Bahn für nachhaltigen Tourismus und Verkehrsverlagerung

Am Welttourismustag bekräftigte der Internationale Eisenbahnverband (UIC) sein Engagement für nachhaltigen Tourismus als Instrument zur Förderung der wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Entwicklung. Mit verschiedenen Initiativen wie TopRail und More Trains setzen sich die UIC-Mitglieder seit langem für die Förderung der Bahn als Rückgrat einer nachhaltigen Mobilität ein, da sie sich der Bedeutung der Entwicklung von Synergien zwischen Bahn und Tourismus bewusst sind.

Im Einklang mit dem Motto des Welttourismustages 2024 „Tourismus und Frieden" betonte die UIC, dass nachhaltiges Reisen nicht nur die Umweltbelastung reduziert, sondern auch dazu beiträgt, Brücken zwischen verschiedenen Gemeinschaften zu bauen, den kulturellen Austausch zu fördern und die wirtschaftliche Entwicklung voranzutreiben.

Die Zusammenarbeit zwischen den wichtigsten Akteuren aus der Bahn- und Tourismusbranche und auch weiteren wichtigen Playern ist von entscheidender Bedeutung, um nachhaltiges Reisen zur Norm zu machen. Dank dieser Kooperation können der Tourismus- und der Verkehrssektor gemeinsam für sinnvolle Umweltauswirkungen sorgen, umweltfreundlichere Lösungen fördern und sicherstellen, dass die Zukunft des Reisens sowohl nachhaltig als auch integrativ ist.

UIC fördert nachhaltigen Tourismus. Nachhaltiger Tourismus wird zu einem immer wichtigeren Aspekt des weltweiten Reisens, da mehr als ein Viertel der weltweiten Treibhausgasemissionen durch den Verkehrssektor, insbesondere die Luftfahrt und  Verbrennerautos, verursacht werden. In diesem Zusammenhang spielt die UIC eine zentrale Rolle, denn sie fördert den nachhaltigen Tourismus, indem sie die dem Schienenverkehr innewohnenden Umweltvorteile nutzt. 

Der Schienenverkehr macht 7-8 % des weltweiten Güter- und Personenverkehrs aus, verursacht aber nur 1-2 % der gesamten Verkehrsemissionen, was ihn zu einem wichtigen Akteur bei der Verbesserung der Nachhaltigkeit im Tourismus macht. In den Jahren 2022 und 2023 erholten sich die weltweiten Fahrgastzahlen im Schienenverkehr von der Pandemie, insbesondere in Europa und Asien. 2022 ist das europäische Passagieraufkommen im ersten Quartal um 77 % gegenüber 2021 gestiegen. Hochgeschwindigkeitsstrecken und landschaftlich reizvolle Bahnstrecken in Ländern wie der Schweiz, Japan oder Italien sind nach wie vor beliebt, und viele Leisure- wie geschäftliche Touristen entscheiden sich für die Bahn als nachhaltige Reisemöglichkeit.

Der Bahntourismus hat viele Gesichter, von Hochgeschwindigkeits-Städtereisen bis zu langsamen Reisen, bei denen die Fahrt selbst ein zentraler Bestandteil der Reise ist. Der Bahntourismus bietet eine breite Palette von Alternativen, die Natur, Kultur und kulturelles Erbe oder auch Exklusivität, Luxus und Technologie miteinander verbinden und gleichzeitig zu einem nachhaltigen Tourismus und zur regionalen Entwicklung in wirtschaftlicher, sozialer und ökologischer Hinsicht beitragen.

Die TopRail-Plattform. Einer der wichtigsten Beiträge der UIC zum nachhaltigen Tourismus ist die TopRail-Initiative. Seit über einem Jahrzehnt erstellt TopRail Studien und Leitlinien und bringt Experten aus dem Bahn- und Tourismussektor zusammen, um den Bahntourismus als strategisches Instrument zur Imageverbesserung der Bahnen, zur Steigerung der Bahnnutzung und zur Berücksichtigung nachhaltiger sozialer Belange zu fördern.

Über die Expertengruppe wirkte die UIC ferner an EU-Projekten wie RailtoLand und Tour&Rail mit. Über ihre Website und die sozialen Medien stellt TopRail eine Reihe von Freizeitaktivitäten vor, die an Bord von Zügen genossen werden können, und bietet Reisenden nachhaltige Urlaubsmöglichkeiten in mehr als 10 Ländern weltweit. Darüber hinaus wird die UIC einen Nachtzug-Atlas herausgeben, der Touristen helfen wird, internationale Reiseziele über Nacht zu erreichen und die Bahn als attraktive und umweltfreundliche Tourismusoption weiter zu fördern.

