B737 MAX bleibt bis ins Jahr 2020 hinein am Boden

Es bleibt dabei: für die (jüngste) B 737 Max-Familie bleibt es bis ins Jahr 2020 hinein beim Grounding. Ein Boeing-Insider in Seattle bestätigte gegenüber DMM, dass es keinen verbindlichen Termin für eine Startfreigabe gibt. Die zehn Airlines, die zusammen bereits 185 der schwer ins Gerede gekommenen Mittelstreckenjets in ihren Flotten haben, müssen weiterhin mit alternativen Fluggeräten und Flugausfällen planen. Frühestens März 2020 sollen die „Unglücksflieger“ wieder abheben, aber selbst das ist unsicher. Denn es müssen alle internationalen Flugaufsichtsbehörden ihr Okay geben.

Bis ins Jahr 2020 hinein dürfen die B737 MAX nicht starten. Foto: Mike Siegel

Ob die Fehlfunktionen des umstrittenen Systems MCAS (Maneuvering Characteristics Augmentation System) behoben sind, die zu unkontrollierbaren Sturzflügen der Boeing 737 Max führen können und tatsächlich zwei tödliche Abstürze verursacht haben sollen, ist nach wie vor unklar. Jedenfalls ist die Neu-Zertifizierung für die jüngste 737-Familie noch immer nicht erfolgt.

American Airlines und Southwest Airlines und wohl auch die anderen B737 MAX-Betreiber (Air Canada, Air China, Air Lease Corporation, China Southern, Ethiopian Airways, GECAS, Flydubai, Lion Air, Norwegian) kommen angesichts der weiteren Verzögerung nicht umhin, ihre Flugpläne anzupassen bzw. mit Ersatzfluggerät den Ausfall der 737 MAX halbwegs aufzufangen. Im Fall von AA steht momentan der 05. März 2019 in den Flugplänen, ab da vielleicht das Flugverbot aufgehoben werden könnte. Wie DMM mehrfach berichtete, dürfen die bereits in Dienst gestellten Flieger seit Mitte März 2019 nicht mehr abheben. Mobilitätsmanager und Business Traveller sind vermutlich gar nicht so traurig darüber, dass sie nicht in B 737 MAX ihre Flugreisen antreten müssen. Denn ein mulmiges Gefühl hätten sicher nicht wenige.

Mehrere hundert 737 MAX sind derweil auf Boeing-eigenen Airflields und anderen Standorten geparkt. Unterdessen wird in Seattle munter weiter produziert. In den Orderbüchern des Luftfahrtkonzerns stehen rund 5.000 B 737 MAX. Allein Southwest wollte 280 Einheiten haben, in Europa Norwegian 110.

Nach und nach kommen immer mehr Schauergeschichten ans Licht. So war das Problem mit dem MCAS unter Piloten schon länger bekannt. Beim Test in einem Flugsimulator erlebte ein Chefpilot, dass das MCAS verrückt gespielt habe. Auf ca. 1.300 m Höhe habe das Flugzeug plötzlich angefangen, wir verrückt zu korrigieren. Selbst wenn er ein schlechter Pilot gewesen wäre, wäre das ungeheuerlich“ gewesen, erklärt der Flugzeugführer.

Anwälte in den USA gehen aktuell der Tatsache nach, dass Führungskräfte der Federal Aviation Administration (FAA) Boeings Sichtweise unterstützt hatten, wonach es keinen Grund zur Sorge mit dem MCAS geben soll, obwohl andere FAA-Fachleute ihre Zweifel an der Sicherheit des Systems und damit des gesamten Flugzeugs geäußert haben sollen. Insgesamt, so die Anwälte, nährt der Sachverhalt den Zweifel an der Unabhängigkeit der FAA in deren Verhältnis zu Boeing. Das Schreiben der Anwälte mit den neuerlichen Enthüllungen wurde erst jetzt bekannt, gut eine Woche, nachdem das U.S. House Committee on Transportation and Infrastructure in einer öffentlichen Anhörung den Boeing-CEO Dennis Muilenburg in die Mangel genommen hatten. Wie DMM berichtete, wurde aus den Reihen der Abgeordneten mehrfach lautstark der Rücktritt Muilenbergs gefordert.

Laut Boeing Chairman David Calhoun wird Chief Executive Officer Dennis auf seine Bonuszahlungen verzichten, jedenfalls so lange, bis die 737 MAX wieder fliegen darf. Und Calhoun weiter im TV-Sender CNBC: “Muilenburg genießt  den vollen Rückhalt des gesamten Vorstandsteams. Er sei weiterhin die richtige Person, um die schwierige Situation zu meistern. Die US-Politik bezweifelt das inzwischen. Denn Boeing steht immer mehr unter Druck, auch finanziellen. Die Ausfallkosten bewegen sich im Milliardenbereich. Quelle: DMM