Ausbau des Schienennetzes nötig

Der Netzbeirat der DB Netz AG ist überzeugt, dass weiterhin deutlich steigende Schienenverkehre nur durch einen vorhergehenden umfangreichen Ausbau des Netzes zu realisieren sind. Hierfür wären weitere, zusätzliche Finanzmittel bereitzustellen.

Hierbei ist vor allem auf die beschränkte Kapazität insbesondere der Bahnknoten hinzuweisen, deren limitiertes Leistungsvermögen bereits heute die Streckenauslastung determiniert, heißt es in der Stellungnahme des Beirats zum Geschäftsplan 2019 der DB Netz AG. Eine weitere Voraussetzung für die erfolgreiche Umsetzung der Verkehrswende wird in der Erschließung der über 120 Mittelzentren mit fast 2 Mio. Einwohnern an das Personenverkehrsnetz gesehen.

Für den Personenverkehr bedarf es nach Aussage des stv. Vorsitzenden des Netzbeirats, Dr. Norbert Reinkober, einer deutlichen Aufstockung an Zugangsstellen zum Netz bzw. ihrer Kapazitäten. Die Personenbahnhöfe aller Metropolen wie Hamburg, Frankfurt/M., Köln oder Berlin seien kapazitiv seit Jahren im Prinzip ausgereizt. Ein weiteres Wachstum im Personenverkehr kann nach Einschätzung von Reinkober im Status-quo als nicht gesichert angesehen werden. Auch der Güterverkehr benötigt deutlich mehr Zugangsstellen zum Netz als heute vorhanden. Mit einer sich weiter ändernden Güterstruktur muss die Branche an neuen logistischen Produkten und damit auch an einem Netz von neuen bzw. neuartigen Zugangsstellen zum Netz arbeiten.

Von einer weiteren Elektrifizierung des Netzes dürfen gesamtwirtschaftlich betrachtet Vorteile für den Schienenverkehr erwartet werden, insbesondere in den Fällen, in denen die Schiene ihre ökologische Vorteilhaftigkeit zum Ausdruck bringen und sich so im intermodalen Wettbewerb der Verkehrsträger besser behaupten kann.
Digitale Schiene Deutschland. Die Umsetzung des Programms „Digitale Schiene Deutschland“ wird ausdrücklich begrüßt. Der Netzbeirat sieht eine konsequente Digitalisierung des Eisenbahnsystems einschließlich des Netzes als die intelligenteste Form an, die Leistungsfähigkeit und die Produktivität des Systems Schiene zu steigern. Nochmals sei an die frühzeitige Beteiligung der Branche, der Infrastrukturunternehmen und der Nutzer des Netzes hinsichtlich Planung, Umsetzung usw. erinnert.

European Train Control System (ETCS). Die Digitalisierung und Automatisierung des Bahnbetriebs erfordert u.a. die Einführung von ETCS im großen Rahmen. Eine solche Einführung ist sowohl für die Netzbetreiber als auch für die Betreiber von Eisenbahnfahrzeugen sehr kostspielig. Ausgeräumt werden sollten die jüngst entstandenen Zweifel hinsichtlich der tatsächlich zu realisierenden Kapazitätsgewinne. Nach jetzigem Stand ist davon auszugehen, dass für die nächsten 50 Jahre von einem Parallelbetrieb von ETCS in seinen verschiedenen Versionen und anderen Leit- und Sicherungstechniken auszugehen ist. Daher ist es nach wie vor dringend notwendig, die Finanzierung der notwendigen Investitionen in die Infrastruktur und in die Fahrzeuge durch den Bund rasch sicherzustellen. Die schnelle Um- und Ausrüstung der Fahrzeuge ermöglicht deutliche Kostenreduktionen bei der ortsfesten Infrastruktur von DB Netz durch die Verlagerung von Komponenten der Leit- und Sicherungstechnik in die Fahrzeuge. Im Saldo kommt es zu einer Ersparnis für den Eigentümer der Infrastruktur, die die entsprechende Finanzierung durch den Bund rechtfertigt. Andernfalls droht eine deutliche Verzögerung der konsequenten Implementierung und eine Schwächung der Wettbewerbsfähigkeit des Verkehrsträgers Schiene.

Kennwertesystem. Der Netzbeirat setzt sich auch hier dafür ein, durch den Aufbau eines fortlaufend zu aktualisierenden Kennwertesystems die notwendigen informatorischen Grundlagen für ein effizientes Arbeiten der Mitglieder des Netzbeirats zu schaffen. Wünschenswert wäre, zeitnah für den Netzbeirat zu einem umfassenden System von konsistenten Bestandsdaten (z.B. Alters- und Zustandsdaten, Anzahl der Abstellgleise und Zugangsstellen zum Netz (Bahnhöfe, Gleisanschlüsse) sowie zu Zeitreihen zur Performance des Netzes zu kommen (Auslastung, Ausfallwahrscheinlichkeiten usw.). Der erreichte Umsetzungstand kann allenfalls als erster Zwischenschritt aufgefasst werden. Quelle: Netzbeirat der DB Netz AG / DMM