Verbesserung des Fahrgasterlebnisses. Die UIC ist sich darüber im Klaren, dass der Erfolg eines nachhaltigen Tourismus in hohem Maße von den Erfahrungen der Reisenden abhängt. Um sicherzustellen, dass das Reisen mit der Bahn inklusiv und komfortabel gestaltet ist, hat die UIC mehrere Initiativen zur Verbesserung der Zugänglichkeit und der Zufriedenheit der Fahrgäste gestartet.

Die Initiative Train2bEqual beispielsweise konzentriert sich darauf, Bahnhöfe und Züge sicherer und komfortabler für Frauen zu machen. Auch die PASSAGE-Expertengruppe für Barrierefreiheit arbeitet seit 2010 zusammen, um die Zugänglichkeit für Menschen mit eingeschränkter Mobilität oder Behinderungen zu verbessern und sicherzustellen, dass Bahnreisen für alle Geschäfts- und Privatreisenden zugänglich sind.

Multimodale und integrative Verkehrslösungen. Nachhaltiger Tourismus ist nicht auf einen einzigen Verkehrsträger beschränkt. Die UIC fördert aktiv multimodale Verkehrslösungen, die die Schiene mit anderen Verkehrsträgern wie dem Fahrrad oder dem Flugzeug verknüpft. Die UIC hat untersucht, wie die Infrastruktur und der Service für Fahrgäste verbessert werden können, die Rad und Bahn verbinden möchten. So wurden spezielle Fahrradstellplätze an Bord der Züge und sichere Fahrradabstellplätze an den Bahnhöfen eingerichtet. Das Projekt Rail4Cities zum Beispiel zeigt, wie Bahnhöfe zu mehr als nur Verkehrsknotenpunkten werden können. Im Mittelpunkt dieser Initiative steht die Umwandlung von Bahnhöfen in lebendige städtische Zentren, die sowohl Pendlern als auch Touristen dienen. Durch die Integration nachhaltiger Verkehrsmittel wie das Fahrrad und die Förderung des regionalen Tourismus soll das Projekt Bahnhöfe zu wichtigen Akteuren bei der Entwicklung umweltfreundlicher Städte machen.

Die UIC leitet auch verschiedene Forschungsprojekte, wie Modus und MultiModX, die die Zukunft des europäischen Verkehrs durch die Integration von Luft- und Schienenverkehr modellieren. Diese Projekte zielen darauf ab, nahtlose multimodale Mobilitätssysteme zu schaffen, die es den Fahrgästen ermöglichen, mit minimalen Umweltauswirkungen von Tür zu Tür zu gelangen.

Darüber hinaus zielt die Zusammenarbeit der UIC mit den Akteuren des Luftverkehrs im Rahmen von Projekten wie Air+Rail darauf ab, neue Geschäftsmodelle und Standards für multimodale Tickets zu entwickeln, die es den Reisenden erleichtern, Flüge mit Bahnreisen zu kombinieren und so die Umweltauswirkungen von Fernreisen zu verringern.

Tools zur Erleichterung nachhaltiger Reisen. Die UIC wirkt darauf hin, dass sich die Verkehrsteilnehmer der Umweltauswirkungen ihrer Verkehrsmittelwahl bewusst werden, und stellt ihnen gleichzeitig Instrumente zur Verfügung, die ihnen bei der Wahl nachhaltiger Lösungen helfen.

Auf der TopRail-Website und in den sozialen Netzwerken wird aktiv für nachhaltige und außergewöhnliche Tourismuserlebnisse mit dem Zug geworben. Die UIC stellt jedoch auch ein Verzeichnis und einen Atlas der Hochgeschwindigkeitsverbindungen zur Verfügung, und in Kürze wird eine Karte der Nachtzugverbindungen hinzukommen. Ferner hat die UIC weitere nützliche Tools entwickelt, die den Reisenden helfen, Europa auf direktem oder indirektem Weg mit dem Zug zu erkunden, wie z.B. EcoPassenger (zum Vergleich der Kohlendioxidemissionen verschiedener Reisen), PRM ABT (zur Unterstützung spezieller Hilfestellungen bei internationalen Reisen) oder MERITS, OSDM und eTCD (zur Erleichterung der Planung und des Kaufs internationaler Zugfahrkarten). Quelle UIC / DMM