Autozulieferer kooperiert mit Airbus

Die ElringKlinger AG, ein deutscher Konzern mit Sitz im baden-württembergischen Dettingen an der Ems, der als Automobilzulieferer tätig ist und neben der Muttergesellschaft 39 vollkonsolidierte Tochterunternehmen zählt, hat mit Airbus eine Vereinbarung über eine langfristige Partnerschaft im Bereich der Brennstoffzellentechnologie geschlossen. Dafür haben der Zulieferer und der Luftfahrtkonzern ein Joint Venture gegründet. Hintergrund der Kooperation: ElringKlinger will die Mobilität der Zukunft so nachhaltig wie möglich mitgestalten.

Der schwäbische Automobilzulieferer-Konzern ElringKliner und Aurbus arbeiten bei der Entwicklung der künftigen Wassserstoff getriebenen Passagierflugzeuge zusammen. Foto: ElringKlinger

Mobilität ist ein wesentliches Grundbedürfnis des Menschen. Sie ist Voraussetzung für Freiheit, Unabhängigkeit und den Austausch über Grenzen hinweg. Auf dem Weg zur Arbeit, während Geschäfts- und Urlaubsreisen, für private Erledigungen oder Freizeitaktivitäten nutzen wir alle die Vorteile der individuellen Mobilität und sind ständig in Bewegung. Zum Produktportfolio der Dettinger gehören klassische Dichtungen wie die Zylinderkopf- oder die Turboladerdichtung ebenso wie innovative Komponenten für die alternativen Antriebsarten. Im Dezember hat ElringKlinger mit Airbus eine Vereinbarung über eine langfristige Partnerschaft im Bereich der Brennstoffzellentechnologie geschlossen. Und der Zulieferer und der Luftfahrtkonzern haben ein Joint Venture gegründet.

Der Flugzeugbauer betrachtet die Brennstoffzelle als entscheidende Technologie für die Elektrifizierung des Antriebsstrangs von Flugzeugtriebwerken. Airbus setzt auf Wasserstoff als Schlüsseltechnologie, um bis zum Jahr 2035 das erste emissionsfreie Flugzeug für den kommerziellen Markt zu entwickeln. Dafür testet und erforscht Airbus eine Vielzahl an Konfigurationen und Technologievarianten zur Anwendung von Wasserstoff, u.a. auch in Verbindung mit der Nutzung von Brennstoffzellen, um elektrische Energie zu erzeugen.

Vor Kurzem hatte Airbus angekündigt, bis zum Jahr 2035 das erste emissionsfreie Flugzeug für den kommerziellen Markt entwickeln zu wollen und setzt dabei auf Wasserstoff als Schlüsseltechnologie, nicht jedoch wie die meisten Airlines und Luftfahrtverbände auf die sehr bedenklichen Bio-Kraftstoffe.

Bei Airbus gab es in diesem Jahr einen Strategiewechsel: Das 2017 gestartete „E-Fan X“-Projekt, dessen Ziel ein 100-sitziges Regionalflugzeug mit hybrid-elektrischem Antrieb war, wurde im Mai 2020 eingestellt. Stattdessen stellte der Konzern im September 2020 gleich drei Konzepte für das weltweit erste emissionsfreie Verkehrsflugzeug vor (DMM berichtete). Alle diese Konzepte mit dem Codenamen „ZEROe“ setzen auf Wasserstoff als Hauptenergiequelle, verfolgen aber jeweils einen anderen Ansatz.

Wasserstoff gilt als wichtiger Baustein für eine klimafreundliche Energieversorgung, da bei der Nutzung keine Treibhausgase entstehen. Allerdings muss zur Herstellung zunächst mit großem Energieaufwand Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff gespalten werden. Klimaschonend ist dies nur, wenn dazu wiederum Strom ohne oder mit nur minimalen Treibhausgas-Emissionen während der Erzeugung verwendet wird, also zum Beispiel Strom aus Sonne oder Wind. Nach der bereits erfolgten Lieferung von Stacks und einem individuell ausgelegten Teststand sollen im Gemeinschaftsunternehmen in den kommenden Jahren zunächst luftfahrttaugliche Brennstoffzellenstacks entwickelt und validiert werden wird. Der deutsche Zulieferer hält eine Minderheitsbeteiligung. Die Mehrheit der Anteile an der neuen Gesellschaft liegt bei Airbus. ElringKlinger ermöglicht dem neuen Unternehmen den Technologiezugang und wird  die für die Entwicklung notwendigen Komponenten zuliefern. Im Vorfeld der Vereinbarung habe Airbus eine umfangreiche Analyse auf dem Markt für Brennstoffzellenstacks durchgeführt. In diesem internationalen Auswahlprozess habe ElringKlinger den Vertragspartner „als Best-in-Class mit dem hohen Leistungsdichteniveau seiner Stacks und seiner großen Kompetenz bei Industrialisierungsprozessen überzeugen“ können.

„Dass sich Airbus für ElringKlinger als Technologiepartner entschieden hat, bestätigt die Leistungsfähigkeit unserer Brennstoffzellentechnologie“, sagt Unternehmenschef Stefan Wolf. „Gerade in der Luftfahrtbranche kommt es in erster Linie auf die Leistungsdichte der Stacks an. Aber auch weitere technologisch anspruchsvolle Leistungskriterien wie Lebensdauer oder operative Parameter wie Betriebstemperatur oder -luftfeuchte müssen luftfahrtspezifisch erfüllt werden.“

Kern der hohen Leistungsdichte des ElringKlinger-Stacks ist laut dem Unternehmen der Einsatz metallischer Bipolarplatten sowie speziell konzipierter Membran-Electrode-Assembly-(MEA-)Dichtungslösungen. ElringKlinger forscht nach eigenen Angaben seit rund 20 Jahren an Brennstoffzellen und tritt seitdem sowohl als System- als auch als Komponentenlieferant auf. CEO Wolf bescheinigt der Technologie in der Luftfahrt ein „großes Marktpotenzial“, da ein reiner Batterieantrieb bei bestimmten Anwendungen schnell an seine Genzen stoße. Quelle: ElringKlinger / Airbus / DMM