Wer sich sputet, kann noch eine der Intro-Editionen bekommen, etwas kommoder ausgestattete Versionen. In diesen Tagen geht der Hyundai Tucson an den Verkaufsstart. Wieviele davon bei Firmen landen, ist die Frage. 2014 vermittelte der Importeur lediglich 9,7 % seiner in Deutschland angebotenen Fahrzeugpalette an gewerbliche Kunden. Insgesamt plant Hyundai Deutschland über alle Modelle hinweg mehr als 100.000 Verkäufe in 2015. Der Marktanteil sol von 3,1 % auf 3,4 % bis Ende des Jahres steigen.
Für den Nachfolger des ix35 stehen vier Ausstattungs-, fünf Motorisierungs-, drei Getriebe- und zwei Antriebsvarianten zur Auswahl. Der Neuling bietet ein noch größeres Platzangebot für Insassen und Gepäck, effizientere Motoren, verbesserte Komfort- und Handling-Eigenschaften und viele neue Assistenzsysteme, wie sie inzwischen immer mehr als Serienausstattung bei Wettbewerbern üblich sind. Von Haus aus bringt der Tucson LED-Scheinwerfer mit, eine aktive Motorhaube, die bei einem Zusammenstoß mit Fußgängern das Verletzungsrisiko verringert, und ein Navigationssystem mit TomTom Live Services. Damit gelangen u.a. Verkehrsinformationen in Echtzeit in die Routenberechnungen, was unterm Strich angesichts der katastrophalen Verkehrsdichte in Deutschland keinerlei Vorteile bringt.
Auch die dritte Generation des kompakten SUVs wurde im europäischen Designzentrum der Marke in Rüsselsheim gestaltet, im benachbarten Forschungs- und Entwicklungszentrum auf die Räder gestellt. Produziert wird das Auto im tschechischen Novosice. Das Außendesign des 4,48 m langen. 1.85 m breiten und 1,65 m hohen Wagens ähnelt sehr dem großen Bruder Santa Fe.
Innenraum mit Wachstum. Die im Vergleich zum ix35 gewachsenen Außenabmessungen und der um 3 cm auf 2,67 m verlängerte Radstand kommen in vollem Umfang dem Platzangebot im Innenraum zugute. So wuchsen für Fahrer und Beifahrer der Fußraum auf mindestens 1,05 m und für die im Fond sitzenden Passagiere die Schulterbreite auf 1,41 m deutlich. Auch sehr groß Gewachsene finden bequem Platz, vorne wie hinten. Das Ladevolumen beträgt jetzt + 10 % bzw. 513 Liter, bei umgelegten hinteren Sitzen sind’s 1.503 Liter. Praktische Details sind ein höhenverstellbarer Laderaumboden für leichtere Zuladung und ein Fach im Boden, in dem die Gepäckraumabdeckung bei Nichtgebrauch aufbewahrt werden kann.
Ordentliche Verarbeitung. Mittlerweile gewohnt ist man bei den Koreanern die sehr ordentliche Verarbeitung und der Einsatz hochwertiger Materialien. Nichts destotrotz empfinden wir die gesamte Plastiklandschaft als nicht sonderlich originell. Klar; Premium-Hersteller verlangen für ihre vergleichbaren Modelle einen sehr viel höheren Preis. Auch die Ergonomie lässt nur wenige Wünsche offen, was auch für den Fahrkomfort gilt. Für angenehme Vielfahrereigenschaften sorgen körpergerecht geformte Sitze sowie in zehn Stufen verstellbare Rücksitzlehnen. Sitzheizung vorne wie hinten ist optional. Ebenfalls gegen Mehrzahlung erhältlich ist feines Leder in drei Farben, das zusammen mit kühlbaren Sitzen vorne das Ambiente weiter veredelt und den Sitzkomfort erhöht.
Die Innenraum-Designer schufen ein neues Armaturenbrett, das weiter nach vorne rückte und horizontal ausgerichtet ist. So ist es möglich, die wichtigsten Elemente wie Audio- oder Navigationssystem im Blickfeld sowie in direkter Reichweite des Fahrers anzuordnen. Andere, weniger häufig genutzte Elemente wie die Regelung von Klimaanlage oder Klimaautomatik finden sich dagegen im unteren Teil. Der Fahrer, der dank des erweiterten Verstellbereichs der höhen- und längsvariablen Lenksäule problemlos eine entspannte Sitzhaltung findet, schaut zudem auf neue Instrumente. Im Zentrum steht dabei ab der Ausstattungslinie Style ein 4,3 Zoll großer Monitor, der über die Angaben des Bordcomputers informiert, den Status diverser Systeme zeigt oder die Aktivität der zahlreichen Assistenzsysteme abbildet.
Vier Ausstattungslinien sind für den neuen Tucson im Angebot und erfüllen viele Wünsche. Bei den Ausstattungslinien Style und Premium ist DAB+ Standard. Beim Navi soll die Routenberechnung dreimal schneller als bisher erfolgen. Weitere Eigenschaften der jüngsten Navi-Generation von Hyundai sind ein auf acht Zoll angewachsener Touchscreen-Monitor und Navigationsanweisungen, die auch auf den Bildschirm zwischen Geschwindigkeits- und Drehzahlmesser übertragen werden. Völlig neu ist die Nutzung des TomTom Live Services: Verkehrsbehinderungen werden in Echtzeit an den Routenführer übermittelt, ebenso können Wetterbedingungen oder Informationen über 30 Mio. so genannter POIs (Points of Interest), also Restaurants, Hotels oder Sehenswürdigkeiten, in 28 Ländern abgerufen werden. Für die Datenübertragung wird zum Beispiel das Smartphone des Tucson-Fahrers genutzt. Uns indes konnte das Navi vor allem bei der Handhabung nicht überzeugen. Da bieten der VW-Konzern oder BMW viel Besseres und vor allem bei der Bedienung Logischeres.
