Autonome Peoplemover für Fraport

Die Fraport AG, die Betreibergesellschaft des Frankfurter Flughafens, hat Siemens in einem Konsortium mit der Firmengruppe Max Bögl und Keolis Deutschland GmbH & Co. KG mit der Lieferung eines vollautomatischen People Mover vom Typ Airval beauftragt. Der Airval soll den Terminal 2 mit dem neuen Terminal 3 und dem Bahnhof am Terminal 1 verbinden. Die Strecke ist 5,6 km lang, hat zwei Spuren und drei Stationen.

Zwischen den Frankfurter Terminals 1, 2 und 3 verkehrt küntig ein autonomes Peoplemoversystem. Foto Siemens

Die Fraport AG hat den ausgeschriebenen Systemanbieter-Auftrag für das neue Passagier-Transport-System (PTS) an eine Bietergemeinschaft aus Siemens, Max Bögl und Keolis vergeben. Der am 20. März 2018 unterzeichnete Vertrag umfasst neben dem eigentlichen PTS-Zugsystem (Fahrzeuge, Steuerung, Energieversorgung) auch den Bau eines Teils des Fahrwegs sowie die komplette Fahrwegausrüstung. Das Auftragsvolumen liegt bei etwa 300 Mio. Euro für die Lieferung und die Betriebsführung von bis zu zehn Jahren.

„Mit dem Konsortium aus Siemens, Max Bögl und Keolis haben wir einen zuverlässigen Systemanbieter am Markt ausgewählt. Die Vergabe ist ein wichtiger Meilenstein zur leistungsfähigen Anbindung von Terminal 3 an die Terminals 1 und 2 sowie den öffentlichen Verkehr am Fern- und Regionalbahnhof“, sagt Dr. Stefan Schulte, Vorstandsvorsitzender der Fraport AG. Mit dem neuen Passagiertransportsystem soll hoher Transportkomfort in Sachen An-/Abreise vom künftigen T3 geboten und die Drehkreuzfunktion des Frankfurter Flughafens nachhaltig gestärkt werden.

Der Siemens Airval ist ein vollständig automatisiertes, gummibereiftes und schienengeführtes System zur Personenbeförderung. Es bietet eine hohe Leistungsfähigkeit, kurze Zugfolgezeiten und ist mit einem effizienten Energiemanagementsystem ausgestattet. Der Technologiekonzern liefert insgesamt 12 Doppeltriebwagen, die funkbasierte Zugsteuerung (GoA4 Communication Based Train Control Trainguard MT CBTC) für den vollautomatischen Betrieb, die Fahrbahnausrüstung, die Bahnsteigtüren, die Depotausstattung, das Kommunikationssystem und die Bahnstromversorgung. Zudem übernimmt Siemens den Betrieb und die Instandhaltung für fünf Jahre mit der Option, den Service um weitere fünf Jahre zu verlängern. Das Airval-System wird am Siemens-Standort in Toulousein Südfrankreich, entwickelt. Der vollautomatische People Mover soll 2023 am Frankfurter Flughafen in Betrieb gehen.

Val-Systeme von Siemens sind bereits an den Flughäfen Roissy Charles-de-Gaulle und Orly in Paris sowie am O’Hare Airport Chicago im Einsatz. Die Val-Systeme sind auch als Metro-Linien in Betrieb, zum Beispiel in den französischen Städten Lille, Rennes und Toulouse, in der südkoreanischen Stadt Uijeongbu sowie im italienischen Turin.  

„In unseren Val-Systemen stecken mehr als 30 Jahre Erfahrung – und ständige Weiterentwicklung. Mit einem sehr hohen Verfügbarkeitslevel liefern wir unseren Kunden ein besonders zuverlässiges Produkt“, sagt Sabrina Soussan, CEO der Division Mobility von Siemens.

Das neue System wird zunächst aus zwölf autonom fahrenden, elektrisch betriebenen Zügen mit je zwei fest verbundenen Wagen bestehen. Es werden wie gewohnt zwei unterschiedliche Fahrgastgruppen getrennt befördert: Im öffentlich zugänglichen Abteil können alle Originärpassagiere und Schengen-Umsteiger fahren, Non-Schengen-Umsteiger werden davon getrennt transportiert. Die neuen Bahnen werden pro Monat knapp 200.000 km zurücklegen und können bis zu 4.000 Fahrgäste pro Stunde und Richtung transportieren – darunter Passagiere, deren Abholer, Flughafenbeschäftigte und auch Besucher oder Einkaufskunden. Die Höchstgeschwindigkeit der Bahn liegt bei etwa 80 km/h. In Spitzenzeiten wird das System in einer Frequenz von 120 Sekunden zwischen den Stationen verkehren. Für Mitte 2018 ist der Start der Bauarbeiten für den Fahrweg zwischen den Stationen am Terminal 1 und 2 geplant. Die Inbetriebnahme des Gesamtsystems inklusive der Stationen und einem Werkstattgebäude sollen 2023 erfolgen.

Die 5.600 m lange Strecke wird als zweigleisiges Trassensystem errichtet – sowohl als Hochbahn im Bereich der Terminals als auch ebenerdig im Einflugbereich der Center- und Südbahn parallel zur Autobahn A5. Mit der geplanten Inbetriebnahme des Systems werden drei Stationen angefahren. Die Station am Terminal 1 – zwischen Terminalgebäude und Sheraton-Hotel – ist ebenso ein Neubau wie die Station am Terminal 3, die zwischen Parkhaus und neuem Terminal errichtet wird. Die Station am Terminal 2 wird lediglich ausgebaut, da sie bereits beim Bau der Sky Line-Bahn 1994 für die Aufnahme zwei weiterer Gleise vorbereitet wurde.

Bereits 1994 wurde mit der Sky Line-Bahn ein von Bombardier entwickeltes Transportsystem in Betrieb genommen, das Passagiere 365 Tage im Jahr zwischen Terminal 1 und 2 befördert – fahrerlos völlig autonom. Die Sky Line-Bahn hat sich bis heute bewährt und wurde Mitte 2017 um die Station C erweitert, um den Umstieg von Transitreisenden zwischen Terminal 1 und Terminal 2 weiter zu optimieren. Damit auch Anreisende mit der Bahn problemlos das neue PTS zum Terminal 3 nutzen können und keine Kapazitätsprobleme entstehen, wurde nach umfassender Prüfung die Option gewählt, ein paralleles Transportsystem mit komplett neuer Streckenführung zu realisieren. Reisende vom Fern- und Regionalbahnhof können nach der Inbetriebnahme bequem über die neue Haltestelle vor Terminal 1 einsteigen und Richtung Terminal 3 fahren. Quelle: Siemens / Fraport / DMM