Autobauer vor der Herausforderung

Beim zweiten Business Networking Event von JATO Dynamics drehte sich alles um die wohl wichtigste Frage der Automobilindustrie für die kommenden Jahre: Wird die Branche die CO2-Emissionsziele für 2020/21 erfüllen können?

Fakt ist: Ab 2020 und bis spätestens 2021 dürfen Neuwagen in Europa im Flottendurchschnitt nur noch maximal 95 Gramm CO2/km ausstoßen. Jedes weitere Gramm kostet dann 95 Euro – pro Auto! Ginge man vom aktuellen Stand aus, hätte die Branche ab 2021 ein Problem: Die Strafe würde dann sagenhafte 33,6 Mrd. Euro betragen. Werden die Hersteller also die CO2-Ziele für das Jahr 2020 erreichen können und welche Auswirkungen hat das? Was passiert, wenn ab 2021 die Ausstattungsoptionen mit in den WLTP einbezogen werden? Und sind bereits Trends bei den Strategien zur Konformität zu erkennen?

Tatsache ist: Für die Autobranche, vor allem die deutschen Hersteller, wird es – nur noch wenige Monate vor dem 01. Januar 2020 – eng. Zwar haben sie den Ernst der Lage erkannt; denn ein leichter Wandel bei den Modellen zeichnet sich ab, da CO2-relevante Optionen voraussichtlich teurer werden. Dennoch wirkt jetzt nach, dass in den letzten Jahren eigentlich fast alles angestiegen ist: durchschnittliche CO2-Emissionen, durchschnittliche Motorleistung, Anzahl der schweren SUVs usw.. 

Der Trend verheißt nichts Gutes: Zwischen 2018, dem Jahr der WLTP-Einführung, und dem ersten Halbjahr 2019 stieg z. B. der durchschnittliche CO2-Flottenwert in der EU von 121 auf 123 g/km. Und auch die Auswirkungen durch die Optionen werden mit dem WLTP erheblich sein. Um bis zu 6 % höhere CO2-Emissionen nur durch Hinzubestellen von ein paar üblichen Optionen ist nicht ungewöhnlich. Das wird Konsequenzen für das Thema Optionen und die damit verbundene Preispolitik haben. 

Ein anderer Weg, die Ziele zu erreichen, ist die Überlegung, sich mit Herstellern, die ein Fahrzeugportfolio mit niedrigen oder keinen CO2-Emissionen besitzen, zusammenzuschließen. Weitere Erleichterungen sind bis 2023 durch „Supercredits“ für Elektrofahrzeuge und „Öko-Innovationen“ möglich und auch in den Folgejahren wird die Einführung von emissionsfreien Fahrzeugen, also batterieelektrischen Automobilen, im Hinblick auf die CO2-Grenzwerte gefördert. Das wird aber wahrscheinlich für keinen Hersteller komplett ausreichen. Es werden also noch gewaltige Investitionen in bestehende Fahrzeuge und Technologien nötig, um Verbesserungen z. B. bei Aerodynamik, Rollwiderstand oder Fahrzeuggewicht zu erreichen, das Produktprogramm den Nachhaltigkeitserfordernissen anzupassen und die Kunden zu überzeugen, dass Elektro besser ist als Verbrenner. Wie die Situation ab 2025 mit noch strengeren Grenzwerten aussehen wird und welche Folgen eine Fahrzeugbesteuerung nach WLTP haben kann, lesen Sie in Kürze bei DMM. Quelle: JATO Dynamics / DMM