Nicht nur im Fahrbetrieb auf Autobahnen oder in der Stadt kann sich der Tucson-Eigner auf eine Reihe sinnvoller und aufmerksamer Helfer verlassen. U.a. wird das Ein- und Ausparken zum Kinderspiel. Denn neben Einparkhilfen vorne und hinten steht in der Ausstattungslinie Premium auch ein automatischer Einparkassistent zur Wahl. Auch im Bereich des Fußgängerschutzes ist der Tucson um weitgehende Schadensbegrenzung bemüht. So verfügt er über eine aktive Motorhaube, die im Fall einer Kollision das Verletzungsrisiko für Menschen minimiert. Prallt ein Fußgänger mit dem Tucson zusammen, hebt sich die Motorhaube im hinteren Bereich innerhalb von 20 Millisekunden um 60 mm an. Gerade dort, wo in den häufigsten Fällen der Kopf auf die Haube auftrifft, wird so der Abstand zu den darunter liegenden Motorenteilen vergrößert und zugleich die Möglichkeit geschaffen, den Aufprall abzufedern. Zu diesem Zweck gibt die Haube auch wieder nach.
Motorisierungen. Bei den Antrieben setzt der Neuling auf moderne Euro 6-Motoren, die effizient, leistungsbereit und temperamentvoll zu Werke gehen. Gewählt werden kann zudem zwischen Front- und Allradantrieb. Die 4WD-Varianten greifen dabei auf ein System mit schlupfabhängiger Kraftverteilung zurück. Im Normalbetrieb ist auch der Allradler mit Frontantrieb unterwegs, drohen allerdings auf rutschigem Untergrund die Vorderräder durchzudrehen, werden bis zu 50 % der Antriebsleistung an die hinteren Räder geleitet. Bis zu einer Geschwindigkeit von 40 km/h kann der Allradantrieb auch per Knopfdruck vom Fahrersitz aus zugeschaltet werden – etwa wenn verschneite Passagen zu überwinden sind. Serienmäßig sind alle Motoren mit einem Sechsganggetriebe kombiniert, für die Selbstzünder steht auf Wunsch eine Sechsstufenautomatik und für den Turbo-Benziner erstmals ein 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe zur Verfügung.
Einsteiger-Motor ist ein 1,6 Liter-Benzindirekteinspritzer mit 97 kW (132 PS), der bereits im ix35 im Einsatz war, sich darüber hinaus im i30 und i40 bewährt hat und im Tucson mit serienmäßiger Start-Stop-Automatik vorfährt. Für den Einsatz im neuen Tucson wurde das Triebwerk weiter optimiert, so dass der Verbrauch mit durchschnittlich 6,3 l (nach NEFZ, in der Realität über 8 l!) um einen halben Liter unter dem Wert des ix35 liegt. Auch die CO2-Emission nahm ab, von 158 auf nur noch 147 g/km. Das blue 1.6 GDI-Aggregat in Kombination mit dem Start-Stopp-System ISG wird nur in Verbindung mit Frontantrieb angeboten. Unser Eindruck: Die Benziner klingen sehr bemüht; so richtig kraftvoll wirken sie nicht. Aber die gwerbliche Klientel würde auch nie und nimmer zu Benzinern greifen.
Günstigste Gelegenheit, den neuen Tucson mit Selbstzünder unter der Haube zu fahren, ist der blue 1.7 CRDi mit serienmäßiger Start-Stop-Automatik. Das Common-Rail-Triebwerk leistet wie schon im ix35 85 kW (116 PS) und wird für die Frontantriebsvariante angeboten. 4,6 l soll der nur konsumieren (Realität: Ca. 7 l/100 km). Ansonsten kann man auch zum 2,0-Liter-Dieselaggregat greifen, das wiederum in zwei Leistungsstufen angeboten wird. Die Variante mit 100 kW (136 PS) steht dabei sowohl für den Fronttriebler wie den Allradler zur Wahl und verfügt in Kombination mit 2WD-Antrieb serienmäßig über eine Start-Stop-Automatik. Auch das Konsumverhalten verbesserte sich weiter: Benötigte das Aggregat im ix35 2WD noch 5,4 l Kraftstoff, sind es im neuen Tucson nur noch 4,8 Liter. Zugleich sank der Kohlendioxidausstoß von 141 auf nur noch 127 g/km. Selbst als 4WD kommt der Tucson 2.0 CRDi mit weniger aus: Der Verbrauch sank auf 5,2 Liter und der CO2-Ausstoß von 145 auf 139 g/km, alle Werte sind theoretische Werte. Man schlage ca. 25 % drauf, dann kommt man auf halbwegs realistische Werte. Dem Tucson 4WD vorbehalten ist die stärkere Version des Motors mit 136 kW (185 PS) Leistung und einem maximalen Drehmoment von 402 Newtonmeter. Der wird mit theoretischen 5,9 l(100 km angegeben und einem CO2-Ausstoß von 154 g/km.
Denn wie für alle anderen Pkw-Neuwagen der Marke gewährt der Automobilhersteller auch für sein Erfolgsmodell bei den Kompakt-SUV fünf Jahre Garantie ohne Kilometerbegrenzung. Hinzu kommen eine ebenfalls 60 Monate laufende Lackgarantie. Wesentlich verbessert hat Hyundai die Bedingungen für die Mobilitätsgarantie: Eine jährliche Wartung in einer Vertragswerkstatt vorausgesetzt, gilt sie nun ohne jede Limitierung von Fahrleistung oder Zeit. Quelle: Hyundai / DMM