Autoshow in Doha statt Genf

Das Emirat Katar an der Ostküste der Arabische Halbinsel am Persischen Golf ist klein, gemessen an der Fläche, die es auf der arabischen Halbinsel einnimmt. 11.627 qkm (ca. die Hälfte der Fläche Hessens). Doch Größe ist für die Herrscher dieses öl- und gasreichen Stücks Wüste – Katar hat die weltweit drittgrößten konventionellen Erdgasreserven. Etwa 60 % des Bruttoinlandsprodukts werden mit den fossilen Naturschätzen Gas und Erdöl erwirtschaftet. – kein Argument. Deshalb sichert sich der Kleinstaat eine internationale Veranstaltung nach der anderen und zeigt der Welt, was Geld alles kaufen kann, z.B. auch die Geneva International Motorshow. 2024 aber soll es zusätzlich zu Doha den Autosalon auch in Genf geben.

In Katar's Hauptstadt Doha findet im Oktober die Geneva Motorshow 2023 statt. Foto: Qatar Tourism

In diesem Jahr und wohl auch in den nächsten neun Jahren findet m superreichen Emirat Katar vom 05. bis 14. Oktober 2023 die Geneva International Motorshow als „automobiles Festival“ statt. 200.000 Besucher aus aller Welt werden in Doha erwartet, so Katars Tourismus-Chef Berthold Trenkel. 

Die Besucher, von denen einige auch aus Deutschland. Österreich und der Schweiz erwartet werden, sollen gleichzeitig die touristischen Attraktivitäten des Emirats kennenlernen, denn der von der Geneva International Motorshow (GIMS) organisierte Automobilsalon ist Teil der Tourismusförderung des Emirats. Aktuell hat der Tourismus einen Anteil von rund 7 % am  Bruttoinlandsprodukt des superreichen Golfstaats. Diesen Anteil will Katar Tourismus bis zum Jahr 2030 auf 12 % steigern. 

Nicht nur die Automesse soll im Oktober im Mittelpunkt stehen, sondern auch das vielfältige touristische Angebot, z.B. das von dem französischen Star-Architekten Jean Nouvel gebaute Qatar-Museum oder das Automuseum, das einige besondere automobile Raritäten den Messebesuchern bereits vor der offiziellen Eröffnung in zwei Jahren zeigen wird. Ebenfalls einen Besuch wert ist das Sheikh Faisal Bin Qassim Al Thani Museum, in dem die private Sammlung des Scheichs ausgestellt wird. Neben islamischen Kunstwerken befindet sich in der Festung bei Al Samriya auch die sehenswerte umfangreiche Oldtimersammlung des Museumsgründers. Natürlich sollen die Besucher auch die Wüste des Emirats kennenlernen, in der sie Testfahrten mit Allrad-Fahrzeugen unternehmen können.

Vor drei Jahren haben die katarischen Verantwortlichen mit der Geneva International Motorshow (GIMS) Kontakt aufgenommen. „Es gab damals auch Gespräche mit anderen Golfstaaten. Am Ende haben wir uns für Katar entschieden“, erklärt der Chef des Genfer Automobilsalons, Sandro Mesquita. Die Schweizer treten dabei als Berater auf. Das Emirat klein, gemessen an der Fläche, die es auf der arabischen Halbinsel einnimmt, aber ein Riese in Sachen Öl- und Gasvorkommen, hat für zehn Jahre die Namensrechte der Genfer Veranstaltung erworben. „Katar hat keine Anteile an unserer Gesellschaft gekauft. Das ist auch gar nicht möglich, weil wir eine Stiftung sind“, tritt Mesquita den Gerüchten um die „Qatar-Connection“ entgegen. 

Am ersten Genfer Automobilsalon am arabischen Golf werden, so die Schätzung der Veranstalter, 40 bis 50 Marken teilnehmen, darunter auch chinesische Hersteller, die diese Bühne nutzen wollen. Aktuell dominieren japanische und koreanische Marken das Straßenbild in Katar. Ob sich die Hersteller dabei durch ihre Importeure oder Händler vertreten lassen, ist noch offen. Ohnehin ist die Ausstellungsfläche im Doha Exhibition and Convention Center mit 29.0000 m2 begrenzt. Obwohl die Messe zwischen der IAA in München und der Tokyo Motorshow liegt, „wollen wir erreichen, dass die Hersteller, die weder in München noch in Tokyo ausstellen, hier ihre Neuheiten zeigen. Denn Doha und die Region haben ein großes Potenzial. Die Menschen sind autobegeistert“, hofft Mesquita. Auf mittlere Sicht, so der Genfer Messe-Manager, „soll sich die Veranstaltung etablieren und so viel Renommee erwerben, dass hier ganz selbstverständlich Neuheiten gezeigt werden“.

Die Geneva International Motorshow Qatar steht unter der Überschrift „The Ultimate Festival of Automotive Excellence“, was aber nicht bedeuten soll, dass nur die Kundschaft für exklusive Automobile auf ihre Kosten kommen. Für den Begriff „Exzellenz“ wählen die Verantwortlichen der Messe eine sehr breit gefasste Definition, die von Toyota bis zu den Nobelmarken dieser Welt reicht. „Das wird keine Show nur für Hypercars“, versichert ein Messesprecher in Doha. 

Stolz sind die Messe-Macher auf das Format, das mehrere Punkte rund um Doha nutzt. So können die ausgestellten Allradler auf einem Wüstengelände südlich der katarischen Hauptstadt getestet werden. Auf der Grand-Prix-Strecke werden die sportlichen Modelle gefahren, und am 12. Oktober findet auf der Corniche in Doha eine große Autoparade statt, bei der Aussteller und Automobilisten der Region ihre Schätze zeigen können. Zudem macht die Formel 1 während der Messetage einen Halt in Doha.

Auch wenn der Katar-Besucher durchaus Zweifel daran hat, ist Nachhaltigkeit auch in Doha ein Thema. Das betrifft vor allem die Elektrifizierung der Mobilität und Wasserstoff, der aus Solaranlagen gewonnen, in Zukunft das Erdgas ablösen könnte. Was die Region auf diesem Gebiet leisten kann, soll in einem Kongress während der Messe behandelt werden.

Während sich Katar auf die Messe vorbereitet, laufen auch die Pläne für den Genfer Automobilsalon in seinem angestammten Biotop am Lac Leman. Obwohl die traditionsreichen Veranstaltungen weltweit unter Druck geraten sind, soll der Autosalon 2024 vom 26. Februar bis 03. März auch wieder in der Schweiz stattfinden und Elemente des Doha-Ablegers übernehmen. Schließlich feiert der Salon seinen 100. Jahrestag als internationale Messe. Erst ab 1924 wurden ausländische Aussteller zugelassen.

„Der Vertrag mit der Messegesellschaft Palexpo ist unterzeichnet, und wir registrieren positive Zeichen aus der Industrie. Die müssen sich allerdings noch in feste Zusagen übersetzen“, ist Mesquita optimistisch. Auf jeden Fall wird am Genfer See das Auto im Mittelpunkt stehen. „Wir wissen, dass sich andere Messen verändern, doch wir bleiben beim Automobil“, verspricht der GIMS-Chef. Quelle: cen/Walther Wuttke / DMM