorläufige Aus der Ju 52. Foto: DLBS

1986 stand der 60. Geburtstag der alten Lufthansa ins Haus. Zu diesem Anlass erwarb das Unternehmen 1984 in den USA – vor allem auf Betreiben von Reinhardt Abraham, des damaligen Technikvorstands der Lufthansa – eine der wenigen weltweit noch existierenden Ju 52. Mit zuletzt fast 80 eingesetzten Maschinen dieses Typs war die Ju 52 das Rückgrat der Lufthansa in der zweiten Hälfte der 1930er Jahre. Pünktlich zum Jubiläum nahm die „Tante Ju“, die 1936 gebaut worden war, nach 16-monatigen Restaurierungsarbeiten im April 1986 den Flugbetrieb auf. Seitdem beförderte sie Jahr für Jahr etwa 10.000 begeisterte Passagiere.

Eine Stiftung wurde ins Leben gerufen, die Eigentümerin und Halterin des 50 Jahre alten Traditionsflugzeugs wurde. Alle Beteiligten waren sich einig: Die Stiftung gehört nach Berlin und hat dort auch heute noch ihren Sitz. Um der Verbundenheit mit den Wurzeln der Lufthansa Ausdruck zu verleihen, wählten die Gründer den Namen Deutsche Lufthansa Berlin-Stiftung. Dass schon drei Jahre später die Mauer fallen und die Lufthansa ab 1990 wieder Berlin ansteuern würde, konnte zu dem Zeitpunkt niemand ahnen.

Diese Ju 52 (historische Kennung D-AQUI, Taufname Berlin-Tempelhof) war vom Hamburger Amt für Denkmalschutz 2015 als weltweit erstes Flugzeug als „bewegliches Denkmal“ unter Schutz gestellt worden. Die unabhängige Stiftung besitzt heute mehrere Flugzeuge, die zum Aufbau, Restaurierung und Wartung bei der LH Technik in Hamburg betreut werden, bzw. dort am Hamburg Airport im Winter stationiert sind. Der Flugbetrieb wird hingegen von der Lufthansa Basis am Frankfurter Flughafen koordiniert.

Die Flugzeuge werden zur Präsentation auf Luftfahrtschauen, Ausstellungen und zu Rundflügen eingesetzt. So wurden mit der Ju 52 D-AQUi regelmäßig Rund- und Streckenflüge in ganz Europa durchgeführt. Darüber hinaus konnte die dreimotorige Maschine für Sonderflüge gechartert werden. 2017 kam eine der fliegenden Legenden der Schweizer Ju-Air zu trauriger Berühmtheit, als sie in den Alpen abstürzte, wobei es 20 Tote gab. Seitdem sind die Schweizer Ju 52 gegroundet. Dasselbe Schicksal ereilt nun auch die Ju 52 der Deutschen Lufthansa Berlin Stiftung (DLBS). Die im April 1936 gebaute „Tante Ju“ wurde seit 1986 in den Sommermonaten regelmäßig in Europa von LH-Personal (Piloten und FlugbegleiterInnen) geflogen.

Der Stiftungsvorstand sucht nun nach weiteren Finanzierungsmöglichkeiten und Unterstützern, um die Flugfähigkeit des unter Denkmalschutz stehenden Fliegers mit der historischen Kennung D-AQUI (und der offiziellen D-CDLH) zu erhalten. Lufthansa bestätigt die Entscheidung. Der Flugbetrieb der Ju-52 wurde Jahr für Jahr mit hohen Beträgen bezuschusst. Ein wirtschaftlicher Betrieb war auch perspektivisch nicht zu erreichen. Quelle: DLBS / Lufthansa / DMM